Real Madrid steht in einem K.o.-Duell wieder einmal mit dem Rücken zur Wand.
Im Halbfinal-Hinspiel der Copa del Rey mussten sich die Madrilenen im "Clasico" dem FC Barcelona zuhause 0:1 geschlagen geben (Spielbericht >>>). Wahrlich keine neue Situation für die "Königlichen", die in der Champions League zuletzt wieder ihre Comeback-Qualitäten zeigten.
Im Lager der "Königlichen" war man sich danach einig, dass eine bessere Ausgangsposition für das Rückspiel am 5. April in Barcelona möglich war. "Wir haben das Spiel dominiert", stellt Torhüter Thibaut Courtois fest.
Real dominierte Barca in allen Belangen
Und der Belgier hat Recht.
64 zu 36 Prozent Ballbesitz für Real, 13 zu vier Torschüsse zugunsten der Madrilenen - doch einen Schuss auf das Tor von Marc-Andre ter Stegen konnte die Ancelotti-Truppe nicht verbuchen. Barca dagegen nutzte einen von zwei Schüssen auf Courtois, um das Siegtor zu erzielen.
Wenngleich dieses offiziell auf das Konto von Real-Verteidiger Eder Militao geht, der den Ball nach einer Parade von Courtois gegen Franck Kessie unglücklich ins Tor bugsierte. Der Torwart pflichtet bei: "Beim Gegentor war sehr viel Pech dabei."
Das weiß auch Coach Carlo Ancelotti, der mit dem Spiel seiner Mannschaft aber zufrieden war. "Es war ein gutes Spiel, sehr intensiv. Wir haben sehr viel Druck ausgeübt und wenn Barca nur 30 bis 40 Prozent Ballbesitz hatte, bedeutet das, dass wir es gut gemacht haben", sagt der Italiener.
Im letzten Drittel hätte Real konsequenter sein können, das sei aber schwer gewesen, "da die Abwehrreihen sehr geschlossen waren. Wir haben nicht genau das Spiel gemacht, das wir machen wollten. Trotzdem gibt es uns Selbstvertrauen für das Rückspiel", ist Ancelotti zuversichtlich.
Ancelotti will Barca nicht mit Liverpool vergleichen
Vor gut einer Woche fegte der spanische Meister in der Champions League noch mit 5:2 über den FC Liverpool hinweg, diesmal gelang erstmals seit dem Liga-Spiel Ende Jänner gegen Real Sociedad kein Treffer. Die Partien an der Anfield Road und nun gegen Barca will Ancelotti nicht miteinander vergleichen.
"Das waren zwei verschiedene Spiele. Wir haben aber beide Partien dominiert und das sollte uns Selbstvertrauen geben. Dass wir Barca nicht die Möglichkeit gegeben haben, so zu spielen, wie sie wollen, ist sehr positiv", sagt der 63-Jährige, obwohl "wir kein gutes Ergebnis erzielt haben."
Sowohl für Ancelotti als auch Courtois ist klar: Barcelona hat diesen Sieg nicht verdient. "Das ist auch ziemlich offensichtlich", konstatiert Ancelotti.
"Es stimmt, dass wir nicht so viele Möglichkeiten hatten, aber ich glaube, dass dieses Spiel auf defensivem Niveau und in Bezug auf das Pressing eines der besten Spiele Real Madrids war", betont der Real-Coach und ist sich sicher, dass eine ähnliche Leistung im Rückspiel zu mehr Torchancen führen würde.
"Denn ich glaube nicht, dass Barcelona im Camp Nou so defensiv spielen kann wie heute", meint er weiter und beschwört den Spirit aus der "Königsklasse". "Es wäre nicht das erste Mal, dass wir in einem K.o.-Spiel einen Rückstand aufholen."
Ein "riesiger Sieg" für Barca
Kollektives Durchatmen war dagegen beim FC Barcelona angesagt.
Ohne die verletzten Robert Lewandowski, Ousmane Dembele und Pedri, dafür mit zwei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge im Gepäck, mussten die Katalanen die Reise in die spanische Hauptstadt zum Erzrivalen antreten.
Das angekratzte Selbstvertrauen war den "Blaugrana" auch über weite Strecken der Partie anzumerken, sollte nun aber wieder wachsen. "Es war ein schweres Spiel", weiß Cheftrainer Xavi, der nun vier seiner bisherigen sechs "Clasicos" als Barca-Coach gewann.
"Der Sieg ist riesig, aber wir müssen uns spielerisch mit dem Ball verbessern", sieht der Spanier für das Rückspiel Verbesserungsbedarf und führt aus: "Mit dem Ball waren wir nicht gut, normalerweise sind wir darin besser, weniger unpräzise. Wir haben in vielen Situationen keine guten Entscheidungen getroffen."
"Der Matchplan war ein anderer"
Real habe sein Team praktisch das ganze Spiel über unter Druck gesetzt, damit erklärt Xavi auch die destruktive und für Barca atypische Spielweise. "Wir haben nicht so gespielt, der Gegner sorgt dafür, dass du so spielst", urteilt er. "Der Matchplan war ein anderer."
Dafür stellte der Copa-Sieger von 2020/21 seine defensiven Qualitäten wieder einmal zur Schau. In La Liga kassierte die Xavi-Truppe erst acht Gegentore, deren drei waren es bislang in der Copa del Rey.
"Die Mannschaft war defensiv spektakulär", findet der Übungsleiter. Busquets lobt seine Kollegen: "Wir haben gut gekämpft, waren solide, haben innen dicht gemacht und defensiv gut gearbeitet."
Xavi schiebt Favoritenrolle nach Madrid, Ancelotti weist sie von sich
Im Großen und Ganzen blickt man also mit Zuversicht auf das am 5. April Rückspiel im Camp Nou.
"Das Rückspiel zuhause zu haben, ist gut", betont Xavi. "Das Ergebnis gibt uns einen kleinen Vorteil für das Rückspiel mit unseren Fans", ergänzt Busquets.
Sein Trainer sieht aber weiter den Rivalen in der Favoritenrolle. Warum? "Weil Madrid uns am Ball heute dominiert hat. Wir haben am Ball keine Lösungen gefunden, konnten uns aus dem hohen Pressing nicht befreien. Das fiel uns schwer."
Ancelotti weist die Favoritenrolle gleich wieder nach Barcelona zurück. "Im Moment sind wir im Nachteil. Aber wir haben das Selbstvertrauen, das Spiel noch zu drehen."
Doch bevor es in rund einem Monat um den Aufstieg ins Copa-Finale geht, wartet am 19. März - ebenfalls in Barcelona - ein richtungsweisender Clasico in La Liga.