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Joaquin: Nie zu alt, um Spaß zu haben

Mit 41 Jahren ist die spielende Legende nach wie vor aktiv. Ein Typ, der die Herzen von Fußballromantikern höher schlagen lässt.

Joaquin: Nie zu alt, um Spaß zu haben Foto: © getty

Wenn seine Enkel später einmal sagen: "Opa, kannst du uns etwas von früher erzählen", dann verfügt er über ein fast unerschöpfliches Repertoire an Geschichten: Joaquin Gonzalez Rodriguez - oder kurz: Joaquin.

Der mittlerweile 41-Jährige steht seit 23 Jahren als Profi auf dem Platz und bricht in den letzten Jahren Rekord um Rekord. Seine Reise durch die weite Fußballwelt begann einst bei Real Betis, dort wird sie auch enden.

Sein Vertrag bei den "Beticismo" läuft noch bis zum Sommer. Im Jahr 2015 - schon damals als "Oldie" - kehrte der Flügelspieler zu seiner "alten Liebe" zurück. Dazwischen kickte er beim FC Valencia, dem FC Malaga und der AC Fiorentina.

Ob danach Schluss ist? Bei Joaquin weiß man das nie. Schon mit Ende der vergangenen Saison hatte er sein Karriereende angekündigt, doch dann folgte der sensationelle Triumph in der Copa del Rey gegen Valencia (5:4 n.E.). 

Joaquin wirkte dabei keineswegs wie ein Maskottchen, das man im Kader aus sentimentalen Gründen mitschleppte. Im Gegenteil: Er kam gegen Ende der regulären Spielzeit aufs Feld, brachte frischen Wind und verwertete auch im Elfmeterschießen seinen Versuch. 

Bei der Siegesfeier im Stadion verkündete der "Teampapa" spontan seine Verlängerung. Die Menge tobte!

(K)ein "Auslaufmodell"

Als er im Jahr 2000 sein Profi-Debüt feierte, waren bis auf Keeper-Oldie Claudio Bravo (39) und Abwehrmann Victor Ruiz (33) alle seine heutigen Teamkollegen noch in der Grundschule, im Kindergarten oder noch gar nicht geboren.

Der blutjunge Joaquin im Trikot von Betis
Foto: © getty

Ihn ob seines Alters als "Auslaufmodell" zu bezeichnen, wäre aber höchst anmaßend. Und dennoch trifft es zu, was jedoch mit seinem Alter nicht das geringste zu tun hat. Denn Joaquin ist einer, wie ihn der Fußball heutzutage kaum noch hat: Ein Typ, immer ehrlich, authentisch und geradlinig. Fußballromantikern geht das Herz auf, wenn er spricht.

Dass er nun schon weit über 20 Jahre Profi ist, fühle sich in Wahrheit aber "wie gestern" an, sagte Joaquin gegenüber "ESPN". "Die Zeit vergeht so schnell, erst recht im Fußball. Ich habe immer noch dieselben Gefühle für den Fußball, dieselbe Lust, dieselbe Begeisterung und dasselbe Engagement", erzählte er im Interview mit strahlenden Augen - und das mit damals 40.

Gefühlsmensch Joaquin

Man sieht, hört und spürt, wie sehr er den Fußball liebt, wenn er darüber spricht. Und gleichzeitig auch, wie sehr ihm die Perspektive, in naher Zukunft nicht mehr dem nachzugehen, was sein Leben ist, zu schaffen macht. "Leider habe ich nur noch sehr wenig Zeit", so Joaquin über den quälenden Gedanken an ein Karriereende, den er wie so oft mit einem Lächeln überspielt.

"Jedes Jahr wird es schwieriger, und es ist ein Privileg, immer noch dabei zu sein", sagt er. Es gibt kaum Feldspieler auf diesem Niveau in seinem Alter, die noch aktiv sind. Joaquin und Superstar Zlatan Ibrahimovic bei der AC Milan sind da schon die absoluten Ausnahmen.

Der Spanier gilt als Frohnatur, auf Bildern und im TV sieht man ihn meist lächelnd. Doch auch in ihm sieht es manchmal ganz anders aus. "Ich bin ein Mensch wie jeder andere, mich schmerzen Dinge. Aufgrund meiner Art gehe ich vielleicht anders damit um, und man sieht es mir nicht an", erklärt er.

Joaquin wurde zu Beginn seiner Karriere als eines der größten spanischen Talente, neben späteren Größen wie Xavi, Iniesta und Casillas, gerühmt. Mit ihnen kickte er auch in Spaniens Nachwuchs-Nationalmannschaften und später im A-Team.

Bereits mit 19 Jahren feierte er am 3. September 2000 sein Debüt für Betis, das zu jener Zeit in der Segunda Division spielte.

Zwei der damaligen Liga-Konkurrenten klingen aus heutiger Sicht fast unglaublich: Atletico Madrid durchschritt zu jener Zeit eine Talsohle. Ebenso wie der FC Sevilla, auch der spätere Europa-League-Champion verdingte sich anno dazumal in Liga zwei.

Im Notizblock von Real Madrid

Es dauerte nicht lange, ehe andere Klubs auf Joaquins Talent aufmerksam wurden. In seiner Debüt-Saison schaffte Betis den Sprung zurück in die Primera Division, nun konnte sich der Youngster auf der ganz großen Bühne präsentieren.

In seinen ersten drei La-Liga-Spielen markierte Joaquin sogleich zwei Treffer: Gegen Espanyol Barcelona und die "Galaktischen" von Real Madrid mit Roberto Carlos, Luis Figo, Zinedine Zidane und Raul.

Joaquins Visitenkarte war ab diesem Zeitpunkt nicht nur gedruckt, sondern bereits veredelt. Der Betis-Jungstar landete auf dem Notizblock von Real. Auch in den beiden darauffolgenden Saisonen lieferte er konstant ab, was ihn in die spanische Nationalelf spülte, mit der er an der WM 2002 in Japan und Südkorea teilnahm.

Tiefpunkt: Bei der WM 2002 scheiterte Joaquin mit dem entscheidenden Elfer im Viertelfinale gegen Südkorea.
Foto: © getty

Dort erlebte er den ersten Tiefpunkt seiner jungen Karriere. Spanien schaffte es ins Viertelfinale und traf auf Gastgeber Südkorea. Nach 120 Minuten stand es 0:0, die Partie ging ins Elfmeterschießen. Bei 3:3 trat Joaquin zum Punkt - und verschoss! Ein Moment, der ihn lange beschäftigte, wie Joaquin bei "ESPN" offenbarte: "Es war schwer, das alles zu verarbeiten."

"Ich war gerade erst 20 geworden, und diese Nacht war hart. Da waren Spieler, die für mich Idole waren, von denen ich zwei Tage zuvor noch geträumt hatte: Gaizka Mendieta, Fernando Hierro, Luis Enrique, Raul, Fernando Morientes - jetzt war ich mit ihnen bei einer Weltmeisterschaft", so Joaquin.

"Wenn dann so etwas passiert, wenn man das Gefühl hat, herausgehoben zu werden, weil man den Elfmeter verschossen hat, der uns nach Hause geschickt hat - ich war völlig durcheinander. Ich war 20, und man weiß nicht, wie man seine Karriere oder sein Leben danach angehen wird", sagt er heute.

"Manchmal vergessen wir das Wichtigste"

Doch Joaquin fing sich, fand die Freude am Spiel wieder - auch dank des "sicheren Hafens" bei Betis. Bei der EM 2004 stand er erneut im Kader von Teamchef Inaki Saez, doch bereits nach der Gruppenphase war Schluss. Joaquin galt als einer der wenigen Lichtblicke.

Im Sommer jenes Jahres war das "Weiße Ballett" von Real Madrid langsam in die Jahre gekommen und so sollte auch Joaquin ein "Galaktischer" werden. Davon bekam jedoch der damals frisch von Roman Abramowitsch gekaufte FC Chelsea Wind und unterbreitete Joaquin ebenso ein Angebot.

Doch Geld war nie die Triebfeder des Flügelspielers. Allen Erwartungen zum Trotz widerstand er den Lockrufen des großen Geldes. Er liebte "sein" Betis so sehr, dass er nicht gehen wollte. "Ich konnte mir nicht vorstellen, Betis zu verlassen. Ich war einfach glücklich dort", sagte er später.

Generell hat er für junge Spieler einen wichtigen Rat. Wenn ein junger, talentierter Spieler ein Angebot eines Spitzenklubs erhält, sei dies stets "eine Gelegenheit, sich wichtig zu fühlen, Geld zu verdienen und nach Trophäen zu streben", weiß er auch von sich selbst. "Aber manchmal", gibt er zu bedenken, "manchmal vergessen wir dabei das Wichtigste: zu spielen", sagt der 41-Jährige.

Mourinho: Bewunderung für Absage

Dass er sich stets treu blieb, ehrlich zu sich und anderen war und auf sein Gefühl hörte, sei die richtige Entscheidung gewesen. "Ich bereue nichts", unterstrich er gegenüber "ESPN".

Vielmehr zeugt es wohl von Respekt und ungeheurer Wertschätzung dieser Eigenschaft gegenüber, wenn selbst ein Jose Mourinho (damals Chelsea-Coach) einen adelt. Und zwar nicht OBWOHL, sondern WEIL man ihm absagt. "Ich weiß es zu schätzen, dass du ehrlich bist", sagte ihm der heutige AS-Roma-Trainer einst. "Denn du bist der erste Fußballer, der Nein zu mir gesagt hat."

Der damalige Chelsea-Coach Mourinho bewunderte Joaquin für seine Absage an ihn.
Foto: © getty

Das Nein lohnte sich. Im Jahr darauf durfte Joaquin mit Betis seinen bis dahin größten Erfolg bejubeln: Die "Beticismo" gewannen 2005 die Copa del Rey - erstmals seit fast 30 Jahren.

Nach der WM 2006 verließ er seinen Heimatverein dennoch. Dass es das letzte Turnier mit der "Furia Roja" sein sollte, mit der er im Achtelfinale an Frankreich scheiterte, ahnte er damals noch nicht.

Joaquin wechselte zum FC Valencia. Einerseits wollte der zu jener Zeit 25-Jährige zumindest ein paar wenige Male Champions-League-Luft schnuppern, andererseits raufte Betis mit finanziellen Problemen und der Verkauf des Aushängeschilds brachte die sehr ordentliche Summe von 25 Millionen Euro ein.

Die "Fledermäuse" waren damals dank Rang drei für die Königsklasse qualifiziert und bliesen zum Großangriff. Dafür wurden zusätzlich zu den bereits vorhandenen Stars um Roberto Ayala, Santiago Canizares, David Villa und Ruben Baraja noch Fernando Morientes, Asier Del Horno und eben Joaquin als Königstransfers verpflichtet.

Wechselbad der Gefühle in Valencia

Kurz bevor Joaquins Wechsel nach langen und zähnen Verhandlungen zwischen Valencia und Betis über die Bühne ging, ereigneten sich zwei für heimische Fans denkwürdige Spiele: In der Qualifikation für die Champions League trafen die "Fledermäuse" auf den FC Red Bull Salzburg. Dank eines Tors von Karel Pitak bezwangen die "Bullen" die Startruppe im Heimspiel sensationell mit 1:0. Im Rückspiel folgte die große Ernüchterung: Diesmal unterschätzten die Spanier ihren Gegner nicht und siegten mit 3:0.

Einen Tag nach dem Rückspiel gab Valencia Joaquins Verpflichtung bekannt. Ernüchterung gab es alsbald aber auch beim Neuzugang: Unter Quique Sanchez Flores in Saison eins noch Stammspieler, erlebte er in der folgenden Spielzeit die bis dahin schwerste Zeit seiner Karriere.

Im November 2007 musste Flores seinen Hut nehmen. Eine Niederlagenserie, die in einem Heim-1:5 gegen Real Madrid gipfelte, war für die Verantwortlichen zu viel. Als sei Flores' Abgang ein Wink mit dem Zaunpfahl, bestritt Joaquin just im selben Monat sein bis heute letztes Länderspiel.

Obwohl er in der Qualifikation regelmäßig zum Einsatz kam, reichte es nicht für einen Platz in jener Mannschaft, die im Sommer 2008 im Ernst-Happel-Stadion den EM-Titel bejubeln sollte.

Dennoch habe er es dem Team von Herzen vergönnt, wie er sagt. "Ich maße mir nicht an, zu sagen, dass ich hätte einberufen werden sollen. In diesem Team gab es so großartige Spieler wie Santi Cazorla oder David Villa, ich freue mich sehr für sie", sagt er heute.

Er habe beim Zusehen "Tränen in den Augen gehabt, aber ich habe es genauso genossen wie alle anderen. Mannschaftskameraden riefen mich an und gratulierten mir, und ich fühlte mich als Teil des Ganzen", zeigt er sich dankbar. Dennoch sei es "hart, schmerzhaft und traurig" gewesen, dass er es nicht selbst erleben konnte. "Das war nicht fair. Ich glaube, Aragones (2008 Teamchef, Anm.) war damals sehr, sehr ungerecht zu mir", meint Joaquin. "Aber sie hatten ein großartiges Team und sie haben es verdient", fügt er an.

Koeman "hat das Team zerstört"

Nicht weniger betrüblich lief es für Joaquin auf Klubebene. Der Nachfolger des in Valencia geschassten Flores hieß Ronald Koeman, an dem Joaquin später kein gutes Haar lassen sollte. Der heutige "Bonds-Coach" brachte Joaquin zwar regelmäßig zum Einsatz, sortierte aber zahlreiche verdiente Stars aus, womit er nicht nur bei Joaquin auf Unverständnis stieß. "Er hat das Team in fünf Monaten zerstört", sagte Joaquin später zur "Marca".

Die Valencia-Fans wünschten sich schon bald Flores zurück: Unter Koeman rutschte der Klub in eine Abwärtsspirale. Zwar gewann man noch die Copa del Rey, doch wenige Tage danach unterlag Valencia mit 1:5 gegen Athletic Bilbao und Koeman musste gehen, Unai Emery übernham. Valencia lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang 16 der Tabelle, nur noch zwei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Emery gewann vier der letzten fünf Spiele und führte das Team noch auf Rang zehn.

Koeman habe bewiesen, "dass er ein schlechter Trainer und eine schlechte Person ist", urteilte Joaquin später. "Das Einzige, was ihn interessiert hat, war, fünf oder sieben Flaschen Wein zum Abendessen zu haben", legte er nach. Das blieb nicht unerwidert: Joaquín habe "30 Millionen Euro gekostet und 30 Euro Ertrag gebracht", konterte Koeman.

Bei "Cadena Ser" meinte Joaquin daraufhin, dass er Koeman "nicht einmal als Zeugwart anstellen" würde, hätte er eine führende Position in einem Verein inne.

"Ich würde Koeman nicht einmal als Zeugwart einstellen!"

Joaquin lässt kein gutes Haar an seinem Ex-Coach.

Emery sorgt für Aufschwung

Unter Emery lief es in den folgenden Jahren besser, auch für Joaquin. Hinter den übermächtigen Klubs Barcelona und Real Madrid wurden die "Fledermäuse" zweimal Dritter. In 123 Spielen unter dem heutigen Coach von Aston Villa erreichte Joaquin 61 Scorerpunkte und gehörte zu den absoluten Leistungsträgern.

Zu Beginn der 2010er-Jahre schwang sich der FC Malaga zum neuen spanischen Ligakrösus auf. Scheich Abdullah Bin Nasser Al Thani, früher Premierminister im WM-Ausrichterland Katar, erwarb den Klub.

Von da an schien es keine Grenzen mehr zu geben: Malaga sollte zur neuen Nummer eins im spanischen Fußball werden. Zahlreiche Stars, unter anderem Isco, Nacho Monreal, Santi Cazorla und Martin Demichelis wurden geholt. Im Sommer 2011 eiste man schließlich auch Joaquin von Valencia los.

In seiner Zeit bei den Andalusiern erlebte Joaquin die vielleicht bitterste Niederlage auf Klubebene seiner ganzen Karriere. Nachdem sich Malaga dank Platz vier in der Saison 2011/12 für die Champions League qualifizieren konnte, schaffte man es auf Anhieb ins Viertelfinale. Der Gegner: Das damals im Höhenflug befindliche Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp.

Im CL-Viertelfinale 2013 erlebte Joaquin gegen Dortmund (rechts Gündogan) eine der schlimmsten Niederlagen seiner Karriere.
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Das Hinspiel im La Rosaleda zu Malaga endete mit einem torlosen Remis. Im Rückspiel brachte Joaquin sein Team nach 25 Minuten in Führung, die Robert Lewandowski jedoch noch vor der Pause ausgleichen konnte. In Spielminute 82 gelang Eliseu die vermeintliche Entscheidung zugunsten Malagas, doch angefeuert von 65.000 Fans drehte der BVB dank zwei Treffern in der Nachspielzeit (Reus, Santana) die Partie noch um.

"Es war sehr schmerzhaft, denn die Art und Weise, wie wir gescheitert sind, war sehr, sehr traurig", schilderte Joaquin später. "Ich ging in der 86. Minute vom Platz und dachte, ich würde ins Halbfinale kommen", erzählte er bei "ESPN".

Doch es kam anders. Dennoch wurde das Team bei der Heimkehr von seinen Fans frenetisch gefeiert. "Wir kamen zurück und die Leute hatten Tränen in den Augen. Es war, als ob wir die Champions League gewonnen hätten, so wie sie uns empfangen haben", denkt er mit Gänsehaut zurück.

Nach der Saison 2012/13 verließ Joaquin den FC Malaga. Scheich Al Thani hatte beschlossen, sein "Spielzeug" wieder zu verkaufen. Der Klub brauchte also dringend Geld und versank daraufhin im Chaos, wie ihr in unserem "Tor zur Welt" nachlesen könnt:

Lediglich 1,8 Millionen Euro bezahlte die Fiorentina für Joaquins Dienste im Sommer 2013 an die klammen Andalusier. Zwei Jahre verbrachte er anschließend in Italien, in 71 Spielen für den früheren Klub von Ikone Gabriel Batistuta erzielte er sieben Treffer und bereitete 13 weitere vor.

Im Sommer 2015 sollte sich der Kreis dann schließen: Die "alte Liebe" Real Betis klopfte an und Joaquin kehrte nach neun Jahren in seine Heimat zurück.

Im dritten Jahr nach seiner Rückkehr dachte Joaquin zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, seine Schuhe an den Nagel zu hängen. Seine Leistungen ließen nach und immer öfter fand sich der Kapitän nur auf der Bank wieder. "Da gab es Momente, in denen ich merkte, dass es einfach nicht mehr funktioniert", so Joaquin.

Doch dann übernahm der spätere Barca-Coach Quique Setien das Zepter bei Betis. Für den damals 37-Jährigen ein Glücksfall. "Es gab strukturelle Anpassungen, und der Verein machte einen Schritt nach vorn, was bei mir vieles veränderte", erzählt er.

Seither zeigt die Entwicklung des Traditionsvereins aus Sevilla stetig nach oben. Die Krone setzte sich das von der spielenden Klub-Legende angeführte Team am 23. April 2022 auf, als Joaquin zum dritten Mal in seiner Karriere die spanische Pokaltrophäe in die Höhe recken durfte.

Damit brach er passenderweise die nächsten Rekorde: Joaquin wurde mit 40 Jahren und 276 Tagen zum ältesten Profi, der je in der Copa del Rey eingesetzt wurde. Zudem ist er der Spieler mit der längsten Zeitspanne zwischen zwei Titelgewinnen: 6.160 Tage, also knapp 17 Jahre, lagen zwischen seinem ersten und letzten Triumph.

In dieser Saison könnte er einen weiteren Rekord brechen: In der Primera Division stehen noch 21 Spieltage aus. Joaquin hält derzeit bei 606 Spielen im spanischen Oberhaus. Damit liegt er in der Rangliste der meisten Einsätze auf Rang zwei hinter Andoni Zubizarreta. Somit fehlen ihm nur noch 16 Einsätze auf die Keeper-Legende.

Armin Assinger lässt grüßen

Der 41-Jährige ist über Sevilla hinaus längst zu einer spanischen Kultfigur geworden. Joaquin hat in Spanien mittlerweile sogar eine eigene TV-Sendung. Im Rahmen des Reality-Talk-Formates "El Novato" ("Der Anfänger") sucht er vermeintlich eine Aufgabe für die Zeit nach seiner Karriere.

Dabei probiert er verschiedene Berufe aus: So versuchte sich Joaquin bereits als Koch, Astronaut, Nachrichtensprecher oder Moderator einer Quizshow. Ob er sich zu einem Armin Assinger der iberischen Halbinsel aufschwingt, sei aber dahingestellt und ist offenkundig auch nicht primäres Ziel des Formates.

Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2023 und Joaquin schnürt sich nach wie vor die Fußballschuhe. Bezeichnend: Sein letztes Länderspiel bestritt er vor über 15 Jahren - manche Karrieren dauern nicht einmal so lange.

Wie lange die Betis-Legende noch weitermacht, weiß er wohl selbst nicht so genau. "Sie können mich nicht von hier wegzerren", sagt er selbst. Sie werden es wohl auch nicht versuchen, denn Gefühlsmensch Joaquin spürt den rechten Zeitpunkt selbst wahrscheinlich am besten.

Noch aber ist der Spaß zu groß, um Adieu zu sagen. "Was mich weitermachen lässt, ist, dass ich immer noch an Wettkämpfen teilnehmen kann. Wenn ich das Gefühl hätte, dass es zu viel ist, hätte ich schon längst aufgehört", unterstreicht der 41-Jährige.

Gedanken an ein Karriereende klingen jedenfalls anders. Aber bei Joaquin weiß man ja nie.


VIDEO - Joaquin zeigt seine Coolness im Strafraum:

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