Im laufenden Transferfenster richten sich die Augen der Fußball-Fans beinahe tagtäglich in Richtung Barcelona.
Die "Blaugrana" machten scheinbar ungeachtet der finanziellen Situation des Klubs mit mehreren großen Einkäufen auf sich aufmerksam, allen voran stand natürlich der Königstransfer von FIFA-Weltfußballer Robert Lewandowski.
Nach einer enttäuschenden Saison mit dem Europa-League-Aus gegen Frankfurt und 13 Punkten Rückstand auf den Erzrivalen Real Madrid in der spanischen Liga wollen die Katalanen in diesem Jahr so richtig angreifen und sich den europäischen Fußballthron zurückholen.
Aus diesem Grund zieht LAOLA1 vor dem Saisonstart (Samstag ab 21:00 Uhr im Live-Ticker) ein Zwischenfazit über die bisherigen Zu- und Abgänge und blickt voraus, was bis Ende August noch passieren könnte.
Wer ist neu dabei?
Es gibt wohl keinen Fußballfan der Welt, der den größten Sommertransfer der Spanier nicht mitbekommen hat. Für 45 Millionen Euro wechselte Robert Lewandowski nach einem langen Hickhack aus München nach Barcelona.
Der Pole soll wie bei den Bayern für die entscheidenden Tore sorgen und gibt den Barca-Fans nach dem Abgang von Lionel Messi im vergangenen Jahr endlich wieder einen absoluten Weltstar als Galionsfigur.
Während Lewandowski der wohl bewegendste Transfer des Sommers war, war er nur der drittteuerste Neuzugang der Spanier.
Um 50 Millionen Euro kam Innenverteidiger Jules Kounde von Ligakonkurrent FC Sevilla nach Barcelona. Der Franzose wird sich mit dem ablösefrei zugewanderten Andreas Christensen (FC Chelsea) und Ronald Araujo die Plätze in der Innenverteidigung ausmachen. Wenn Trainer Xavi weiterhin an seiner Viererkette festhält, wird ein Spieler aus dem Trio vorerst auf der Bank Platz nehmen müssen.
Barcas teuerster Neuzugang des Sommers kam für 58 Millionen Euro aus Leeds. Raphinha ist hauptsächlich auf dem rechten Flügel beheimatet und sorgte in den letzten zwei Saisonen in der Premier League stets für Unruhe. Der rechte Flügel ist damit doppelt besetzt, da Ousmane Dembele für weitere zwei Jahre unter Vertrag genommen wurde.
Ein weiterer namhafter Neuzugang des Transferfensters heißt Franck Kessie. Der Ivorer kam so wie Christensen ablösefrei nach Barcelona und bietet eine neue Option für das Zentrum. Der 25-Jährige hat bereits mehrere Stationen in Italien hinter sich, zuletzt sortierte er beim AC Milan das Mittelfeld und führte die "Rossoneri" mit seinen starken Leistungen zum ersten Meistertitel seit 2011.
Wer musste gehen?
Die Liste der Abgänge besteht größtenteils aus Spielern, die den Verein ablösefrei verlassen haben, einzig der Abgang von Philippe Coutinho spülte ein wenig Geld in die Vereinskasse. Der Brasilianer, der sich nach seinem Megatransfer um 135 Millionen Euro vom FC Liverpool 2018 nie wirklich durchsetzen konnte, verbrachte bereits das letzte Halbjahr auf Leihbasis bei Aston Villa.
Das Team von Trainer Steven Gerrard verpflichtete den 30-Jährigen im Sommer für vier Jahre und zahlte den Katalanen eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro, ein Profitgeschäft sieht anders aus.
Riqui Puig (22) und Oscar Mingueza (23) weisen zwei fast idente Geschichten auf. Beide kommen ursprünglich aus der Barca-Jugend und kamen in den letzten zwei Jahren vermehrt zu Einsätzen für die Kampfmannschaft. Die Leistungen wurden aber nicht als ausreichend empfunden, Puig zog es zu LA Galaxy, während Mingueza bei Celta Vigo andockte.
Mit Dani Alves verließ ein dreifacher Champions-League-Sieger den FC Barcelona im Sommer. Der 39-jährige Rechtsverteidiger hat noch immer nicht genug und setzt seine Karriere in Mexiko bei UNAM Pumas fort.
Recht wenig Bedeutung fanden die verbleibenden drei Abgänge. Moussa Wague, Rey Manaj und Ersatztorhüter Neto verließen den Verein ebenfalls ablösefrei. Rechtsverteidiger Wague lief lediglich sechs Mal in Rot-Blau für die Kampfmannschaft auf, Stürmer Manaj kam überhaupt nie über einen Platz auf der Ersatzbank hinaus.
Bleiben noch die zwei Leihspieler Clement Lenglet und Francisco Trincao. Beide kamen für jeweils über 30 Millionen Euro zu den Spaniern, für die kommende Saison gab es jedoch keinen Platz für die beiden. Lenglet wird die Saison bei Tottenham verbringen, während Trincao, für den Barca eine Leihgebühr von drei Millionen Euro erhielt, in seiner portugiesischen Heimat bei Sporting Lissabon zu Einsatzzeit kommen soll.
Barcas Transferbilanz 2022/23 bisher: -130.000.000 Euro
Was kann noch passieren?
Die größte Unbekannte ist momentan Frenkie de Jong. Der Niederländer ist seit drei Jahren beim Verein und besitzt einen laufenden Vertrag bis 2026. Aufgrund der akuten Geldprobleme Barcas wurde ein Verkauf von de Jong Anfang des Sommers mehrmals öffentlich zur Diskussion gestellt, Interessenten gäbe es zur Genüge.
Bereits Ende Juni waren sich verschiedene britische Medien einig, dass der 25-Jährige bei Manchester United landen würde. Die "Red Devils" hätten angeblich 80 Millionen Euro für den Mittelfeldspieler auf den Tisch legen wollen, letztendlich wurde aus dem Transfer doch nichts.
Barca-Präsident Laporta legte sich quer und beteuerte mehrmals, dass der Spieler nicht zum Verkauf stünde, woraufhin es bis August wieder vergleichsweise ruhig wurde.
Dann kam plötzlich der FC Chelsea aufs Parkett, die Avancen der Londoner scheinen bereits weit fortgeschritten zu sein. Ein Deal mit den "Blues" könnte für die "Blaugrana" in doppelter Hinsicht von Vorteil sein.
Das Team von Thomas Tuchel bietet nämlich nicht nur 70 Millionen Euro für den 44-fachen Nationalspieler. Zusätzlich soll auch noch Linksverteidiger Marcos Alonso als Teil des Wechsels nach Barcelona kommen, der Spanier gilt als Backup-Wunschoption für den alternden Jordi Alba. Alternativ ist in Barcelona auch eine Alonso-Verpflichtung denkbar, die keinen Verkauf von de Jong beinhaltet, der 31-Jährige soll etwa zehn Millionen Euro kosten.
Auf dem Abstellgleis befinden sich weiters Samuel Umtiti und Martin Braithwaite. Umtiti hat aufgrund der neuen Konkurrenz in der Innenverteidigung praktisch keine Chance mehr auf ein Leiberl, Braithwaite steht bei Sturmoptionen wie Lewandowski, Aubameyang und Depay ebenfalls hinten an. Der Vertrag des Franzosen läuft noch bis 2026, der Däne ist noch bis 2024 an Barca gebunden, idealerweise sollen die beiden noch etwas Geld in die leeren Kassen spülen.