Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Spätestens seit der 2:3-Niederlage gegen Atletico Madrid im Halbfinale der Supercopa ist klar, dass Ernesto Valverdes Tage auf der Trainerbank des FC Barcelona so gut wie gezählt sind.
Nur einen Sieg aus den vergangenen fünf Spielen konnten die Katalanen einfahren, das ist für die Ansprüche dieses Klubs viel zu wenig. Da helfen auch die knappe Tabellenführung in La Liga - Real Madrid ist punktegleich Zweiter - und der Umstand, dass Valverde in 145 Partien im Amt nur 16 verloren und einen Punkteschnitt von 2,23 aufzuweisen hat, nicht viel weiter.
Geschäftsführer Oscar Grau und Sportdirektor Eric Abidal sind ausgerückt, um einen neuen Trainer zu finden. Und dieses Unterfangen erweist sich als ziemlich schwierig.
Zwei Absagen
Denn zwei Männer, die auf der Liste ganz oben gestanden sind, haben am Wochenende bereits abgewunken.
Xavi, fast zwei Jahrzehnte Denker und Lenker im Barca-Mittelfeld, will den Job nicht. Also zumindest nicht sofort. Der 39-Jährige, der erst ein halbes Jahr Erfahrung als Trainer gesammelt hat, will sich vorerst auf seine Aufgabe in Katar bei Al Sadd konzentrieren. Frühestens im Sommer stünde er bereit, heißt es.
Auch Ronald Koeman hat keine Lust, sich sofort von seiner aktuellen Aufgabe zu trennen. Der 56-Jährige bereitet die Niederlande in seiner Funktion als Bondscoach auf die EURO 2020 vor, wo es unter anderem gegen das ÖFB-Team geht. Koeman hat in seinem Vertrag eine Klausel, die ihm im Sommer einen Wechsel zum FC Barcelona ermöglicht, davor ist ein Wechsel kein Thema.
Pochettino und der Haken
Also soll nun Mauricio Pochettino in den Fokus gerückt sein. Der Argentinier hat aktuell nichts zu tun, hat sich Tottenham doch vor rund zwei Monaten entschieden, lieber sein Glück mit Jose Mourinho zu versuchen. Dem 47-Jährigen wird zwar ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Ramon Planes, Nebenmann von Abidal in der Sportdirektion, nachgesagt, doch es gibt einen großen Haken an der Sache.
Pochettino war viele Jahre lang Spieler und Trainer von Espanyol, ist praktisch eine Legende bei Barcas Stadtrivale. Vor Jahren hat der Coach einmal erklärt, niemals Trainer bei Barca sein zu wollen. "Ich arbeite lieber auf meiner Farm in Argentinien, als bestimmte Klubs zu trainieren", tönte er einst. Man darf gespannt sein, ob sich seine Meinung inzwischen geändert hat.
Kurzfristige Lösungen und Außenseiter
Eine naheliegende Lösung wäre indes, Francisco Javier Garcia Pimienta zu befördern. Der 45-Jährige ist seit 2001 in diversen Funktionen im Nachwuchs des Klubs tätig, seit April 2018 betreut er Barcelona B. Er würde sich den Schritt zutrauen, die Frage ist, ob es das Management des Klubs auch so sieht.
Als kurzfristige Lösung wird auch Quique Setien ins Spiel gebracht. Der 61-Jährige ist seit Sommer arbeitslos, war davor zwei Jahre Coach bei Betis und gilt als Verfechter jenes Ballbesitz-Fußballes, den sie auch im Camp Nou gerne sehen.
Außenseiterchancen werden Thierry Henry (Montreal Impact), Gabi Milito (Estudiantes), Erik ten Hag (Ajax), Marcelo Gallardo (River Plate) und Belgien-Teamchef Roberto Martinez zugerechnet.