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FC Valencia: Die Auferstehung der Gescheiterten

Die "Fledermäuse" aus Ost-Spanien mischen in La Liga wieder ganz vorne mit.

FC Valencia: Die Auferstehung der Gescheiterten

Jahrelang spielte der FC Valencia eine große Rolle in Spaniens Klubfußball. Stets konnten sich die "Fledermäuse" in den Champions-League-Plätzen halten und 2008 sogar die Copa del Rey gewinnen.

Doch dann kam der Einbruch: Ein Schuldenberg in Höhe von bis zu 650 Millionen Euro führte dazu, dass immer mehr Leistungsträger teilweise unter Marktwert abgegeben werden mussten und die "Blanquinegros" in den letzten beiden Saisonen mit Rang 11 und 12 ihren sportlichen Tiefpunkt erreichten.

Mit dem Beginn der aktuellen Spielzeit wurde aber alles anders. Ein neuer Chefcoach wurde installiert, das System modernisiert und einige Transferschnäppchen, die sich als absolute Kracher herrausstellten, konnten verpflichtet werden.

Die Konsequenz: Der FC Valencia ist auferstanden, befindet sich mitten in einer enorm starken Saison und ist in La Liga Barcelona-Jäger Nummer eins. Auch in der Copa del Rey ist man noch vertreten und steht vor dem Rückspiel gegen Real Saragossa (Heute 21:30, LIVE im LAOLA1.tv-Stream) vor dem Aufstieg ins Achtelfinale.

LAOLA1 wirft einen Blick auf den Höhenflug der "Fledermäuse" und die Gründe für diesen:

Routine in der Coachingzone

Mit Marcelino Garcia Toral, kurz Marcelino, landete man in der Mittelmeerstadt einen absoluten Glückstreffer.

Valencia-Coach Marcelino
Foto: © getty

Der 52-jährige Coach, der zuvor schon bei acht anderen spanischen Vereinen das sportliche Sagen hatte und im vergangenen Jahr kurz vor einem Engagement bei Inter Mailand stand, übernahm die Geschicke in Valencia erst im vergangenen Sommer.

Schon im September 2016 flirtete der Ex-Villarreal-Coach nach seinem überraschenden Ende beim "gelben U-Boot" mit dem FC Valencia, eine Sonderregel der spanischen Liga verbat ihm damals innerhalb einer Saison zwei verschiedene Teams der Primera Division zu trainieren.

Sein Ersatzmann, Ex-Italien-Teamchef Cesare Prandelli, scheiterte aber genau so wie viele andere prominente Flops wie Garry Neville oder Interims-Coach Voro.

So wurde ein Jahr später aus dem Flirt doch noch eine Liebesgeschichte - und die stellte sich als eine richtig erfolgreiche heraus.

Systemumstellung als Trumpf

Marcelino kam nach Ostspanien, stellte die "Fledermäuse" sofort auf sein Lieblingssystem, ein flaches 4-4-2, um und siegte.

Seit dieser Taktikumstellung agiert der FC Valencia in der Rückwärtsbewegung enorm kompakt und glänzt durch ein flottes, effizientes Umschaltsspiel, welches durch die technisch extrem starken und schnellen Flügelspieler, Goncalo Guedes und Carlos Soler begünstigt wird. Zudem kommt ein passsicheres zentrales Mittelfeld - Dani Parejo und Geoffrey Kondogbia bringen fast 90% ihrer Passversuche an den eigenen Mann - und mit Simone Zaza und Rodrigo zwei spielstarke Mittelstürmer, die sich immer wieder gut zurück fallen lassen und so viele Räume öffnen.

"Los Che" agieren dadurch extrem offensivstark, können mit 33 Treffern die zweitbeste Torausbeute der Liga (Barcelona ist Erster mit 34) aufweisen und sind in dieser Saison noch ungeschlagen.

Gescheiterte Spieler blühen auf

Zaza, Kondogbia oder Guedes - das alles sind Spieler, die, auch wenn es sich hart anhört, zuvor bei einem anderen Verein gescheitert sind, und nun absolute Schlüsselrollen bei "Los Che" einnehmen.

Topstürmer Simone Zaza konnte genau so wie Einser-Goalie Neto von Juventus Turin, wo die beiden überhaupt keine Rolle spielten, im Gesamtpaket für vergleichsweise billige 22 Millionen Euro verpflichtet werden. Gabriel Paulista wagte sich von Villarreal zu Arsenal, setzte sich dort nicht durch und ist einen 11-Millionen-Sommertransfer später Abwehrchef der Valencianer.

Auch einige Leih-Transfers erwiesen sich als absolute Volltreffer. Stammverteidiger Jeison Murillo und Spielmacher Kondogbia kamen etwa leihweise von Inter Mailand, wo sie nicht mehr gebraucht wurden. Dazu kommen die 21-jährigen Talente Andreas Pereira von Manchester United, oder Guedes, der bei PSG aussortiert wurde und nun durch tolle Leistungen sogar das Interesse von Real Madrid auf sich gezogen haben soll.

Nachwuchsspieler werden forciert

Valencia gilt schon länger als Team, welches hohe Summen mit dem Verkauf von Eigengewächsen an Top-Klubs verdient.

Juan Bernat (zu den Bayern), David Silva (zu den Citizens nach Manchester) und Paco Alcacer (nach Barcelona) wurden um insgesamt knapp 70 Millionen Euro veräußert. Auch andere spanische Nationalspieler wie Jordi Alba oder Juan Mata kamen als Jugendliche nach Valencia und konnten um teures Geld verkauft werden.

In der aktuellen Mannschaft bilden mit Jose Gaya, Toni Lato und Carlos Soler ebenfalls drei junge Spanier aus der eigenen Jugend absolute Stützen des Erfolgsteams und werden wohl früher oder später für hohe Millionenbeträge zu großen Klubs wechseln.

Wie sieht die Zukunft aus?

Finanziell geht es bei den "Che" zuletzt wieder etwas nach oben. Seit Peter Lim, ein umstrittener Milliardär aus Singapur, den 2008 mit 650 Millionen Euro höchstverschuldeten Verein Spaniens 2014 übernahm und gleich 200 Millionen Euro an Schulden tilgte, ist man in Valencia auf Schuldenreduktionskurs.

Das einzige Problem an dem asiatischen Mäzen: Er versteht wenig von Fußball, hat dies aber erst seit Kurzem begriffen und wollte sich gerade zu Beginn zu oft in die sportlichen Geschicke des Vereins einmischen. Erst seit diesem Jahr hält er sich diesbezüglich zurück.

Unter den Valencia-Anhängern genießt der 64-Jährige kein hohes Ansehen und es kam des Öfteren zu Unmutsbekundungen gegen den Geldgeber. Protestierende Fans wurden in einem öffentlichen Statement nur als "Fake-Fans" abgestempelt. Die Zukunft des Klubs aus Ostspanien wird also auch unmittelbar mit den Launen des Besitzers aus Singapur zusammenhängen.

Baustellen gibt es nämlich nach wie vor, etwa das angedachte Stadion "Nou Mestalla". Seit 2007 befindet sich die Arena in der Planung, fertiggestellt ist sie aber noch immer nicht. Der verkorkste Bau trug einen großen Teil zum Schuldenberg bei. 2009 wurde er gestoppt und nicht wieder aufgenommen, da die Finanzierung nicht gesichert war.

Um das angepeilten Fertigstellungs-Datum 2021 zu realisieren, wird es auch wichtig sein, wie der FC Valencia wirtschaftlich aufgestellt ist. Arbeitet man aber weiter so vernünftig wie in letzter Zeit, steht einer Rehabilitierung der "Fledermäuse" als einer der Top-Klubs Spaniens nichts im Weg.

Hier geht es zum LIVE-STREAM FC Valencia-Real Saragossa!

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