Am vergangenen Sonntag stieg Marc-Andre ter Stegen hoch, um eine Flanke abzufangen, wurde dabei von einem Gegenspieler etwas behindert und verdrehte sich das Knie. Wenig später wurde er mit der Trage vom Feld gebracht. Diagnose: Patellasehnen-Riss.
"Es ist eine akute Überlastungssituation, die auf die Sehne einwirkt. Wenn man sich die Szene bei Marc-Andre ter Stegen anschaut, wird er bei seinem Sprung behindert und kommt dann falsch auf. Dann kommt es zu einer falschen Belastung der Patellasehne", erklärt Dr. Mark Salzmann, Ortopäde und Unfallchirurg in München gegenüber "ran".
Parallelen zu R9
Manch einem Fußball-Fan kommt bei dem Anblick der Verletzung des deutschen Nationaltorwarts auch ein anderer Name in den Sinn: Ronaldo Nazario. Auch dem brasilianischen Ausnahme-Stürmer erging es am 13. Februar 2008 ähnlich.
Nach einem Luftzweikampf blieb der Brasilianer schmerzverzerrt liegen. Auch damals war die Diagnose ein Patellasehnen-Riss. Der Superstar schaffte es nach der Operation nie wieder auf das gleiche Niveau zurück.
"Aus meiner Erfahrung gibt es meistens eine Vorgeschichte mit der Sehne, ein gewisser Vorschaden ist meistens da. Ich habe gelesen, dass ter Stegen früher schon Probleme mit der Patellasehne hatte. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass es eine gewisse Vorschädigung gab", so Dr. Salzmann, der auch der Team-Arzt der U-17-Auswahl des DFB ist.
Tatsächlich hatten sowohl "R9" als auch ter Stegen vor der Verletzung vermehrt Probleme im jeweiligen Knie.
Bereits in den Jahren 2020 und 2021 wurde der Torhüter aufgrund von Beschwerden im rechten Knie operiert und fiel längere Zeit aus. Am Sonntag riss in eben diesem rechten Knie die Patellasehne.
Steffi Graf beendete nach dieser Verletzung die Kariere
Auch die deutsche Tennisspielerin Steffi Graf riss sich die Patellasehne und musste im Anschluss ihre Karriere beenden. Dies könnte auch Deutschlands Nummer eins blühen, denn bei Verletzungen im Knie gibt es immer ein gewisses Restrisiko, das jedoch eine vollständige Heilung nicht ausschließt.
Auch Dr. Salzmann sieht das Thema kritisch: "Von den operativen Techniken ist man vielleicht ein Stück weiter als früher. Was man heutzutage zusätzlich macht, ist die Eigenblut-Therapie, die gerade im Kommen ist. Mit einer solchen Eigenblut-Therapie kann man die Heilung der Sehnen unterstützen. Aber ein Patellasehnenriss ist für jeden Sportler, ob Hobby- oder Profisportler, eine schwere Verletzung. Die Statistiken bei Kreuzbandverletzungen zeigen, dass nur 20 bis 30 Prozent der Profifußballer nach einer solchen Verletzung wieder in den Leistungsbereich wie vor der Verletzung kommen. Man muss sich schon vor Augen führen, dass nicht jeder wieder auf sein früheres Niveau kommt."