news

Peter Guggi: "Ich hoffe, ich bin kein Rapid-Fluch"

Peter Guggi schoss SCR zum letzten Cup-Titel. LAOLA1-Interview:

Peter Guggi:

Lang, lang ist's her!

Genauer gesagt 1995, dass der SK Rapid letztmals den heimischen Cup für sich entscheiden konnte - mit einem 1:0 im Finale gegen DSV Leoben. Torschütze vor 22 Jahren: Peter Guggi.

Der 49-jährige Grazer arbeitet mittlerweile als Autoverkäufer in Graz, doch zumindest einmal im Jahr wird er auf Rapids Warten auf den nächsten Cup-Titel angesprochen.

Ob es seit damals einen "Guggi-Fluch" gibt: "Ich hoffe, ich bin kein Fluch", verrät er LAOLA1. "Ich wäre nicht böse, wenn das endet."

Cupsieger, Meister, Europacup-Finalist und Champions-League-Starter - der Defensiv-Spieler hat bei den Grün-Weißen einiges erlebt und prägte zusammen mit Spielern wie Michael Konsel, Peter Schöttel oder den "Daltons" eine äußerst erfolgreiche Rapid-Zeit.

Im großen Exklusiv-Interview erinnert sich Guggi an den Cup-Triumph 1995, blickt auf Rapids Durststrecke zurück, erinnert sich an Streiche von Kühbauer, Barisic und Co. und merkt an: "Wir waren damals eine Sensations-Mannschaft!" Dazu ergänzt er, was Rapid derzeit fehlt und was der Cupsieg bewirken könnte.

LAOLA1: Wie frisch sind die Erinnerungen an diesen 5. Juni 1995?

Peter Guggi: Das wird immer in Erinnerung bleiben. Cupsieger zu werden, gehört zu den größten Erfolgen. Und es war mein erster Titel, den ich mit Rapid geholt habe. Das werde ich nie vergessen.

LAOLA1: Dieser 1:0-Siegtreffer im Cup-Finale – lassen Sie uns noch einmal teilhaben?

Guggi: Es war von der halblinken Seite, Stefan Marasek hat mir den Ball aufgespielt und ich habe ihn mit dem linken Fuß getroffen. Der Michael Krenn im Tor der Donawitzer hatte zu kurze Hände – das sage ich ihm heute noch, wenn ich ihn sehe. Ich wohne in Graz, bin ein Grazer und Michi war immer in der Umgebung, wir haben auch bei Leoben zusammengespielt. Wenn wir uns sehen, werde ich ihm das immer wieder vorhalten, dass er zu kurze Hände hatte. Und alles mit meinem extrem starken linken Hammer (lacht).

LAOLA1: Also war das nicht Ihre Spezialität?

Guggi: Ich habe den Vorteil gehabt, dass ich links und rechts schießen konnte und nicht überlegen musste. Andere hätten probiert, mit dem Außenrist zu schießen. Für mich war das so einfacher. Dass ich ihn so schön treffe und er ins lange Eck geht, war natürlich super. Dass es dann auch noch zum Titel gereicht hat, war für mich sowieso das Höchste der Gefühle.

Bild 1 von 94
Bild 2 von 94
Bild 3 von 94
Bild 4 von 94
Bild 5 von 94
Bild 6 von 94
Bild 7 von 94
Bild 8 von 94
Bild 9 von 94
Bild 10 von 94
Bild 11 von 94
Bild 12 von 94
Bild 13 von 94
Bild 14 von 94
Bild 15 von 94
Bild 16 von 94
Bild 17 von 94
Bild 18 von 94
Bild 19 von 94
Bild 20 von 94
Bild 21 von 94
Bild 22 von 94
Bild 23 von 94
Bild 24 von 94
Bild 25 von 94
Bild 26 von 94
Bild 27 von 94
Bild 28 von 94
Bild 29 von 94
Bild 30 von 94
Bild 31 von 94
Bild 32 von 94
Bild 33 von 94
Bild 34 von 94
Bild 35 von 94
Bild 36 von 94
Bild 37 von 94
Bild 38 von 94
Bild 39 von 94
Bild 40 von 94
Bild 41 von 94
Bild 42 von 94
Bild 43 von 94
Bild 44 von 94
Bild 45 von 94
Bild 46 von 94
Bild 47 von 94
Bild 48 von 94
Bild 49 von 94
Bild 50 von 94
Bild 51 von 94
Bild 52 von 94
Bild 53 von 94
Bild 54 von 94
Bild 55 von 94
Bild 56 von 94
Bild 57 von 94
Bild 58 von 94
Bild 59 von 94
Bild 60 von 94
Bild 61 von 94
Bild 62 von 94
Bild 63 von 94
Bild 64 von 94
Bild 65 von 94
Bild 66 von 94
Bild 67 von 94
Bild 68 von 94
Bild 69 von 94
Bild 70 von 94
Bild 71 von 94
Bild 72 von 94
Bild 73 von 94
Bild 74 von 94
Bild 75 von 94
Bild 76 von 94
Bild 77 von 94
Bild 78 von 94
Bild 79 von 94
Bild 80 von 94
Bild 81 von 94
Bild 82 von 94
Bild 83 von 94
Bild 84 von 94
Bild 85 von 94
Bild 86 von 94
Bild 87 von 94
Bild 88 von 94
Bild 89 von 94
Bild 90 von 94
Bild 91 von 94
Bild 92 von 94
Bild 93 von 94
Bild 94 von 94

LAOLA1: Wie ordnen Sie ihre Rapid-Zeit und das Erreichte mittlerweile ein?

Guggi: Ich habe bei Rapid einen Vertrag unterschrieben, beim Klub schlechthin in Österreich, wo alle sagen: Rapid ist eine Religion. Das lebt man erst mit, wenn man wirklich dort war und Erfolge gefeiert hat. Ich bin sehr stolz darauf. Mit dem Cup-Sieg hat der große Lauf ja erst begonnen – mit Europacup-Finale, Meistertitel und Champions-League-Einzug. Da sind schon viele Sachen ins Rollen gekommen, die man erst erreichen muss. Ich denke sehr gerne zurück und weiß noch relativ viele Sachen – auch wenn es schon 22 Jahre her ist.

LAOLA1: Also ging damals mit dem Wechsel zu Rapid ein großer Traum in Erfüllung?

Guggi: Ganz klar, sie wollten mich haben. Wenn die Türe bei so einem Traditionsverein offen steht, musst du das machen. In Österreich hat es ja keinen anderen Verein gegeben. Rapid als klare Nummer 1 bei den Meistertiteln, dann die Wiener Austria, Austria Salzburg (das war damals auch noch einer der Kultvereine), Sturm Graz und GAK. Die Innsbrucker waren auch immer wieder dabei. Aber der erfolgreichste Verein war Rapid. Wenn du dort einen Vertrag unterschreiben hast dürfen, hast du gewusst, du bist einer von den Guten.

LAOLA1: Dieses Siegtor war schon ein sehr besonderer Moment. Denn als Goalgetter waren Sie als Defensivspieler ja nicht unbedingt bekannt.

Guggi: Nein, das nicht. Wenn ich es nachvollziehen kann, habe ich in meiner Karriere 23 Tore gemacht, mehr waren es nicht. Aber das war auch nicht meine Hauptaufgabe. Ich habe ein paar wichtige Tore gemacht, das passt, weil sonst hätte ich einen Christian Stumpf oder Rene Wagner ablösen müssen. Meine Aufgabe war die defensive Rolle, der Kampfgeist, die Laufmaschine, die Zweikampf-Stärke. Dass ich einen guten Schuss gehabt habe, haben alle gewusst, aber ich habe es zu wenig ausgenützt. Ich habe Spielern wie Didi Kühbauer oder Peter Stöger den Rücken freigehalten, damit sie unser erfolgreiches Spiel gestalten konnten.


"Jetzt sind in der Zwischenzeit 22 Jahre vergangen, damit habe ich nicht gerechnet, dass ich jetzt noch der letzte Cup-Held bin."

LAOLA1: Wie oft werden Sie noch auf das Cup-Finale angesprochen?

Guggi: Es taucht immer wieder auf, so lange ich nicht abgelöst werde. Ich drücke jedes Jahr die Daumen, dass es Rapid irgendwie schafft und es einen Nachfolger gibt. Ich wünsche ihnen jeden einzelnen Titel. Ich bin froh, dass sie dazwischen mal Meister geworden sind und das nicht auch der letzte Meistertitel war. Jetzt sind in der Zwischenzeit 22 Jahre vergangen, damit habe ich nicht gerechnet, dass ich jetzt noch der letzte Cup-Held bin.

LAOLA1: Benfica Lissabon hat den Guttmann-Fluch, in der Champions League gibt es jenen der Titelverteidiger. Hat Rapid somit den Peter-Guggi-Fluch?

Guggi: Ich hoffe nicht, dass ich ein Fluch bin! Aber es spricht halt sehr viel dafür – es ist 22 Jahre her. Ich wünsche Rapid jedes Jahr den Titel und ich bin gespannt, wer das Goldtor schießt. Es gebe nichts Besseres – noch dazu heuer, um eine verkorkste Saison so abschließen können. Ich drücke beide Daumen.

LAOLA1: Es war damals eine andere Zeit, Sie haben mit vielen interessanten Typen gespielt – angefangen bei den „Daltons“ (Kühbauer, Barisic, Mandreko, Marasek) bis hin zu Christian Stumpf und Trifon Ivanov. Wie exzessiv wurden die Triumphe damals gefeiert? Es war ja damals noch nicht so streng.

Guggi: Streng war es damals genauso, es wurde aber viel weniger darüber berichtet, weil diese ganze Smartphone-Technik noch nicht da war. Wo du heute bist, wirst du fotografiert. Man hat uns damals auch gesehen, aber jetzt wirst du durch Twitter, Facebook und Co. immer mehr in die Medien hineingezogen. Du bist viel mehr unter Beobachtung wie damals. Gefeiert wird heute, wie damals. Aber das heißt nicht, dass wir schlimmer oder braver waren. Du musst halt jetzt viel mehr aufpassen, wo du was machst. Das ist sicher für die Spieler nicht angenehm, deshalb gehen viele nicht fort sondern machen das intern.

LAOLA1: Um auf die Feier zurückzukommen: Wie war es damals, den Pokal in den Nachthimmel im Ernst-Happel-Stadion zu hieven, mit tausenden Fans auf dem Rasen?

Guggi: Ganz einfach ein erhebendes Gefühl! Man möchte das Ziel, einen Titel zu erreichen, einmal erleben. Ich bin dort gestanden, habe mich gefreut wie ein kleines Kind und habe gewusst, dass ich die Trophäe in der Hand habe, die vor vielen Jahren schon meine Idole gestemmt haben. Dann schieße ich auch noch das Goldtor zum 1:0-Sieg. Da geht dir die Gänsehaut runter vor tausenden Leuten – das Gefühl kann man nicht wiedergeben, es ist einfach traumhaft.

LAOLA1: Der Cup war damals auch noch richtig was wert. Der Stellenwert hat mittlerweile einiges eingebüßt. Schade aus ihrer Sicht?

Guggi: Eigentlich schon, noch dazu hat man sich damals für den Cup der Cupsieger qualifiziert, jetzt ist das in die Europa League übergeflossen. Aber als Spieler hast du nur die Möglichkeit Meister und Cupsieger zu werden. Es muss eine Riesen-Freude sein, wenn man den Cup-Pokal in die Höhe stemmen darf.

LAOLA1: Sie waren insgesamt 2 ½ Jahre bei Rapid. Mit Cupsieg, Cup-der-Cupsieger-Finale, Meister und Champions League haben Sie eigentlich alles abgeräumt, was geht, oder?

Guggi: Alles, was bei Rapid zu machen war, haben wir erreicht. Wir haben die Champions-League-Qualifikation geschafft, da habe ich auch ein Tor gemacht. Es gibt nicht viele Sachen, die du erreichen kannst. Mit einem österreichischen Klub im Europacup-Finale zu stehen, haben auch nur zwei Mal Rapid, einmal Austria und einmal Salzburg geschafft. Es gibt nicht mehr. Für vereinzelte Spieler wie David Alaba schon, aber als österreichischer Klub nicht. Und keiner hat es leider gewonnen – wir waren mit 0:1 gegen PSG am nähesten dran. Seit damals sehe ich es anders. Ich dachte mir davor, mit dem Finale haben wir alles erreicht und wenn wir verlieren, kann man trotzdem stolz sein. Ich habe es nie verstanden, wenn Spieler bei einer Niederlage geweint haben. Erst als wir es verloren haben, bin ich genauso dort gesessen und habe geweint. Du bist zwar stolz, ärgerst dich aber über die vergebene Chance. Auch wenn wir damals krasser Außenseiter waren und durch ein abgefälschtes Tor verloren haben, wo heute noch der Ball an der Eckfahne liegen würde, wenn N’Gotty Schöttel nicht aufs Schienbein schießt.

LAOLA1: Erfolgstrainer Ernst Dokupil kannte man rauchend an der Seitenlinie, mit aller Ruhe und dank Sagern wie „Fußball ist ein Scheißsport“. Was hat ihn so besonders gemacht?

Guggi: Er hatte ein Gefühl für die Spieler und wusste genau, wer mit wem harmoniert. Das hat ihn ausgezeichnet. Er wusste, was er mit wem macht und welche Spielertypen er gegen wen braucht. Er war nie der Lauteste, der uns am Spielfeldrand geschimpft hätte. Er hat seine Sachen kundgetan, damit es bei uns funktioniert. Wir waren eine Einheit, die am Platz zusammengehalten hat. Das zeichnet einen Trainer aus. Heutzutage gibt es oft gute Einzelspieler, aber der Zusammenhalt passt nicht, weil jeder sein eigener Star sein will. Das hat es bei uns nicht gegeben. Wir haben zwar mit Jancker, Stumpf, Kühbauer, Stöger, Ivanov, Schöttel, Konsel Top-Spieler und Einzel-Gurus gehabt, aber wir haben alle zusammengehalten. Wir waren eine Sensations-Truppe.

"Heutzutage gibt es oft gute Einzelspieler, aber der Zusammenhalt passt nicht, weil jeder sein eigener Star sein will. Das hat es bei uns nicht gegeben. Wir haben zwar mit Jancker, Stumpf, Kühbauer, Stöger, Ivanov, Schöttel, Konsel Top-Spieler und Einzel-Gurus gehabt, aber wir haben alle zusammengehalten. Wir waren eine Sensations-Truppe."

LAOLA1: Mit Kollegen wie Kühbauer oder Barisic ist es sicher nie fad geworden. Gibt es da irgendwelche verrückte Anekdoten aus der damaligen Zeit?

Guggi: Nein, fad war es auf gar keinen Fall. Da gibt es so viel, die braucht man gar nicht mehr erwähnen. Wir haben so viel Blödsinn gemacht und so viel lachen müssen. Es ist halt immer sehr einfach, wenn der Erfolg da ist. Es hat genug Spielereien gegeben, nicht umsonst sind sie „Daltons“ genannt worden. Kühbauer, Barisic, Marasek und Mandreko – das war eine sensationelle Partie.

LAOLA1: Bei welcher Gruppe innerhalb der Mannschaft waren Sie dabei?

Guggi: Bei den Daltons war ich nicht. Wir waren die ruhigere Truppe mit Stöger, Heraf, Schöttel, Hatz, auch Ivanov war bei uns dabei. Aber das war egal, weil wir eine Einheit waren. Für die Blödeleien und Aufziehereien haben wir die Kühbauer-Partie gehabt, welche die Reporter zur Weißglut gebracht hat - mit Mikrofon verstecken und allem Drum und Dran.

LAOLA1: Wie verbunden sind Sie dem SK Rapid heute noch? Du bist ja ein Steirer, hast auch für den GAK gespielt. Welchen Stellenwert hat Rapid für dich noch?

Guggi: Rapid ist für mich noch immer die Nummer 1. Ich bin noch immer mit Herzblut dabei. Ich verfolge sie im TV, weil ich eher selten nach Wien komme. Aber natürlich werde ich Rapid immer bevorzugen. Es gibt für mich sonst nur den GAK, wo ich meine ersten Schuhe zerrissen habe, aber alles andere ist zu 99 Prozent Rapid. Das hat mein Bub auch schon mitgekriegt.

LAOLA1: Der Sohnemann wächst also als Rapid-Fan in Graz auf?

Guggi: So auf die Art. Er war damals mit, als ich beim Abrissspiel vom Hanappi-Stadion eingeladen war. Da hat er gesehen, was Rapid bewirkt und wie viele Leute mich auch noch gekannt haben. Das hat er ja nie mitgekriegt, da war er noch zu klein, als ich bei Rapid gespielt habe. Er hat den Kult miterlebt und ist seither nur mehr bei Rapid-Spielen dabei. Er hat auch Karten fürs Cup-Finale im Rapid-Sektor.

LAOLA1: Gibt es sonst noch Kontakt zum Verein und ehemaligen Rapid-Kollegen?

Guggi: Zu Andy Marek hin und wieder einmal, zu Spielern vereinzelt. Unsere Wege haben sich getrennt, viele sind in Wien, ich in Graz, ein paar woanders. Wir sehen uns mal bei einem Spiel, setzen uns zusammen – das ist dann so, als wären wir immer in Kontakt. Aber es ist nicht so einfach. Ins neue Allianz Stadion habe ich es leider noch nicht geschafft. Aber es war schon Klasse, wie ich noch im Hanappi- oder Happel-Stadion zuschauen war. Da trifft man immer alte Bekannte. Jeder weiß, wer du bist. Das ist schon eine Hochachtung.

LAOLA1: Die Seuchensaison und das lange Warten auf einen Titel geht somit nicht spurlos an ihnen vorbei. Verfolgen Sie das aktuelle Geschehen noch immer?

Guggi: Das verfolge ich permanent. Es ärgert mich selber, dass das nicht funktioniert hat. Es ist schade, weil sie sich sicher verdient hätten, vorne mitzuspielen. Die Mission 33, wie sie angekündigt wurde, ist komplett in die Hose gegangen. Es war vielleicht verfrüht, das auszusprechen.

LAOLA1: Was fehlt Rapid derzeit, aus der Distanz gesehen? Macht Rapid derzeit sportlich zu wenig aus dem Status als für Sie größter Klub Österreichs?

Guggi: Es ist der größte Verein und wird es auch immer bleiben. Aber sie müssen schauen, dass sie wieder auf die Beine kommen. Das neue Stadion ist jetzt eingeweiht. Ich sage, die nächste Saison wird interessanter für Rapid – schlechter kann es eh fast nicht werden. Die Euphorie im Stadion ist so groß und die Fans stehen so dahinter, dass heuer die Gegner mitgeschwommen sind. Die Angst vor dem großen Stadion, der grünen Hölle ist nicht da, die wird erst nächstes Jahr kommen.

LAOLA1: Deine Karriere hat mit einer schweren Verletzung geendet. Hast du dem Fußball ganz abgeschworen oder hättest du dir schon eine Zukunft im Fußball vorstellen können?

Guggi: Ich hätte mir natürlich vorgestellt, im Fußball zu bleiben. Ich war ein Jahr im Krankenstand, weil ich mich nach der Verletzung nicht erfangen konnte. Ich wollte aber nie Trainer werden. Ich wollte eigentlich eine Karriere als sportlicher Leiter oder Teammanager einschlagen. Voraussetzung war aber für mich immer die erste oder zweite Liga, da waren aber alle Plätze besetzt. Es hätte mir getaugt, aber nicht bei einem Landesligisten, zusätzlich zur Arbeit. Ich glaube, ich hätte das Zeug dazu gehabt. Nach vier Jahren hat es die Möglichkeit gegeben bei einem Regionalligisten. Da habe ich dann gemerkt, ich bin schon zu weit weg vom Schuss und nicht mehr up to date.

"Die Mission 33, wie sie angekündigt wurde, ist komplett in die Hose gegangen. Es war vielleicht verfrüht, das auszusprechen."

LAOLA1: Viele deiner Ex-Kollegen haben dann den Weg eingeschlagen, ob Schöttel, Barisic oder Kühbauer – teilweise auch bei Rapid. Immer wieder taucht die Frage auf: Braucht ein Rapid-Trainer eine Rapid-Vergangenheit als Spieler?

Guggi: Warum nicht? Ich finde es nicht schlecht. Er hat natürlich einen besseren Start, hat Vorschusslorbeeren. Das ist die nächste Ehre, wenn du schon als Spieler erfolgreich warst. Aber es kann natürlich auch nach hinten losgehen. Es darf aber nicht das Hauptkriterium sein. Ein Name macht noch keinen guten Trainer. Man kann holen, wen man will. Wenn er nicht zur Mannschaft passt, wird das nicht funktionieren. Damir Canadi war bei Altach ein Sensationstrainer, bei Rapid ist er gescheitert. Ist er deshalb ein schlechter Trainer? Das kann man auslegen, wie man möchte. Vielleicht passt er perfekt zu Altach, aber nicht zu Rapid. Wenn er bei mehreren Vereinen gut war, wird er auch ein guter Trainer sein.

LAOLA1: Dass Sie mit Rapid im Finale gestanden sind, war damals eine Überraschung. Danach war Rapid jedoch übermächtig, jetzt ist es RB Salzburg. Wie stehen Sie zu dieser Entwicklung?

Guggi: RB Salzburg ist jetzt seit Jahren die klare Nummer 1 in Österreich. Es gibt eigentlich keinen, der ihnen das Wasser reichen kann. Salzburg hat das meiste Pouvoir. Ich glaube, dass eine Ablöse machbar wäre, aber dann müssten die Mannschaften das Kollektiv haben. Dieses Jahr waren die Schwankungen zu groß. Salzburg war am Anfang noch nicht so sattelfest, bis das Werkl zum Laufen angefangen hat und dann ist die Maschinerie durchgegangen.

LAOLA1: Was spricht dann im Cup-Finale für Rapid, dass der Fluch beendet wird?

Guggi: Dass man in 90 Minuten alles auf eine Karte setzen kann. Man ist der Außenseiter, muss aber die Coolness bringen, seine Chancen nützen. Kämpfen, auch wenn man in dieser Saison nicht vom Glück verfolgt war. Vielleicht geht es diesmal auf. Ich wäre nicht böse, wenn der Fluch enden würde. Dann wird der Guggi in der Versenkung verschwinden und nur mehr die Insider darüber reden, dass ich vor 22 Jahren das Tor gemacht habe. Bisher kam noch jedes Jahr der Anruf.

LAOLA1: Wie wichtig könnte dieser Cupsieg für die weitere Entwicklung Rapids sein? Zu ihrer Zeit war es der Auslöser für dominante Jahre und den Erfolgslauf danach.

Guggi: Das könnte den großen Umschwung bringen, dass die grüne Hölle wirklich zur grünen Hölle wird. Wenn dieser Titel geholt wird, geht ein Ruck durch die Mannschaft, da sie sich aus dem Dreck herausgezogen hat und in der neuen Saison durchstarten kann.

Kommentare