Wer an das Cup-Finale 1995 zwischen Rapid und dem DSV Leoben denkt, so er es denn überhaupt schon miterlebt hat, dem kommt sofort das Goldtor zum 1:0 von Peter Guggi in der 20. Minute in den Sinn.
Es sollte bis heute der letzte Cup-Sieg der Hütteldorfer bleiben und so gerne man dort daran zurückdenkt, so schmerzhaft ist diese Erinnerung in Donawitz. Die Obersteirer verpassten damals den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.
Das Duell erlebt am Mittwoch im Halbfinale (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker>>>) eine Neuauflage. Damals wie heute mittendrin: Dejan Stankovic. Der 66-Jährige ist heute DSV-Präsident und war 1995 gemeinsam mit Walter Schachner und Michael Krenn einer der drei 38-jährigen Leithammel in der Elf von Coach Milan Miklavic.
Bei LAOLA1 erinnert sich die Leobener Vereins-Legende an das Finale vor 29 Jahren und blickt hoffnungsfroh in die Zukunft, die unweigerlich in der Bundesliga stattfinden soll. Dabei lässt er sogar Rücktrittsgedanken durchklingen, dafür bedarf es aber eines ganz besonderen Coups.
Als Rapid gegen Leoben Cupsieger wurde
LAOLA1: Am Mittwoch kommt es im Cup-Halbfinale zum Duell mit Rapid. Welche Erinnerungen hast du an das Finale 1995?
Dejan Stankovic: Die einzige Erinnerung, die ich noch daran habe, ist ein Mannschaftsfoto, das in meinem Haus hängt. Wir haben zuvor im Viertelfinale schon die Austria mit 2:1 besiegt und danach Hartberg im Halbfinale mit Glück 1:0. Nach dem Finale gegen Rapid habe ich geweint, weil ich so sehr gehofft habe, dass wir gewinnen. Damals waren Rapid und die Austria die ganz großen Namen in Österreich.
LAOLA1: Und beide Teams hatten damals tolle Spieler wie Konsel, Schöttel und Kühbauer bzw. Wohlfahrt, Pfeffer und Ogris.
Stankovic: Und trotzdem haben wir uns tapfer geschlagen! Es waren damals um die 15.000 Zuschauer im Happel-Stadion, eine schöne Erinnerung. Aber davon können wir uns nichts kaufen. Wir schauen immer nach vorne. Am Mittwoch haben wir ein Spiel, das die Belohnung für all das ist, was der Verein in den letzten zwei, drei Jahren gemacht hat. Die Meisterschaftsspiele sind das tägliche Brot und das Cup-Spiel ist ein Zuckerl. Ich freue mich sehr, dass das Stadion ausverkauft sein wird. Das Spiel ist Thema Nummer eins in der Obersteiermark und es ist auch unser Ziel, die Menschen zu begeistern. Aber das ist noch nicht das Ende unserer Reise.
"Wenn du in der Meisterschaft 20 Mal gegen Rapid spielst, wirst du vielleicht 19 Mal verlieren und nur einmal gewinnen. Aber am Mittwoch kann genau dieses eine Spiel sein."
LAOLA1: Wir haben es bereits angesprochen: Rapid war damals ein Spitzenteam in Österreich. Ist das heutige Rapid für das aktuelle Leobener Team schlagbarer als das damalige Rapid für euch?
Stankovic: Wir spielen am Monte Schlacko, in unserem Wohnzimmer. Wer da hin kommt, ist unser Gast. Und dieser soll sich so verhalten, wie sich das gehört. Aber natürlich ist Rapid eine ganz andere Nummer. Gegen Hartberg hat Rapid toll gespielt. Sie haben sich gegenüber den Spielen zuvor gesteigert. Wenn wir denken, dass wir verlieren, werden wir nicht spielen können. Ich bin überzeugt, dass es für Rapid nicht leicht wird und ich sage auch nicht, dass sie Favorit sind. Wir haben die Hoffnung, dass wir gewinnen, weil es im Cup immer nur ein Spiel ist. Wenn du in der Meisterschaft 20 Mal gegen Rapid spielst, wirst du vielleicht 19 Mal verlieren und nur einmal gewinnen. Aber am Mittwoch kann genau dieses eine Spiel sein. Unsere Spieler brauchen wir für dieses Spiel nicht zu motivieren, einige von ihnen werden wohl nie mehr im Cup-Semifinale stehen. Das ist leider eine Tatsache, aber genau deswegen wird unsere Mannschaft alles geben.
LAOLA1: In der Liga läuft es für euch auch ganz gut, ihr seid aktuell Zweiter. Wie zufrieden bist du mit der bisherigen Saison?
Stankovic: Als Zweiter bist du erster Verlierer (lacht).
LAOLA1: Allerdings hinter einem bärenstarken GAK.
Stankovic: Natürlich, der GAK ist ein großer Verein und war viele Jahre in der Bundesliga. Danach hatten sie ein ähnliches Schicksal wie wir, sie hat es ja sogar noch schlimmer erwischt. Sie haben sich heuer wirklich nochmal gesteigert, unsere Ansprüche sind aber trotzdem höher, als Zweiter zu sein. Nächstes Jahr greifen wir sicher an, unser Ziel ist der Aufstieg, ohne Wenn und Aber. Wir sind optimistisch und arbeiten daran. Sportlich haben wir uns jetzt einmal stabilisiert, aber es kann noch besser werden. Wir wollen immer mehr, der ganze Verein, der ganze Vorstand denkt so. Der Verein steht über allem.
LAOLA1: Wie zufrieden seid ihr mit der Arbeit von Trainer Rene Poms, der seit Ende August bei euch ist, hat er die Erwartungen erfüllt?
Stankovic: Er ist ein akribischer Arbeiter, ich kenne ihn ja von früher. Da habe ich noch mit ihm zusammengespielt (1996, Anm.). Er macht seine Sache gut. Da gibt es nichts auszusetzen. Es ist ja seine erste Station, die er als Cheftrainer angetreten hat. Ich habe auch so begonnen und da gibt es immer wieder etwas zu lernen. Die Mannschaft spielt ganz brav, wir bekommen weniger Tore, schießen aber auch weniger. Aber du kannst nicht alles auf einmal haben (lacht).
LAOLA1: Apropos Tore schießen: Einer, der bei euch dafür hauptverantwortlich ist, ist Deni Alar. Er und Rene Poms kennen sich ja noch aus dem "AMS-Camp" für vertragslose Fußballer im Sommer des Vorjahres.
Stankovic: Er hat es zwei Jahre lang in St. Pölten und bei der Vienna probiert, das hat leider nicht geklappt. Auf Initiative von Obmann Mario Bichler ist er dann nach Leoben gewechselt. Zu dieser Zeit ist auch Rene Poms zu uns gekommen, das hat genau gepasst. Unter ihm hat er dann seine Chance bekommen, Rene hat das System geändert und das hat für Deni genau gepasst. Er war ja schon zu meiner Zeit als Trainer in Leoben und fühlt sich hier wie zuhause. Er ist ein Familienmensch, deswegen ist das für ihn das Wichtigste. Seine Eltern wohnen ja auch in Zeltweg. Dem Deni taugt es und deswegen spielt er so gut.
LAOLA1: Das heißt, man muss sich beim DSV Leoben keine Sorgen machen, Deni Alar im Sommer zu verlieren? So eine Trefferquote (19 Tore in 19 Spielen, Anm.) macht einen natürlich auch begehrt.
Stankovic: Nein, bestimmt nicht. Er hat ja seinen Vertrag erst im Jänner verlängert.
"Er bleibt ewig bei uns, außer es kommt ein Angebot von der arabischen Halbinsel."
LAOLA1: Das muss aber nicht immer etwas heißen.
Stankovic: Er bleibt ewig bei uns, außer es kommt ein Angebot von der arabischen Halbinsel (lacht). Aber Spaß beiseite: Er fühlt sich sehr, sehr wohl bei uns. Er ist charakterlich wirklich top. Wir sind von ihm begeistert.
LAOLA1: Auch beim Stadion-Projekt wird es langsam ernst, wie weit ist man da?
Stankovic: Es ist alles im Laufen. Wenn alles klappt, bekommen wir im Mai eine Rasenheizung. In weiterer Folge wird auf der Gegentribüne das Dach ausgebaut. So ist der Stand der Dinge. Aber ganz genau weiß das natürlich unser Architekt, ich bin ja "nur" der Präsident und wo ich mich nicht auskenne, mische ich mich nicht ein (lacht). Meines ist das Sportliche, da kenne ich mich, glaube ich, ein bisschen aus (lacht). Für Finanzen und weitere Dinge sind andere zuständig. Wir haben das im Verein wirklich gut aufgeteilt und jeder weiß, was er zu tun hat. Der oberste Gedanke ist immer, dem Verein zu helfen.
"Ich habe gesagt: Wenn es der Verein in die Conference League schafft, dann höre ich als Präsident auf."
LAOLA1: Ein großes Thema ist natürlich auch die Paraiba-Causa. Es wird viel darüber gemunkelt, aber inwiefern betrifft das alles letztlich den Verein DSV Leoben?
Stankovic: Das kann ich nicht sagen. Da weiß ich erstens zu wenig darüber und zweitens sage ich immer: Wo Erfolg ist, da sind auch Neider. Das ist ja überall so. Ich denke, dass das alles abgeklärt ist. Da ist nichts dran.
LAOLA1: Wenn du einen Wunsch frei hättest für die Zukunft des DSV Leoben: Welcher wäre das?
Stankovic: Ich habe gesagt: Wenn es der Verein in die Conference League schafft, dann höre ich als Präsident auf (lacht). Ich bin ja schon 66, die Conference League könnte sich bis zu meinem 70er ausgehen. Das würde gut passen.
LAOLA1: Abschließend: Dein Tipp zum Cup-Spiel gegen Rapid?
Stankovic: Ich hoffe auf ein 2:1 für uns. Wer die Tore macht, ist mir dann egal, Hauptsache der Verein steigt auf. Damit wir nach langer Zeit wieder einmal ein Finale haben, das wäre für uns wirklich ein Traum.
