"Wir wollten alle diesen Titel, diesen Pokal", sprach Torhüter Tobias Knoflach nach Rapids bitterer 1:2-Final-Niederlage im ÖFB-Cup gegen RB Salzburg Klartext. "Ich denke, wir haben so ein starkes Spiel gmemacht, wir hätten es uns verdient."
Am Ende schauen die Grün-Weißen aber wieder einmal durch die Finger, seit neun Jahren sind die Wiener titellos, der Cup-Triumph bleibt auch nach 22 Jahren unerreicht.
Kapitän Stefan Schwab meint: "Der ganze Verein würde dringend einmal einen Titel benötigen."
"Können es nicht mehr hören, wie lange Rapid ohne Titel ist"
Das Lechzen nach dem ersten Erfolg in diesem Bewerb seit 1995 geht weiter, Peter Guggi übersteht auch dieses Jahr und bleibt Rapids letzter Goldtorschütze in einem ÖFB-Cup-Finale (1:0 gegen DSV Leoben).
"Es ist ganz bitter, wir Spieler können es alle gar nicht mehr hören, wie lange Rapid keinen Titel mehr gewonnen hat. Und heute waren wir so knapp dran. Aber wir waren leider die unglücklichere Mannschaft, wir hätten es uns verdient", legte Schwab nach.
Die Leistung war mitunter eine der besten der gesamten Saison, zum wiederholten Male konnte man dem Doublesieger alles abverlangen.
Doch wie es Thomas Murg und Co. einstimmig auf den Punkt brachten: "Aber im Endeffekt können wir uns gar nichts darum kaufen."
Dibon: "Im Moment ist einfach nur Leere"
Die Köpfe waren nach dem Schluspfiff gesenkt, die Blicke starr, die Augen von Tränen erfüllt - die Saison konnte nicht mit diesem einen Spiel gerettet werden. Zudem steht damit fest, dass Rapid kommende Saison nicht im Europacup vertreten sein wird - diesen Platz erbt der Bundesliga-Vierte SCR Altach.
"Im Moment ist einfach nur Leere", brachte es Christopher Dibon auf den Punkt. Ein Blick in die Augen genügte, um zu wissen, dass dieses Spiel noch lange nachwirken wird.
"Es ist schwierig, die meisten weinen, die anderen packen es gar nicht, wie man so eine Partie verlieren kann. Ich kann sie nur aufmuntern und aufbauen, dass ich sehr stolz bin auf die einzelnen Leistungen. Jeder hat sich den Urlaub verdient, ab morgen müssen wir einfach runterkommen, regenerieren und auf diese Leistung aufbauen", analysierte Trainer Goran Djuricin.
Der Coach wird am Freitag die Saison und vor allem den Schlusspunkt in Klagenfurt Revue passieren lassen, ehe das Team für einige Tage getrennte Wege geht.
Keine großen Worte, aber Bier zum Runterkommen
Denn in diesem bitteren Moment, an diesem gebrauchten Abend für die Grün-Weißen steht das Verständnis für jeden Einzelnen im Vordergrund. Da bedarf es keiner großen Worte.
"Heute habe ich ihnen ein paar Sachen gesagt, viel mehr kann man nicht reden. Sie sind so verzweifelt, jetzt müssen sie drüberschlafen, vielleicht ein Bier trinken zum Runterkommen, dann besprechen wir den Rest und dann Urlaub", erklärte "Gogo" deshalb.
Stolz sei er auf die Art und Weise der Mannschaft, wie man die Situation angenommen, dem dominanten Gegner Paroli geboten hat und bis zuletzt an die Chance auf den Ausgleich glaubte - und durch Christoph Schösswendters Kopfball in der 97. Minute vergab.
Es waren Kleinigkeiten, die über Sieg und Niederlage entschieden. Das wusste auch Salzburg-Trainer Oscar Garcia, der sogar meinte: "Für Rapid ging es um alles. Wir wussten, dass es ein schwieriges Spiel wird. Auch gegen diesen Trainer, der es uns schon zuletzt schwer gemacht hat."
Fans erzeugten bei Spielern Gänsehaut
Komplimente, die sonst runtergehen würden wie Öl, allerdings nicht in diesem Moment. An fehlender Unterstützung lag es nicht.
So ausgelassen jubelte Salzburg über den Cup-Sieg:
Tausende Fans nahmen unter der Woche die Anreise in Kauf, hüllten Klagenfurt bei einem Fanmarsch in Grün-Weiß und sorgten im Stadion für eine außergewöhnliche Stimmung. Rapid konnte dem Anhang jedoch nichts zurückgeben.
"Es ist sensationell, man sieht ja, wie hungrig der Verein nach Titel ist. Was wir heute für Unterstützung gekriegt haben, ist der Wahnsinn. Wir werden solche Spiele nicht sehr oft in unserer Karriere spielen, wir werden das Spiel nie vergessen, auch wenn wir es verloren haben. Was da heute abgegangen ist im Stadion, schon wie der Bus zum Stadion gefahren ist - das ist einfach Gänsehaut pur. Das kann man in Österreich nur bei einem Verein erleben. Deshalb sind wir alle froh, dass wir bei Rapid spielen", schwärmte Schwab.
"Dann werden wieder die Tränen kommen"
Umso bitterer ist die Ernüchterung, wieder leer auszugehen und die Seuchensaison auf diese Art und Weise abgeschlossen zu haben.
Schwab: "Jetzt ist einmal die Enttäuschung da. Wenn wir jetzt in Urlaub gehen, über die Saison nachdenken, dann tut es weh, dass wir so schlecht waren. Und du dann im Cup so eine gute Leistung bringst, noch den Titel holen, alles gut machen und Europacup spielen kannst. Dann schauen wir sicher alle mal das Tor in der 85. Minute an und dann werden beim ein oder anderen wieder die Tränen kommen."
Das Lechzen nach einem Titel geht bei Rapid somit weiter. Die Leere muss aber schon bald der Vorbereitung auf die kommende Saison weichen - um eine neuerliche Seuchensaison wie diese zu vermeiden.