582 Tage - so viel Zeit ist seit dem 1. Juli 2022, dem Tag, an dem Fernando offiziell als Spieler des FC Red Bull Salzburg gemeldet wurde, vergangen.
An 379 dieser Tage fehlte der Brasilianer den Mozartstädtern verletzt, insgesamt verpasste er aufgrund unterschiedlichster Verletzungen 53 von 71 möglichen Spielen.
Kurzum: In der Mozartstadt ging, trotz des enormen Potenzials welches der südamerikanische Stürmer bei fast jedem seiner wenigen Einsätze auf den Platz bringen konnte, die Befürchtung um, Fernando könnte zu einem der teuersten Missverständnisse der jüngeren Klubhistorie verkommen.
Am Freitag wurde dieser Befürchtung einiges an Wind aus den Segeln genommen. Fernando war es nämlich, der beim ÖFB-Cup-Viertelfinal-Sieg seiner Salzburger in Linz (Spielbericht>>>) mit einem Doppelpack zum Matchwinner avancierte und - noch viel wichtiger - das Spiel unverletzt beendete.
"Er ist ein Spieler mit riesiger Qualität, und das hat er heute wieder gezeigt. Deswegen sind wir richtig froh, dass er wieder zurück ist", schwärmt RBS-Keeper Alexander Schlager vom 24-Jährigen.
Sonderbehandlung in der Winterpause
Ähnlich geht es Gerhard Struber. Seit seinem Amtsantritt musste der "Bullen"-Coach fast gänzlich auf die Dienste Fernandos verzichten, weshalb er in der Wintervorbereitung zu einer Sonderbehandlung seines Dauerpatientens griff:
"Wir haben in den letzten Wochen im gesamten Staff eine gute Abstimmung, eine gute Periodisierung für Fernando gefunden, haben gemeinsam mit der medizinisch-athletischen Abteilung überlegt, wie wir so einen Burschen, der so viel mitbringt, individuell behandeln. Ich finde, da haben wir einen guten Schritt gemacht, weil er heute geliefert hat und auch nach dem Spiel stabil ist", führt Struber aus, klopft auf den hölzernen Tisch in den Linzer Presse-Räumlichkeiten, und sagt: "Jetzt klopfe ich auf Holz, damit er stabil bleibt."
Um diese Stabilität, um bei der Begrifflichkeit Strubers zu bleiben, zu gewährleisten, wurde Fernando am Freitag trotz seiner Topleistung bereits nach 58 Minuten ausgetauscht. "Wir wollen die Verträglichkeit nicht überstrapazieren und sind sehr sorgsam. Der Wechsel war der Belastungssteuerung geschuldet", erklärt Struber die Vorsichtsmaßnahme.
"Er bringt etwas mit, was uns im Angriff sehr unberechenbar macht"
Die angesprochene Belastungssteuerung wurde beinahe etwas durcheinandergewirbelt, als Fernando nach seinem Kopfballtreffer zum zwischenzeitlichen 1:2 plötzlich zum Flickflack ansetzte und diesen formschön und glücklicherweise unverletzt auf den Linzer Rasen landete.
"Der Flickflack hat uns beschränkt, deshalb musste ich aufgrund der Belastungssteuerung Spielminuten runternehmen", scherzt Struber, fügt aber rasch an: "Spaß beiseite. Im Flickflack sieht man auch die unglaubliche Dynamik, die in dem Burschen drinnen steckt. Er bringt etwas mit, was uns im Angriff sehr unberechenbar macht."
Fernandos Unberechenbarkeit, sein Torinstinkt und schlicht sein unglaubliches Potenzial bewog die Salzburger Verantwortlichen im Winter auch dazu, ein Angebot des brasilianischen Vereins SC Internacional Porto Alegre für ihn abzulehnen.
In einer Saison, in der sich die Salzburger Stürmer ungewohnt schwer tun beim Tore erzielen, war und ist Fernando nämlich einer der Spieler, dem es zuzutrauen ist, bei voller Fitness unverzichtbar zu werden und die "Bullen" über kurz oder lang zum Doublesieg zu schießen.
Oder wie es Struber ausdrückt: "Wir wissen, dass er ein ganz wichtiger Faktor am Weg zu unseren Zielen sein kann."
Jetzt gilt es "nur" mehr verletzungsfrei bleiben.