Stolz. Schmerz. Irgendetwas dazwischen.
Die Gefühlswelt des GAK nach dem Aus im Achtelfinale des ÖFB-Cups durch eine 0:1-Niederlage gegen Stadtrivalen SK Sturm Graz ist bunt gemischt.
Michael Liendl gehört zu jenen, die Schmerzen verspürt haben.
"Es ist sehr schmerzhaft. Erstens tut jede Niederlage weh. Wenn du das Grazer Stadt-Derby verlierst, ist es doppelt schmerzhaft. Wenn du es auf diese Art und Weise verlierst, ist es dreifach schmerhaft, weil wir über 90 Minuten ein richtig gutes Spiel gemacht haben. Ich weiß gar nicht, ob so zwingend der Bessere gewonnen hat", erläutert der Routinier.
Die Performance von Sturm hat Liendl offenkundig eher wenig beeindruckt:
"Ich habe ja im Vorfeld viele Aussagen von Sturm, seien es Fans oder Verantwortliche gewesen, gehört, es sei keine Brisanz dabei oder keine sportliche Herausforderung. Also dafür haben sie es nicht unbedingt gut gemacht, das muss man schon ehrlich sagen. Oder wir so gut, das kann natürlich auch sein."
Liendls Freistoß, Siebenhandls Parade
Liendl hätte den schwarz-weißen Kontrahenten in der Nachspielzeit mit seinem Freistoß für die von ihm kritisierte Leistung bestrafen können, hat jedoch in Torhüter Jörg Siebenhandl seinen Meister gefunden.
"Es ist ganz schwer, von da zu schießen. Über die Mauer bringe ich ihn fast nicht, weil die Leute schon fast auf der Torlinie stehen. Wenn er ein bisschen spekuliert, ist er drinnen, aber das hat er leider nicht", so der Mittelfeldspieler.
"Das Schöne ist, dass ich zumindest einen Ball gut halten habe können", kommentiert der ansonsten eher beschäftigungslose Siebenhandl seine gelungene Parade.
Geschickte Taktik von GAK-Coach Messner
Dass sich Sturm "zum Sieg quälen" (O-Ton Christian Ilzer) musste, lag auch an einem geschickten taktischen Manöver von GAK-Trainer Gernot Messner, für das er sich nach dem Spiel öffentliches Lob seines Sturm-Pendants abholen durfte: "Der Plan war nicht schlecht und hat uns das Leben schwer gemacht."
"Jeder Spieler hat sein Herz am Platz gelassen. Wir haben bis zum Schluss für unsere Farben gefightet."
Erstmals in seiner Amtszeit schickte er die "Rotjacken" mit einer Dreierkette aufs Feld anstatt mit Viererkette und Raute im Mittelfeld. Defensiv zeigte dies jedenfalls Wirkung. Wie intensiv er sich mit Sturm beschäftigt habe?
"Wenn ich ehrlich bin, nicht viel, weil jeder weiß, dass Chris - ich kenne ihn ja schon länger - immer bei seinen Sachen bleibt. Er steht für eine 4-4-2-Raute, also unser System, das wir so gut wie immer spielen. Aber ich habe gewusst, dass wir keine Chance haben, wenn wir eins zu eins aufeinandertreffen. Also haben wir ein System probiert, in dem die Raute im Mittelfeld trotzdem versteckt ist, damit die Prinzipien gleich bleiben. Nur haben wir vorne einen weggenommen und hinten einen dazu", so Messner.
Natürlich habe man auch mit dieser in der Abwehr kompakteren Variante mitunter höher attackieren wollen: "Aber das ist uns nicht gelungen."
Für die Farben gefightet
Ob er dieses System nun auch in der Admiral 2. Liga zur Anwendung bringen möchte? "Wenn ich schnell gefragt werde, dann eher Nein", erklärt der 42-Jährige offen, "denn ich bin eigentlich trotzdem ein Verfechter der Viererkette."
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Letztlich muss egal welches System von den Spielern auch mit anderen Tugenden mit Leben erfüllt werden. An Einsatz, Kampf und Willen ist es beim GAK im Grazer Derby definitiv nicht gescheitert.
"Jeder Spieler hat sein Herz am Platz gelassen. Wir haben bis zum Schluss für unsere Farben gefightet. Wir konnten das Spiel offen gestalten und haben uns echt gut verkauft", findet Markus Rusek und betont angesichts der Kräfteverhältnisse:
"Sturm ist ja nicht irgendwer, da muss man ehrlich sein. Sie spielen international. Sturm ist trotzdem die Bundesliga- und wir die Zweitliga-Mannschaft, die noch viel zum Aufholen hat. Aber wir haben echt alles gegeben."
Stolz auf die Burschen
Und hier kommt der Stolz ins Spiel.
"Wir haben ein lachendes und ein weinendes Auge. Auf der einen Seite können wir wirklich stolz sein auf uns. Wir haben es Sturm viel schwerer gemacht, als es in den Vorberichten kolportiert wurde. Auf der anderen Seite wollten wir natürlich weiterkommen, also tut es auch weh", erklärt Kapitän Marco Perchtold.
Ähnlich sieht es Obmann Rene Ziesler: "Wir hätten gerne gewonnen, aber wir waren krasser Außenseiter. Dass die Qualität von Sturm höher ist, war uns allen bewusst. Die Jungs haben alles gegeben. Ich kann meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen und bin stolz auf die Leistung meiner Burschen."
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