Nach feiern war der SV Ried nach der bitteren 1:2-Niederlage im ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen den SK Rapid nicht zumute - schließlich verpasste der Underdog das Semifinale.
Traurig waren die Mannen von Trainer Lassaad Chabbi aber trotzdem nicht. Schließlich brachten die Wikinger die Grün-Weißen an den Rande einer Niederlage und lieferten quasi eine Reifeprüfung für den angestrebten Aufstieg zurück in die Bundesliga ab.
"Das primäre Ziel ist, dass wir das schaffen. Man hat eindeutig gesehen, dass wir mithalten können", war Philipp Prosenik gegenüber LAOLA1 stolz auf den Auftritt der Rieder bei seinem Ex-Klub.
Cup zwar schön, aber Bundesliga-Aufstieg geht vor
Auch der Chefbetreuer sah es als Bestätigung, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist und kommende Saison hoffentlich in der höchsten Spielklasse fortgesetzt wird. Trotzdem haderte der Tunesier der Chance auf die Sensation schon ein wenig nach.
"Wir kriegen einen Elfmeter gegen uns, den nur der Schiedsrichter gesehen hat. Zwei Minuten später kriegen wir das 2:1, dann war es gelaufen. Aber Gratulation an meine Mannschaft, was sie gegen einen Top-Verein wie Rapid geleistet hat. Es ist zwar schön, dass Ried im Cup-Viertelfinale ist, aber das tägliche Brot ist die Meisterschaft, um nächstes Jahr in der Bundesliga zu spielen."
Seine Mannschaft brannte schon seit vielen Tagen auf das große Duell mit Rapid, seiner Meinung nach war das auch schon beim enttäuschenden 1:1 gegen den FAC zu merken.
Eine ähnliche Situation erlebte Chabbi bereits vor dem 4:1-Erfolg gegen den LASK, als man davor ebenfalls nur 1:1 gegen Wacker Innsbruck spielte.
"Lieber gegen Salzburg und Rapid als FAC und Hartberg"
Alle lechzen nach den großen Gegnern. "Wenn die Spieler am Freitag gegen FAC spielen und am Mittwoch gegen Rapid, das ist einfach ein Highlight für sie. Jeder will unbedingt in einem super Stadion, im TV-Livespiel gut aussehen. Da sitzen 20 bis 40 Scouts auf der Tribüne. Das ist menschlich, ich bin auch nicht sauer auf meine Spieler. Ich bin auch froh, wenn ich als Trainer Woche für Woche gegen Gegner wie Salzburg und Rapid spielen kann als gegen FAC und Hartberg. Ich spiele lieber gegen Top-Vereine als gegen kleine Vereine."
Diese Einstellung war den Riedern im Eiskasten Allianz Stadion von der ersten Minute an anzusehen. Mit dem laufintensiven Spiel und einer sehr stabilen Defensive zogen die Oberösterreicher dem Gegner über weite Strecken den Nerv und setzten vorne Nadelstiche.
Nicht umsonst meinte Chabbi, dass Ried auch "3:0 oder 4:0 führen hätte können". Prosenik ärgerte sich darüber: "Die erste Chance von Fröschl, wo er alleine aufs Tor rennt und dann der Kopfball – ich glaube, da kriegt er noch einen leichten Schubser mit. Dann noch die Chance von mir – die müssen wir selber machen, aber so kriegen wir dann zwei."
Die Kaltschnäuzigkeit muss sich auf dem Weg in die Bundesliga mit Sicherheit noch verbessern: "Die Chancen müssen wir machen – gerade gegen eine Mannschaft wie Rapid. Weil die natürlich eine Qualität vorne haben und immer für Tore gut sind."
Prosenik: "Aber dass wir dann solche Hochkaräter haben..."
Prosenik agierte als Joker, der in der 63. Minute in seinem alten Wohnzimmer für den glücklosen Thomas Fröschl eingewechselt wurde. Seinen Kollegen konnte er durchaus den einen oder anderen Tipp geben, schließlich kennt er Rapid noch wie seine Westentasche.
"Ein paar Spieler haben mich schon gefragt: Wo gehen sie eher hin, welchen Fuß bevorzugen sie? Da habe ich ein paar Sachen gesagt und es hat gepasst, wie man gesehen hat."
Tatsächlich waren die Rieder mustergültig auf den Gegner vorbereitet, der sich besonders in der ersten Halbzeit die Schneid abkaufen ließ.
Das vorhandene Selbstvertrauen haben sich die Innviertler dank einer starken Herbstsaison erarbeitet. Allen Beteiligten war durchaus bewusst, dass gegen Rapid eine Chance besteht. Dass man jedoch solche Chancen vorfinden würde, kam dann doch ein wenig überraschend.
"Ich habe gewusst, dass wir zu Chancen kommen, wenn wir schnell umschalten, Rapid spielt ja sehr offensiv. Dass wir dann solche Hochkaräter haben, ist eine andere Sache. Aber wenn wir hier das 2:0 machen, wird es sehr schwer für Rapid", haderte Prosenik.
"Rieds Kader hat schon jetzt Bundesliga-Niveau"
Es änderte aber nichts daran, dass sich Ried teuer verkaufte und nach diesem Spiel wahrscheinlich noch zielstrebiger den Aufstieg in die Bundesliga schaffen will.
"Natürlich sind wir nicht gerade erfreut, dass wir ausgeschieden sind. Halbfinale wäre schon super gewesen. Aber ich glaube, wir können sehr viel Positives mitnehmen aus der Partie, dass wir mithalten können und auch zu richtig guten Chancen kommen", blickt der Ex-Rapid-Stürmer schon wieder positiv in die Zukunft.
Lob gab es auch von Rapid-Seite. Richard Strebinger meinte etwa, dass "Rieds Kader schon jetzt Bundesliga-Niveau hat". Thomas Murg strich die starke spielerische und läuferische Performance der Gegenspieler hervor.
Wie das große Saisonziel aus Rieder Sicht geschafft werden soll? "Wir müssen so auftreten wie heute, mit Selbstbewusstsein spielen, Tore machen und als Sieger aus jeder Partie vom Platz gehen."
Klingt einfacher als es ist. Denn noch ist das Aufstiegsrennen eng. Kann Ried jedoch ähnliche Leistungen wie jene überzeugende im Westen Wiens abrufen, dann wird der qualitativ hochwertig besetzte Kader der Favoritenrolle auf den Aufstieg wohl gerecht werden.