Emotionale Entladung, Wut, Ärger und dann herrschte nur noch Leere.
Mit gesenkten Häuptern verließen die davor 120 Minuten tapfer kämpfenden LASK-Spieler den Paschinger Rasen und verstanden die Welt nicht mehr, warum Rapid und nicht sie nun im ÖFB-Cup-Finale am 1. Mai ihren Mann stehen dürfen.
Sogar von Rapid-Seite wurde danach zugegeben, dass das glücklichere und nicht das bessere Team den Aufstieg geschafft hat. Davon können sich die Linzer aber wahrlich nichts kaufen. Der Traum vom Cup-Titel ist ausgeträumt.
Und trotzdem ist Trainer Oliver Glasner davon überzeugt, dass der LASK aus dieser bitteren Erfahrung gestärkt hervorgehen wird. "Das ist ein Tiefschlag für uns! Aber wir werden uns von dem genauso erholen, wie wir uns von jenem gegen Besiktas (Anm.: LASK scheiterte im Juli 2018 in der 3. Europa-League-Quali-Runde trotz Heimsiegs im Rückspiel an Besiktas, das dank der Auswärtstorregel beim Gesamtergebnis von 2:2 aufstieg) erholt haben, wo wir dann sieben Spiele in Serie gewonnen haben. Und wir werden auch jetzt wieder aufstehen und Salzburg einen heißen Kampf bieten."
Doch ist die Situation wirklich jener im Sommer ähnlich? Damals ging man als klarer Außenseiter ins Duell mit den Türken, diesmal bekam man gegen Rapid die Favoritenrolle zugeschoben.
Thomas Goiginger, der das 1:0 erzielte, der mit Abstand beste Akteur am Platz war und mit einem Lattenkracher scheiterte, brachte es kurz und knackig auf den Punkt: "Der Cup hat eigene Gesetze." Eine Floskel, die diesmal wieder durchaus eine Wahrheit beinhaltete.
Auch Gernot Trauner war am Boden zerstört: "Das ist natürlich auch eine gewisse Glückssache, das Quäntchen hat uns gefehlt. Wir sind bitter enttäuscht." Glasner ließ sich seine Enttäuschung hingegen nicht anmerken, trat besonnen vor die Journalisten und zeigte sich als fairer Verlierer.
"Wir sind das ja gar nicht mehr gewöhnt"
Nach langer Zeit mal wieder, denn seit Anfang Oktober waren die Oberösterreicher nicht mehr geschlagen worden. Auch diesmal nicht nach der regulären Spielzeit, doch das Cup-Aus wurde trotzdem besiegelt.
Deshalb musste Glasner schon zugeben: "Für uns ist es eine ungewohnte Situation, wir haben ja wieder nicht aus dem Spiel heraus verloren. Wir sind das ja gar nicht mehr gewöhnt. Von dem her lässt uns das auch wieder weiterhin demütig bleiben."
"In Wahrheit kannst du in solchen Situationen wachsen"
Der angesprochene Tiefschlag stellt für ihn und die Mannschaft eine Herausforderung dar. Eine Herausforderung, das Passierte hinter sich zu lassen und neuen Mut nach der Niederlage zu schöpfen. Die ersten Maßnahmen dafür wurden schon auf dem Platz gesetzt.
"Ich habe noch auf dem Platz Worte an sie gerichtet, aber jetzt braucht jeder einmal Abstand und Ruhe - das ist wichtig. Wie das dann jeder macht, ist unterschiedlich. Beim Training werden wir dann damit anfangen. Zurückschauen ist sowieso nicht unseres, egal ob bei Erfolg oder nicht. Wir werden den Blick wieder nach vorne richten. Aber wenn sich die Spieler dann wieder anschauen, was sie geleistet und auf den Platz gebracht haben, wie sie Rapid klar dominiert haben, dann sollte ihnen das Selbstvertrauen geben für die nächsten Aufgaben", erklärte Glasner seine Vorgehensweise.
Viel Zeit bleibt nicht, denn schon am Sonntag sollten die Linzer wieder als Mannschaft funktionieren, wenn der Showdown gegen Tabellenführer Salzburg auf dem Programm steht. Im Duell Erster gegen Zweiter kann der LASK sogar einen weiteren Angriff auf ganz oben starten.
Demnach gilt es den Schalter im Eiltempo wieder umzulegen: "Das wird unsere Herausforderung, unsere Challenge sein. Der werden wir uns stellen. In Wahrheit kannst du als Spieler, als Mensch in solchen Situationen wachsen, du kannst reifen. Das gehört im Leben, auch in einer Sportlerkarriere einfach dazu, auch einmal mit Rückschlägen umzugehen."
"Vielleicht sogar besser rauskommen als man reingegangen ist"
Glasner ist davon überzeugt, seine Jungs so gut zu kennen, dass eine Niederlage nichts an der Einstellung ändert. Schon gar nicht, wenn man sich die Art und Weise vor Augen führt, wie dieses Cup-Aus zustande gekommen ist.
"Das müssen wir sacken lassen und dann die Köpfe wieder Stück für Stück nach oben richten", gibt Glasner die Marschroute vor und will das Ganze mental wieder auf die Besiktas-Ebene bringen.
"Wir werden es versuchen, wieder in diese Richtung zu drehen", so Glasner. "In solchen Situationen kannst du wachsen – das sage ich den Burschen auch immer. Du musst dich diesen Herausforderungen stellen und vielleicht sogar besser rauskommen als man reingegangen ist. Damit haben wir wieder was gelernt für unsere Zukunft."
Auch der Trainer, der durchaus einen Lernprozess zugibt. "Damit es wieder bergauf geht, verschreibt er sich einem Motto. Jetzt gilt es, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und wie wir alle miteinander damit umgehen. Wir haben ein Motto – das werde ich auch den Spielern wieder sagen. Wenn es schwierig ist, heißt es, zusammenstehen, zusammenhalten und das werden wir auch machen."