In Peter Guggi schlagen vor dem ÖFB-Cup-Finale zwei Herzen.
Wenn Rapid am Sonntag (20:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) in Klagenfurt gegen Sturm Graz antritt, steht für den ehemaligen Grün-Weißen einiges am Spiel. "Entweder Rapid wird Cupsieger, dann ist meine Geschichte vorbei. Wenn Sturm gewinnt, bleibe ich der Cup-Held", scherzte der Grazer. 28 Jahre ist es her, dass der Defensivspieler Rapid zum 14. und bisher letzten Cup-Titel schoss. Guggi drückt auch nun den Hütteldorfern die Daumen.
Am 5. Juni 1995 schoss Guggi den Favoriten aus knapp 20 Meter zum Sieg. 1:0 endete das Finale gegen den damaligen Zweitligisten DSV Leoben. Was folgte, waren Wiener Jubeljahre.
In der folgenden Saison zog Rapid ins Europacup-Finale des Cups der Cupsieger ein, holte 1996 den Titel in der Bundesliga und qualifizierte sich danach für die Champions League. "Der Cup-Sieg hat damals einen schönen Hype in die Mannschaft gebracht, da hat alles zusammengepasst", erinnert sich der heute 55-Jährige im APA-Gespräch.
Guggi erst im Frühjahr 1995 zu Rapid
Der beim GAK ausgebildete Defensivmann war erst im Frühjahr 1995 aus Mödling zu Rapid gestoßen, nachdem sich Robert Pecl verletzt hatte. 1997 ging es wieder zur Admira zurück, mit 36 Jahren folgte nach einer schweren Verletzung das Karriereende.
Im Fußballgeschäft sollte Guggi dann nicht mehr Fuß fassen. Ein Trainerjob stand für ihn nicht zur Diskussion, der anvisierte Job im Sportmanagement eines Erst- oder Zweitligisten war nicht in Aussicht. Guggi orientierte sich beruflich um. In Graz-Liebenau ist der ehemalige Fußballprofi nun schon 17 Jahre im Autoverkauf tätig.
Dabei ist Liebenau in Sturm-Hand. "70 oder 80 Prozent der Leute um mich herum sind Sturm-Fans. Das ist als Rot-Weißer und Grün-Weißer schon manchmal eine Herausforderung.
"Fühle mich geehrt, dass nach wie vor an mich gedacht wird"
Da habe ich keinen leichten Stand", berichtet Guggi mit einem Schmunzeln. Dass er Rapid die Daumen drücke, sei klar. Von seinem Ex-Klub hat er zwei Karten für das Cup-Finale erhalten, auch die Rapid Ultras stellten zwei Tickets zur Verfügung. In Klagenfurt wird Guggi live dabei sein, ein Urlaub wurde nach Rücksprache mit der Familie verschoben. Er selbst fühlt sich "geehrt, dass immer noch an mich gedacht wird".
Zu den ehemaligen Mitspielern hat Guggi noch ein wenig Kontakt. Bei einem Legendenturnier in Graz war er dabei. Vom Erfolgsteam von damals sind einige dem Fußball treu geblieben.
Zoran Barisic will Rapid am Sonntag als Cheftrainer zum Sieg führen, Didi Kühbauer scheiterte mit dem LASK im Halbfinale an Sturm. Auch Andreas Heraf oder der nunmehrige ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel waren im Oberhaus als Trainer tätig. Weniger gut meinte es das Schicksal mit Sergej Mandreko. Der gebürtige Russe erkrankte an Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und starb im Frühjahr 2022 erst 50-jährig.
Cupheld sonst eher stadionabstinent
Bei Matches ist Guggi an sich nur selten zu sehen. "Ich halte mich von den Stadien eigentlich fern. Von den jungen Fans kennt mich natürlich keiner mehr. Bei den älteren habe ich noch den Vorteil des Cup-Sieges."
Der steht im Wörthersee Stadion am Spiel. Seit 1995 stand Rapid dreimal im Finale, verlor 2005 gegen die Austria (1:3) sowie 2017 und 2019 gegen Salzburg (1:2, 0:2). "Es wurden schon Witze gemacht, ich habe einen Fluch auf Rapid gesetzt. Aber alles wunderbar, ich hoffe, dass Rapid den Cup-Sieg nach Hause holt", so Guggi.
Die Ausgangslage für ein würdiges Endspiel sei gegeben. "Die Rivalität zwischen Sturm und Rapid ist enorm. Was die Fans auf beiden Seiten aufstellen, ist schon mächtig", meint Guggi. Auch das Ernst-Happel-Stadion wäre gefüllt gewesen, ist sich der Grazer sicher. Sturm sei nach einer "sensationellen Saison" der leichte Favorit: "Die Trauben hängen hoch für Rapid. Aber es ist ein Spiel, da kann alles passieren."