Rapid hat das Glück, dass im ÖFB-Cup eine Sache zählt: Das Weiterkommen. In diesem Sinne war es ein geglückter Abend für den Großteil der 21.600 anwesenden Zuschauer im Allianz Stadion.
Pflicht erfüllt, Ziel erreicht. Aber das 2:1 über die SV Ried im Halbfinale war als Sieg letztlich weniger souverän, als es bei den Vorzeichen und dem großen Hinfiebern auf diese Schlüsselpartie im grün-weißen Frühjahr auf und neben dem Platz sein hätte müssen. (Spielbericht: Doppelter Burgstaller schießt Rapid gegen Ried ins Cup-Finale>>>)
Die Innviertler erwiesen sich mal wieder als harte Nuss. Um sie zu knacken, benötigte es zwei helle Momente von Guido Burgstaller. Und selbst das verhinderte ein Zittern bis tief in die Nachspielzeit nicht.
Aber es reichte. Auch, weil Niklas Hedl den Sieg in den letzten Momenten mit einem Reflex festhielt.
Spielerisch anfangs "so gut wie nix"
In dreieinhalb Wochen wird am Weg ins Wörthersee-Stadion niemand mehr an den Spielverlauf denken. Es werden aber dreieinhalb Wochen, in denen Lehren aus ihm gezogen werden sollten.
Zusammen mit den Niederlagen im Wiener Derby und bei Sturm reihte sich das Halbfinale in die jüngsten Spiele ein, bei denen für Rapid nicht alles nach Wunsch lief.
"Natürlich wissen wir, dass die Partie nicht die Beste von uns war. Spielerisch war es in der ersten Hälfte so gut wie nix. Ried hat es gut gemacht, ist vorne gut draufgegangen. Aber im Endeffekt müssen wir trotzdem die Ruhe am Ball haben und nicht jeden nach vorne schießen", war mit Marco Grüll dem Assistgeber zum erlösenden 1:0 in der Nachspielzeit vor der Pause bewusst.
Eine Querlage auf den freien Burgstaller reichte dann doch, um die ersten Meter des Weges zu ebnen. Mit einem Flachschuss in die lange Ecke besorgte der Kapitän das Tor zum psychologisch wichtigen Zeitpunkt.
Burgstaller: Beim Heber "nicht überlegt"
Man habe gemerkt, wie viel am Spiel gestanden sei, musste auch der spätere Matchwinner eingestehen: "Wir waren ein bisschen nervös, es lief auch die letzten Spiele nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Man hat gemerkt, dass wir nicht vor Selbstvertrauen strotzen. Jeder hat von uns erwartet, dass wir weiterkommen. Gerade das sind die schwierigen Partien. Wir wollten das unbedingt, haben gebissen und gekämpft, aber spielerisch war das sicher nicht unser bestes Spiel."
Es sei aber "im Großen und Ganzen scheißegal, wir sind weiter."
Mit dem 2:0 sorgte der Kärntner, der ausgerechnet einen Tag nach seinem 34. Geburtstag in seinem Heimat-Bundesland jetzt das erste Cup-Finale seiner Karriere bestreiten darf, auch für ein Gustostückerl. Der Heber über Samuel Sahin-Radlinger sorgte für zwischenzeitliche Erlösung.
"Ich habe nicht überlegt - ich wollte einfach nicht ins Laufduell gehen. Daher war ich froh, dass Sami weit vor dem Tor gestanden ist. Da war der erste Gedanke, dass ich lupfe", erklärte "Burgi" den starken Moment.
Spielerische Mittel fehlten
Damit schien die Sache lange erledigt. Ehe ein Handelfmeter gegen Michael Sollbauer von Marcel Ziegl verwertet wurde. Und auf einmal musste Hedl gegen David Ungar das Finale festhalten. Es machte nach Schlusspfiff keinen Unterschied mehr.
"Das ganze Stadion ist nervös geworden. Wenn du so kurz vor Ende den Anschlusstreffer bekommst, ist immer alles möglich", bangte Zoran Barisic noch einmal mit seinen Spielern mit.
Seine Mannschaft habe gegen einen Gegner, der "gegen den Ball sehr gut agiert hat", wenig spielerische Mittel gefunden, die Aktionen fertigzuspielen.
"Wir hatten genug Möglichkeiten. Wenn wir einfach und schnörkellos spielen, kommen wir zu mehr Chancen", war sich der Rapid-Trainer sicher. Es hätten aber "die spielerischen Mittel gefehlt, auch die Einfachheit im vorletzten und letzten Pass für den Durchbruch und Torabschluss."
So habe es das "befriedigende Gefühl" eines Führungstreffers kurz vor der Halbzeit gebraucht, um den richtigen Kurs einzuschlagen.
Gefallen habe "Zoki" aber die Kampfbereitschaft und die Energie: "Die Mannschaft hat sich nie hängenlassen und dem Gegner keine Chance genehmigt."
Hammer-Programm lässt noch keinen Final-Gedanken zu
Viel Zeit bleibt nicht, die "Kleinigkeiten und auch die Präzision", die gegen Ried gefehlt hätten, zu finden. Das Programm bis zum großen Highlight am 30. April im Wörthersee-Stadion hat es - ganz der Meistergruppe entsprechend - in sich.
Mit Heimspielen gegen Austria Klagenfurt, Austria Wien und Red Bull Salzburg sowie dem Gastauftritt beim LASK wird es vorerst noch keine Möglichkeit geben, allzu viel an das Finale zu denken.
Sehr wohl sind es aber Gelegenheiten, die Einfachheit im Spiel zurückzufinden. Es wird sie brauchen, um den letzten Schritt zum ersehnten Cup-Titel für den Verein zu machen.