Endstand
2:1
0:1, 1:0, 1:0
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Schopp nach Cup-Aufstieg erleichtert: "Eine Bestätigung!"

Der Steirer verpasste dem LASK über den Jahreswechsel ein deutlich anderes Gesicht. Was ist jetzt im Frühjahr noch drinnen?

Schopp nach Cup-Aufstieg erleichtert: Foto: © GEPA

Enttäuscht, bedient, sauer - so erlebte man Markus Schopp bisher als LASK-Trainer.

Der Steirer, der Anfang September in der Stahlstadt übernahm, übte selbst nach Siegen teils herbe Kritik an der Leistung seines Teams; man hatte das Gefühl, die Linzer Spieler würden die von Schopp gewünschten Inhalte überhaupt nicht umsetzen können.

Am Sonntag präsentierten sich die schwarz-weißen Kicker mit einem gänzlich anderen Gesicht - und Schopp tat es ihnen in der Spielanalyse gleich.

"Es freut mich extrem für die Mannschaft, weil es ein harter Weg war und die Jungs das beeindruckend umgesetzt haben. Die Art und Weise, wie sich so mancher heute präsentiert hat, ist nicht überraschend, sondern eine Bestätigung dessen, was wir in der Vorbereitung mit ihnen erarbeitet haben", so Schopp nach dem schlussendlich verdienten Aufstieg ins Halbfinale des UNIQA ÖFB-Cups über Red Bull Salzburg (Spielbericht>>>).

LASK mit Verlauf des Spiels immer stärker

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Dass ein anderer LASK als noch im Herbst auf dem Feld stand, merkte man schon nach wenigen Minuten. Die Linzer traten in einem neu implementierten 4-4-2-System und darin deutlich kompakter als zuletzt auf.

Zwar dominierten die Salzburger große Teile der ersten Hälfte, die Stahlstädter verteidigten aber gut im Block und ließen bis auf den Treffer zum 0:1, der aus einem unglücklich abgeblockten Schuss entstand, nichts zu.

"Es ist ein wunderschöner Moment, der vor allem am Anfang des Spiels mit sehr viel Disziplin erarbeitet wurde. Mit Verlauf des Spiels ist die Mannschaft mutiger geworden und hat versucht, Dinge konkreter anzuwenden", spricht Schopp die offensive Steigerung des LASK nach Seitenwechsel an.

Die Linzer waren in Halbzeit zwei plötzlich die bessere Mannschaft und kamen folgerichtig zum Ausgleich nach einem Distanzschuss von Branko Jovicic. In der Verlängerung deutete lange alles auf ein Elfmeterschießen hin, ehe Winter-Neuzugang Samuel Adeniran doch noch zuschlug und die Raiffeisen Arena zum Beben brachte.

Endlich wieder eine Einheit

"Man hat über 120 Minuten eine Mannschaft gesehen hat, die eine Einheit ist. Die in schwierigen Momenten versucht hat, Phasen des Drucks gemeinsam zu überstehen."

Markus Schopp

Im Herbst konstatierte Schopp immer wieder, seine Spieler würden energetisch auf dem Zahnfleisch daherkommen.

Über die Winterpause ist es dem schwarz-weißen Trainerteam gelungen, die Mannschaft wieder so fit zu bekommen, dass sie in ihrem ersten Pflichtspiel des Jahres gegen Ende hin deutlich frischer als der Gegner aus Salzburg, mit bereits zwei Champions-League-Spielen in den Beinen, wirkte.

Die wichtigste Errungenschaft über den Winter war aber, "dass man über 120 Minuten eine Mannschaft gesehen hat, die eine Einheit ist. Die in schwierigen Momenten versucht hat, Phasen des Drucks gemeinsam zu überstehen", ist Schopp stolz.

Eine Hiobsbotschaft nach der anderen unter der Woche

Die Tage vor dem Cup-Match seien "sehr turbulent" gewesen, weil Schopp beinahe täglich einen weiteren Offensivausfall zu beklagen hatte.

Ibrahim Mustapha, Robert Zulj und Florian Flecker - sie alle mussten während dieser Woche w.o. für die Partie gegen Salzburg geben. Am Mittwoch teilte Marin Ljubicic den Verantwortlichen schließlich auch noch mit, den Verein Richtung Union Berlin verlassen zu wollen.

Samuel Adeniran avancierte am Sonntag zum Goldtorschützen und machte auch sonst ein gutes Spiel
Foto: © GEPA

Profiteur der Ausfälle bzw. des Ljubicic-Abgangs war ausgerechnet Siegtorschütze Adeniran.

Der Wechsel des US-Amerikaners in die Stahlstadt wurde noch von Schopps Sportdirektor-Vorgänger Radovan Vujanovic ausverhandelt, was Schopp bei der Bekanntgabe des Transfers wichtig zu betonen war. Schnell wurde deshalb gemunkelt, Adeniran würde gar nicht ins System Markus Schopp passen.

Dies hat der wuchtige 1,93-Meter-Stürmer am Sonntag widerlegt. Der 26-Jährige war bei seinem ersten Startelfeinsatz seit August des Vorjahres 120 Minuten lang auf dem Feld unterwegs, war sich für keinen Meter im Pressing zu schade und hatte in der 109. Minute auch noch Kraft genug, um nach einer idealen Flanke von Marco Sulzner hochzusteigen und zum Siegtreffer einzunicken - und das auch noch ausgerechnet direkt vor dem wie immer prall gefüllten Linzer Heimblock.

Schopp über Adeniran: "Großes Herz und viel Leidenschaft"

"Es ist ein Wahnsinns-Gefühl, hier vor diesen tollen Fans zu treffen. Wir haben als Team so hart dafür gearbeitet. Ich bin so stolz auf diese Jungs", freut sich Adeniran vor dem "ORF"-Mikrofon.

Und das sagt Schopp über seinen Goldtorschützen: "Samuel ist einer, der sehr schnell versucht hat, uns zu verstehen, wie wir am Platz auftreten. Ich habe von Tag eins gesehen, dass er ein großes Herz hat, dass er viel Leidenschaft und auch Potenzial mitbringt, aber man noch viel mit ihm arbeiten muss. Es ist beeindruckend, wie er versucht hat, alles umzusetzen. Dass er sich mit dem Tor belohnt hat, freut mich extrem für ihn."

Neben Adeniran musste auch Sturmpartner Max Entrup die vollen 120 Minuten durchspielen, weil schlicht keine Option für die Stürmerposition mehr auf der Bank saß.

Durch Ljubicics Abgang sei eine Situation entstanden, mit der man sich schon länger auseinandersetze, erklärt Schopp. Gleichzeitig verweist er darauf, dass sich eigentlich genug Offensivspieler im Kader befänden, von denen aber eben die meisten verletzt oder angeschlagen sind.

Große Titelchance für den LASK - "aber für die anderen drei auch"

Der LASK steht nun zum fünften Mal innerhalb der letzten sieben Jahren im Cup-Halbfinale; 2021 erreichte man sogar das Endspiel, verlor dieses aber deutlich gegen Salzburg. Der letzte und bis dato einzige Pokalgewinn liegt exakt 50 Jahre zurück.

Mit der Wiener Austria, dem Wolfsberger AC und dem TSV Hartberg hören die anderen drei Titel-Anwärter auf Namen, mit denen vor der Saison ähnlich wenige Menschen wie mit dem LASK als solchen gerechnet hätten.

"Es stehen noch vier Mannschaften im Halbfinale, die schon länger dem Titel nachlaufen. Egal, welchen Gegner wir zugelost bekommen - wir wissen, dass wir mit der Art und Weise, wie wir uns heute als Mannschaft präsentiert haben, für jeden Gegner sehr unangenehm sein können", hat Schopp kein Wunschlos für die nächste Runde.

Nur so viel weiß er: "Es ist eine große Chance, genauso wie für die anderen drei auch. Die Jungs werden brennen, aber ich bin nicht naiv und glaube, dass das bei den anderen drei Mannschaften nicht auch der Fall sein wird."

Derby steht vor der Tür: "Wollen jetzt wieder einen Sieg holen"

Der ÖFB-Cup ist für den LASK die aktuell wohl größte Chance darauf, nächstes Jahr erneut international dabei zu sein. In der Meisterschaft belegen die "Athletiker" nur Rang sieben und haben am kommenden Sonntag ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel im Rennen um den ominösen Strich vor der Brust.

Ausgerechnet der drei Punkte voranliegende Stadtrivale aus dem blau-weißen Linz ist am Sonntag nämlich auf der Gugl zu Gast. Nach zuletzt zwei Derby-Niederlagen hintereinander gibt es für den LASK einiges gutzumachen.

"Es war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nach einem Pokalsieg gegen Salzburg ist danach sicherlich vieles leichter. Aber wir werden nicht durchdrehen, sondern uns auf das Derby vorbereiten. Wir wollen jetzt wieder einen Sieg holen!", gibt Neo-Kapitän Philipp Ziereis die Marschrichtung vor.

Auch Schopp ist optimistisch, dass das mit der Meistergruppe noch klappen wird. Vor dem Frühjahrsauftakt seien in seinem Kopf durchaus Fragezeichen vorhanden gewesen, wo sein Team nach der Wintervorbereitung wirklich stehe, "aber die Mannschaft hat heute sehr gute Antworten gegeben, mit denen ich als Trainer arbeiten kann", so der Steirer.

Eine dieser Antworten könnte so oder so ähnlich gelautet haben: "Ja, Trainer, wir können mannschaftlich tatsächlich guten, erfolgreichen Fußball spielen."


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