Schütze des Goldtors, erster Titel mit Sturm, und das in der Kärntner Heimat gegen den Ex-Verein!
Es war ein emotionales Highlight, das Stefan Hierländer allen Fans des SK Sturm Graz und sich selbst mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg im Finale des Uniqa ÖFB-Cups gegen den FC Red Bull Salzburg beschert hat.
Im ersten Moment war der 27-Jährige sogar ein wenig geschockt, als der Ball im Netz zappelte: "Es ist zwar schon länger her, aber ich habe schon viele Tore gemacht in diesem Stadion. Nach dem Tor bin auf eine weiße Wand zugerannt und habe mir gedacht, es sind 100.000 Leute. Das hat mich am Anfang ein bisschen erdrückt. Aber zehn Sekunden später habe ich realisiert, dass wir einen großen Schritt in Richtung Cup-Titel gemacht haben. Das werde ich nie mehr vergessen."
Eine irrsinnige Genugtuung
Letztlich war es der entscheidende Schritt, dessen historischer Bedetung für den steirischen Verein sich Hierländer vollauf bewusst ist: "Heute ist ein großer Tag für Sturm Graz, das war unser Ziel."
Der Kärntner setzte unlängst mit der Verlängerung seines auslaufenden Vertrags um drei Jahre ein wichtiges Signal (seine Gedanken dazu im LAOLA1-Interview) und kann sich nach dem Cupsieg in seiner Entscheidung bestätigt fühlen.
"Dann, wenn gefeiert wird, können wir einen Filmriss haben und dann ist mir auch wurscht, wie lange der dauert."
"Es ist eine irrsinnige Genugtuung. Ich habe vor zwei Jahren gesagt, ein Ziel ist es, einen Titel mit Sturm zu holen. Jetzt habe ich es doch innerhalb von zwei Jahren geschafft. Jetzt habe ich noch weitere drei Jahre Zeit, daran anzuknüpfen", freut sich Hierländer, der nach dem Spiel - ganz anders als so mancher Kollege - der Euphorie nicht freien Lauf ließ.
"Ich bin generell ein introvertierter Typ", lautet seine Begründung, "ich muss das noch ein bisschen sacken lassen. Ich glaube, man merkt mir an, dass ich emotional noch nicht so hochgefahren bin. Aber das wird schon noch kommen."
Der Filmriss mus diesmal warten
Spätestens wenn der Cup-Triumph so richtig gefeiert wird, womit man laut Hierländer jedoch noch ein wenig warten sollte: "Ich denke, wir müssen uns schon auch noch in der Meisterschaft belohnen und da steht am Samstag ein wichtiges Spiel an, dann können wir feiern. Meines Erachtens wäre es besser, wenn wir das auf die Zeit nach dem LASK-Spiel verschieben. Zwei, drei Bier sind okay, aber wir können uns nicht abschießen."
Und dies soll nach Titel-Gewinnen bisweilen vorkommen. In der 7. Episode von LAOLA1 on Air - der Sport-Podcast (siehe Podcast-Player) erzählt Hierländer augenzwinkernd von seinem Filmriss nach der einen oder anderen Feier in Salzburg.
Selbigen kann er auch diesmal nicht ausschließen, sobald die richtige Cup-Party von Sturm steigt: "Dann, wenn gefeiert wird, können wir einen Filmriss haben und dann ist mir auch wurscht, wie lange der dauert."
Drohender Filmriss hin oder her, sein Tor wird der ÖFB-Teamspieler so schnell nicht vergessen. "Man hat ja schon ein bisschen im Gefühl, wenn man in den Raum hineingeht, wie der Ball kommen muss, damit man zu einer Tormöglichkeit kommt. Der Ball ist in einer perfekten Höhe gekommen, um auch mit dem Kopf hingehen zu können, aber ich habe es dann doch mit dem Fuß gemacht. So schlecht bin ich ja auch nicht mit dem Fuß", schildert er seinen Abschuss nach Flanke von Marvin Potzmann.
Triumph im Wohnzimmer
Hierländers Meinung nach war es bereits sein zweiter Treffer an diesem Abend. Früher in der Partie wurde sein Tor nach einem Zusammenprall mit Salzburg-Goalie Cican Stankovic aberkannt: "Es war eine 50:50-Aktion. Aus meiner Sicht, und das habe ich dem Schiedsrichter auch gesagt, bin ich als erster am Ball gewesen. Im Mittelfeld wäre es wahrscheinlich ein Foul an mir gewesen."
"Jeder, der im Stadion war, hat gesehen, dass die Fans und Sturm Graz danach gelechzt haben, wieder einmal einen Titel zu holen. Ich kann nur eines sagen: Es ist überragend, mit Sturm Graz einen Titel zu holen."
Das Siegtor im alten Wohnzimmer Wörthersee-Stadion hält den Ärger über diese Entscheidung tendenziell in Grenzen: "Es ist schön, in das Stadion zurückzukommen. Ich habe hier sehr schöne Momente erlebt. Ich habe hier in der Akademie gespielt, tagtäglich hier trainiert. Das ist auch wieder so eine kleine Geschichte, dass man im Wohnzimmer das Tor macht und den Titel holt."
Da Sturm über 120 Minuten an die mentalen Grenzen habe gehen müssen, ist der Allrounder vor allem auf die Mannschaftsleistung stolz: "Es heißt ja immer, Mannschaften, die ins Finale kommen, scheitern am Mentalen. Es ist eine Auszeichnung für die Mannschaft, dass es eine Qualitätssache ist, in einem Finale so aufzutreten, mit so einer Überzeugung, mit so einer Präsenz, mit so einer Wucht vor dem Tor. Das zeugt von einer homogenen Truppe, die funktioniert."
Nach diesem Titel gelechzt
Die Steirer haben zwar diverse Möglichkeiten vergeben, selbst jedoch kaum Chancen der "Bullen" zugelassen. Hierländer hielt diese hervorragende Leistung gegen den Favoriten definitiv für möglich:
"Es ist gesagt worden, wir haben am Sonntag gegen die B-Elf von Salzburg verloren. Ich weiß oft nicht, was die Leute denken. Dann haben wir diesmal wahrscheinlich gegen die C-Elf gewonnen.... Wir haben immer gewusst, dass wir Salzburg schlagen können. In der Meisterschaft haben wir Salzburg schon geschlagen. Bis auf eine Partie war es auch immer eng, auch wenn sich das in den Ergebnissen nicht so gespiegelt hat, weil wir dumme Fehler gemacht haben. Heute haben wir besonders gewusst, dass wir Salzburg schlagen können, weil uns viele Fans begleitet haben, und das ist einfach wie ein zwölfter Mann. Ich hoffe, das wissen auch die meisten, die auf den Rängen stehen, dass uns das pusht. Wir haben gezeigt, dass wir ein verdienter Cupsieger sind."
Es gibt kein Mitglied der Sturm-Familie, das den ersten Titel seit der Meisterschaft 2011 nicht herbeigesehnt hat. "Jeder, der im Stadion war, hat gesehen, dass die Fans und Sturm Graz danach gelechzt haben, wieder einmal einen Titel zu holen", sagt Hierländer, "und ich kann nur eines sagen: Es ist überragend, mit Sturm Graz einen Titel zu holen."