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Sturms Emotionen: "Wir wussten, wir gewinnen das!"

Ilzer wird kurzzeitig zum Journalisten. Prass hat alle Glücksgefühle, die man haben kann. Und irgendwie war im Bus schon klar, dass Sturm Cupsieger wird.

Sturms Emotionen: Foto: © GEPA

In der Stunde seines größten Triumphs verspürte Christian Ilzer den Drang, zum Journalisten zu werden.

Er crashte nach dem 2:0-Erfolg des SK Sturm Graz im Cup-Finale gegen Rapid die Fragerunde mit Gregory Wüthrich und stellte eine Frage, die so wohl nur er stellen konnte:

"Gregi, hast du dich in den letzten Wochen fürs Finale geschont?"

Dem Schweizer, der sich in diesem Frühjahr bereits zwei Mal nach Verletzungen relativ flott wieder fit gemeldet hat, kostete es ein Schmunzeln:

"Es war ein harter Weg, Trainer, aber ich wurde rechtzeitig topfit für das heutige Spiel. Deshalb bin ich unglaublich glücklich."

Alle Glücksgefühle, die man haben kann

Dies ist ein Gefühlszustand, der sich als Hilfsausdruck für die Emotionen der schwarz-weißen Fußball-Familie bezeichnen lässt.

"Ich habe alle Glücksgefühle, die man haben kann", gestand Alexander Prass, für den es wie für viele im Kader der erste Karriere-Titel war.

Aber auch für Stefan Hierländer, der 2018 den SK Sturm zum davor letzten Cupsieg schoss, war es "sehr emotional".

"Insbesondere für mich, weil das ein Ort ist, an dem ich sehr viele Emotionen gespürt habe. Jetzt wieder mit Sturm Graz einen Titel in einem sehr tollen Cupfinale zu feiern, ist überragend! Ich kann der Mannschaft und dem Klub nur gratulieren. Es ist mehr als verdient."

"Komische" Stimmung im Bus

Im Prinzip stand der Sieg der Steirer schon bei der Busfahrt zur Wörthersee Arena fest - zumindest wenn es nach David Schnegg geht.

"Bei uns in der Mannschaft war heute eine ganz komische Stimmung, als wir mit dem Bus hergefahren sind. Wir haben gewusst, wir gewinnen das."

David Schnegg

"Bei uns in der Mannschaft war heute eine ganz komische Stimmung, als wir mit dem Bus hergefahren sind. Wir haben gewusst, wir gewinnen das. Gerade nach dem Weg, den wir ins Cupfinale hingelegt haben- viel schwerer kannst du es nicht haben -, haben wir uns gesagt, dass wir das einfach gewinnen müssen", so der Linksverteidiger.

Prass widerspricht dezent: "Es war uns nicht erst am Weg hierher klar, es war uns schon davor klar. Wir haben uns schon im Vorhinein darauf eingestellt, dass wir gewinnen werden. Wir waren auch voller Überzeugung."

Klarerweise habe man gewusst, dass es gegen Rapid nicht im Vorbeigehen geht: "Da gehört richtig viel dazu. Aber speziell zweite Halbzeit haben wir jene Tugenden, die es benötigt, um ein Finale zu gewinnen, sehr gut auf den Platz gebracht."

"Schwerster Weg, den man haben kann"

Sturm hat schon die komplette Saison über kein Geheimnis daraus gemacht, dass in dieser Saison der Cupsieg her soll - eine Herangehensweise, die sich letztlich bezahlt gemacht hat.

Damit krönte man auch einen Weg zum Titel, der als sehr speziell zu bezeichnen ist, da man mit Salzburg, LASK und Rapid die laut Tabelle drei stärksten Konkurrenten im Land besiegt hat. Davor galt es sich unter anderem gegen Austria Salzburg durchzusetzen und als emotionales Highlight das erste Grazer Derby seit 15 Jahren gegen den GAK zu spielen.

Der Lohn: Sturm bleibt das einzige Team, das Salzburgs Titelserie durchbricht - außer den schwarz-weißen Cupsiegen 2018 und 2023 haben die "Bullen" bekanntlich seit 2014 alle nationalen Titel abgestaubt.

"Das bedeutet richtig viel und in meinen Augen noch mal mehr, wenn man Salzburg ausgeschaltet hat", findet Prass, "wir hatten den schwersten Weg, den man haben kann. Vom Tabellenstand haben wir die drei Mannschaften, die mit uns vorne sind, geputzt. Daher ist es mehr als verdient."

Favoritenrolle standgehalten: "Der nächste Step"

2018 triumphierte Sturm als Außenseiter im direkten Duell mit Salzburg, diesmal hielt man der Favoritenrolle stand.

"Das ist der nächste Step", sagt Hierländer, "wir haben schon gemerkt, dass wir ein bisschen favorisiert wurden, aber wir sind gut damit umgegangen und haben in der Mannschaft einen guten Spirit zusammengekriegt. Wir haben uns gesagt: Wenn wir unsere Sachen auf den Platz kriegen, sind wir schwer zu schlagen, dann geht der Titel nur über uns."

Sturm hielt damit auch dem Druck stand, nach einer überragenden Saison am Ende vielleicht trotzdem mit leeren Händen dazustehen.

Emotionen in die Meisterschaft mitnehmen

Mit dem Cupsieg in Händen kann man nun in der Meisterschaft befreit aufspielen, der Rückstand auf Serienmeister FC Red Bull Salzburg beträgt drei Punkte.

"Wenn wir es verstehen, diese Emotionen in die nächsten Wochen mitzunehmen und positiv umzuwandeln, kann uns das noch einen richtigen Push geben", glaubt Wüthrich.

"Ich fühle mich wirklich als Teil von Graz, als Teil dieses Vereins. Die Leidenschaft, die dieser Verein hat, der Zusammenhalt, es ist ein Arbeiterverein. Du merkst einfach, wie jeder für einander kämpft."

Gregory Wüthrich

Der Innenverteidiger weiß aus seiner Zeit bei den Young Boys Bern, wie es ist, Meister zu werden. Für den 28-Jährigen genießt dieser Titel mit Sturm jedoch den gleichen Stellenwert:

"In Bern wurden wir das erste Mal nach 32 Jahren Meister, das war natürlich auch sehr speziell, und ich bin dort aufgewachsen. Aber dieser Titel ist unbeschreiblich. Ich stelle ihn ganz klar gleich mit den Titeln in Bern."

Wüthrich und der "Arbeiterverein"

Wüthrich zeigt aus gutem Grund Emotionen: "Dieser Sieg bedeutet mir extrem viel, weil mir der Verein so ans Herz gewachsen ist. Ich fühle mich wirklich als Teil von Graz, als Teil dieses Vereins. Die Leidenschaft, die dieser Verein hat, der Zusammenhalt, es ist ein Arbeiterverein. Du merkst einfach, wie jeder für einander kämpft. Wenn mal etwas nicht läuft, ist einfach ein anderer zur Stelle. Und die Fans haben uns schon die ganze Saison über unglaublich unterstützt.

Eine "Liebeserklärung" von Wüthrich, die der Innenverteidiger von seinem Coach zurückbekommt.

Ilzer hatte dann nämlich keine weitere Frage mehr an den Schweizer, sondern nur noch ganz viel Bewunderung: "Du bist ein unglaublicher Typ! Du bist ein Leader und hast dir das so verdient, dass dieser Pokal nach Graz geht!"

Emotionale Worte, wie sie im Laufe eines magischen Sturm-Abends mutmaßlich zuhauf ausgetauscht wurden.

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