Zur Pause sah es in Klagenfurt noch ganz danach aus, als würde der UNIQA-ÖFB-Cup-Sieger 2023/24 SK Rapid heißen.
Die Hütteldorfer führten nach 45 im Endspiel am Wörthersee gespielten Minuten mit 1:0 über den SK Sturm, und taten das verdient.
Die Grazer brachten ihre starken Leistungen der letzten Wochen zunächst nicht auf den Platz - ehe sie die Wiener nach Seitenwechsel förmlich an die Wand spielten und den Pokal schlussendlich dank eines 2:1-Siegs (Spielbericht>>>) doch wieder nach Graz holten.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Christian Ilzer, der in den Vorwochen nicht unbedingt berühmt dafür war, lobende Worte über die Hütteldorfer zu verlieren, sprach nach Spielende von einer "verdienten Pausenführung" Rapids. "Rapid war enorm energisch und sehr geradlinig. Wir haben eine halbe Stunde gebraucht, bis wir Linie ins Spiel gebracht haben."
Deshalb hat es in der Grazer Kabine "gekracht"
Und dann war Halbzeit-Pause. "In der ist was passiert. Die Spieler haben sich in der Kabine mit dermaßen Energie angebrüllt, dass ich gefühlt habe, wenn wir mit dieser Energie die zweite Halbzeit in Angriff nehmen, brauche ich als Trainer nichts mehr beizutragen", berichtet Ilzer.
Der durchaus als Heißsporn bekannte Grazer Coach selbst wirkte dabei sogar eher als beruhigendes Element auf sein Team ein, wie David Affengruber verrät:
"Der Trainer war sachlich, auch motivierend, aber davor hat es schon gekracht", so der Innenverteidiger. Am lautesten sei neben Gregory Wüthrich vor allem Otar Kiteisvhili gewesen. "So kenne ich ihn gar nicht", lacht Affengruber.
Auch Jusuf Gazibegovic bestätigt, dass es zur Pause in der Grazer Kabine ordentlich rund ging.
"Weil wir wussten, dass das nicht reicht. Wir waren in den Zweikämpfen zu lasch, haben nicht voll dagegengehalten. Rapid hingegen war voll am Punkt. Deshalb haben wir uns in der Halbzeit ein bisserl angemacht. Aber das gehört dazu, und es hat dann auch geholfen. Wir sind ja keine Weicheier", so der Rechtsverteidiger, der sich vor dem 0:1 Rapids von Marco Grüll abkochen ließ.
Gazibegovic nimmt 0:1 auf sich: "Bin Maschine genug..."
Gazibegovic nimmt den Gegentreffer nach Schlusspfiff auf seine Kappe, "weil ich weiß, dass ich da dagegenhalten muss. Ich bin Maschine genug, um da den Körper reinzustellen".
"Wir sind zurzeit mehr miteinander unterwegs als mit der Freundin."
Böse war dem Bosnier aufgrund seines Patzers aber keiner von der Grazer Mannschaft; auch nach der lautstarken teaminternen Auseinandersetzung zur Pause konnte sich noch jeder in die Augen schauen - kein Wunder, sind die "Blackies" doch mittlerweile ein äußerst eingeschworener Haufen.
"Es hat sich keiner angegriffen gefühlt, jeder hat die Kritik angenommen. Wir haben schon genügend Spiele gemeinsam gemacht, jeder kennt sich gut. Wir sind zurzeit mehr miteinander unterwegs als mit der Freundin", fügt David Schnegg schmunzelnd zu diesem Thema an.
Steirer-Party! Die Jubelbilder des ÖFB-Cup-Siegers
Und Ilzer sagt zum Teamgefüge: "Das zeichnet einfach eine Mannschaft aus, die sich gefunden hat, die viel Erfahrung hat, die weiß, wie Spiele zu drehen sind, wo jeder Einzelne ein Winner-Typ ist. Wir haben in der zweiten Halbzeit Linearität reingebracht, kaum mehr Chancen zugelassen und waren so druckvoll, dass wir Standardsituationen kreiert haben."
Genau diese Standardsituationen waren es schlussendlich, die den Schlüssel zum Grazer Sieg darstellten. Zunächst nach einer Eckball-Variante, dann nach einem weiten Einwurf gelang Sturm kurz nach der Pause zuerst der Ausgleich und kurz vor Schluss das Siegtor, welches zu vielen Diskussionen führte.
Keine Genugtuung bei Ilzer: "Ist nicht meine Art"
Schon im Vorfeld der Partie ging Ilzer davon aus, dass Standardsituationen über den Cup-Sieg entscheiden würden. Seine Mannschaft holte den Titel schlussendlich unter anderem deshalb, "weil wir im Standardspiel besser waren".
Der Steirer findet: "Wir sind aufgrund des Wegs, den wir heuer im Cup gehabt haben, genau wie letztes Jahr, verdienter Sieger."
Er habe eine "Riesenfreude über den Titel, er fühlt sich verdammt gut an", Genugtuung verspüre er - aufgrund der Spionage-Vorwürfe seitens der Hütteldorfer, die Ilzer radikal von sich wies - allerdings keine.
"Die Fans sind aufgrund der Fanclub-Struktur in unseren Vereinen ähnlich, sie haben eine Riesenatmosphäre erzeugt. Rapid-Fans und -Spieler haben sich den Sieg ersehnt. Jetzt mit Genugtuung herabzuschauen, ist nicht meine Art, sondern ich habe viel mehr eine Riesen-Freude, dass wir es es geschafft haben, diesen coolen Bewerb heuer wieder zu gewinnen", versichert der Cup-Sieger-Coach.