Aller guten Dinge sind normalerweise drei - nicht aber für den Wiener Sport-Club.
Mit Austria Lustenau und Austria Wien bissen sich im ÖFB-Cup bereits zwei Bundesliga-Klubs die Zähne am Traditionsverein aus, im Viertelfinale sollte die SV Ried folgen. Doch die Innviertler waren gewarnt, spielten entsprechend abgebrüht und stiegen mit einem letztlich ungefährderten 2:0-Auswärtssieg (Spielbericht >>>) ins Halbfinale auf.
Damit endet für den WSC "ein sensationelles Jahr im Cup", wie es Trainer Robert Weinstabl im "ORF"-Interview ausdrückt. Doch die Freude und der Stolz waren aufgrund des unglücklichen Spielverlaufs getrübt.
Bittere fünf Minuten für den Sport-Club
Denn schon in der Anfangsminute küsste ein Schuss von Mario Vucenovic die Oberkante der Querlatte, danach übernahm der Bundesligist erwartungsgemäß das Spielgeschehen, ohne große Gefahr auszustrahlen. Dafür reichten den Oberösterreichern in der Halbzeit fünf Minuten, die Weinstabl im Nachgang als "spielentscheidend" betrachtet.
In Minute 47 zeigte Schiedsrichter Walter Altmann nach einer Grätsche von Martin Pajaczkowski gegen Roko Jurisic auf den Elfmeterpunkt. Der WSC-Spieler rutschte eigentlich am Rieder vorbei, Jurisic lief in den Rücken von Pajaczkowski hinein und kam zu Fall.
Nach längerer Beratung mit dem Video Assistant Referee, der im Cup ab dem Viertelfinale eingesetzt wird, begutachtete Altmann die Szene noch einmal außerhalb des Spielfelds am VAR-Bildschirm, blieb seiner ursprünglichen Entscheidung aber treu - sehr zum Unmut des Sport-Clubs.
"Aus meiner Sicht ganz klar kein Elfmeter", sagt Weinstabl, nachdem ihm die Bilder präsentiert wurden. Ganz anderer Meinung war natürlich sein Gegenüber Christian Heinle.
"Man kann ihn auf jeden Fall geben", meint der Ried-Trainer, nur um im selben Atemzug anzumerken: "Wenn er ihn unter dem Spiel nicht pfeift, glaube ich nicht, dass der VAR eingreift und sagt, das war ein Elfmeter." Sturm-Leihgabe Christoph Lang ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte den Strafstoß, den Temperaturen angemessen, eiskalt im rechten Eck.
Kurz darauf kam es doppelt bitter für den Ostligisten, als Luka Gusic im Halbfeld die Hand unnatürlich ausstreckte und den Ball berührte. Damit holte er sich die zweite Gelbe Karte ab und musste vorzeitig unter die Dusche.
Kein Unterschied zwischen Bundes- und Regionalligist
Fortan schlug sich der Sport-Club wacker, konnte jedoch keine Nadelstiche setzen und kassierte in der Schlussphase noch das 0:2 durch Leo Mikic.
Weinstabl zieht ein letztlich zufriedenes Resümee: "Kompliment an meine Mannschaft, ich habe heute über 90 Minuten nicht den Unterschied zwischen einem Bundesligisten und einem Regionalligisten gesehen."
"Vielleicht in den ersten 45 Minuten, wo uns Ried aufgrund der Physis vor allem bei den zweiten Bällen überlegen war. Aber großes Kompliment, wie sich meine Mannschaft auch in Unterzahl präsentiert hat", lobt Weinstabl sein Team.
Warum sich der Sport-Club gegen Ried ungemein schwerer als beispielsweise gegen die Austria tat, war für den Coach schnell erklärt: "Ried hat sehr großen Wert auf die Restverteidigung gelegt, wir konnten die Bälle aufgrund der schwierigen Platzverhältnisse nicht so sauber in die Tiefe spielen."
Leo Mikic: Rieds Cup-Erfolgsgarant
Über die angesprochenen Platzverhältnisse hatten die Rieder ebenfalls eine klare Meinung. 2:0-Torschütze Mikic meint etwa: "Der Platz war unmöglich zu bespielen." Ironischerweise profitierte der Kroate bei seinem Tor aber davon, dass sein letzter Gegenspieler wegrutschte. Mikic netzte daraufhin souverän ein.
Der Flügelspieler scheint zumindest im Cup der Erfolgsgarant der Innviertler zu sein. Nach seinem Wechsel im Sommer 2021 von Kapfenberg nach Ried erreichte die Mannschaft von Trainer Christian Heinle prompt das Finale, das man gegen den inzwischen entthronten FC Red Bull Salzburg 0:3 verlor.
Heuer steht der Bundesligist wieder zumindest im Halbfinale und hat die Chance auf den zweiten Final-Einzug en suite. Mikic lacht: "Ich hoffe, es wird wieder das Finale." Für Heinle würde damit eines von zwei großen Zielen erreicht werden.
"Ein Ziel ist, im Cup so weit wie möglich zu kommen. Jetzt sind wir im Halbfinale, haben noch ein Spiel, um unser ganz großes Ziel zu erreichen - das Finale", so der Ried-Trainer. Der mit der Performance seines Teams "sehr zufrieden" war, gleichzeitig dem Sport-Club ein Lob aussprach.
"Der Sport-Club hat die Sache sehr gut gemacht, umsonst haben sie nicht zwei Bundesligisten rausgehaut. Wir waren gewarnt", betont Heinle, "aber man hat von der ersten Minute gesehen, wie wir auftreten und deswegen hat mich die Mannschaft wenig zittern lassen."
Bundesliga-Klassenerhalt nun im Vordergrund
Erst Anfang April geht es im ÖFB-Cup weiter, kommende Woche steigt gegen den TSV Hartberg (Sonntag, 14:30 Uhr) der Auftakt in das Bundesliga-Frühjahr.
Ein Spiel von großer Bedeutung, denn als Tabellen-Elfter liegen die Rieder nur zwei Punkte vor den Oststeirern. "Wir müssen schauen, dass wir punkten und möglichst schnell den Klassenerhalt fixieren", streicht Heinle das zweite große Ziel der SV Ried hervor.
Danach wartet mit dem LASK, Red Bull Salzburg, Austria Wien, SCR Altach und dem Wolfsberger AC ein Mammut-Programm, ehe die Bundesliga in Meister- und Qualifikationsgruppe geteilt wird.