"Europapokal, Europapokal!"
Die Fans des Wiener-Sport-Clubs begannen direkt nach dem sensationellen 3:1-Heimsieg im ÖFB-Cup gegen die Wiener Austria (Spielbericht >>>) schon zu träumen. Bis zu einer Europacup-Teilnahme ist es noch weit, dafür muss zuerst natürlich der Cup gewonnen werden.
Doch mit dem Rekordsieger hat man eines der größten Kaliber eindrucksvoll aus dem Bewerb geworfen, viel höhere Aufgaben als die "Veilchen" gibt es nicht mehr. Und mit solch einer Leistung muss sich der Regionalligist ohnehin vor niemandem fürchten.
Trotzdem war allen Beteiligten klar, dass es sich um eine große Überraschung handelte. "Wenn man die Wiener Austria im Cup rauswirft, die bis jetzt richtig gut performt hat in dieser Saison, ist das eine Riesenüberraschung", strotzte Trainer Robert Weinstabl im "ORF" vor Stolz.
Weinstabl stellt die Mannschaft in den Vordergrund
Für den 39-Jährigen war es der größte Erfolg in seiner Trainerlaufbahn, deswegen "ist es sehr schwer, die richtigen Worte zu finden, weil dieses Resultat für mich und das Trainerteam etwas ganz Besonderes ist."
Vor allem die Art und Weise, wie seine Mannschaft agierte, beeindruckte ihn: "Es geht immer um die Umsetzung. Das entscheidet die Mannschaft am Platz, da darf man sich als Trainer nicht zu wichtig nehmen. Die Jungs haben das tadellos umgesetzt, hervorragend performt und ich bin extrem stolz auf jeden einzelnen Spieler."
Schon früh zeigte der Klub aus Wien-Hernals, dass eine Sensation im Bereich des Möglichen ist. In Minute 22 ließ Mario Vucenovic die 6.000 anwesenden Zuschauer erstmals jubeln, doch nur kurz darauf antwortete die Austria mit einem verwandelten Elfmeter von Dominik Fitz.
"Wir haben in der ersten Halbzeit gerade in den Umschaltmomenten die klareren Chancen gehabt als die Austria. Sie sind mit Flanken aus dem Halbfeld ganz gut in die Box reingekommen, aber wir haben das richtig gut wegverteidigt", analysiert Weinstabl.
Doch es war der Drittligist, der im weiteren Spielverlauf die besseren Chancen vorfinden sollte und in der 61. Spielminute schließlich erneut in Führung ging. Der zuvor erst eingewechselte Dario Rajkovic veredelte eine Traum-Kombination, Miroslav Beljan machte den 3:1-Sieg in der Schlussphase perfekt.
Ein Büroangestellter und ein Lehrer als Matchwinner
Ab wann haben die Spieler selbst damit gerechnet, dass es reichen könnte? Rajkovic sagte: "Wir haben immer an uns geglaubt, dass wir das Spiel gewinnen können. Dass wir nach 90 Minuten gewinnen, war vielleicht nach dem 3:1 klar. Aber wir haben bis zur letzten Minute gekämpft und es uns verdient."
3:1-Torschütze Beljan, im Alltag übrigens als Büroangestellter tätig, stieß ins selbe Horn. "Als das 3:1 gefallen ist, waren wir uns ziemlich sicher. Es kann immer alles passieren, wir haben alles gegeben, gekämpft bis zur letzten Minute. Ich hatte seit der 70. Minute Krämpfe in den Waden", konnte er darüber lachen.
Wohl auch deshalb, weil er am Freitag obligatorisch dienstfrei hat. Das sei so ausgemacht, weil "Freitag Matchday ist." Teamkollege und Lehrer Rajkovic hingegen muss in die Schule, hat damit aber kein Problem. "Ich schicke die Kinder zum Laufen", schmunzelt er. "Ein paar Schüler sind eh vorm Fernseher, ein, zwei im Stadion."
Trainingsfrei wird es zumindest morgen jedoch nicht geben, betont Weinstabl. "Wir werden natürlich morgen trainieren, ein Regenerationstraining machen und dann kriegen die Jungs zwei Tage frei. Das haben sie sich verdient, um auch die Köpfe wieder freizubekommen", schenkt er seinen Spielern doch eine Pause.
"Wieso nicht?"
Die bis weit nach Spielende mit ihren Fans feierten, den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte bejubelten.
Rajkovic schwärmte: "Die Stimmung hier, schon gegen Lustenau war viel los. Es pusht uns doch einen Tick mehr, dann kommen auch solch wunderbare Siege zustande."
Gespannt werden die Hernalser auf die Viertelfinal-Auslosung am Sonntag blicken. Rein von der Papierform her könnte dem Sport-Club nach Austria Lustenau und Austria Wien eine weitere Austria gut zu Gesicht stehen. Mit Klagenfurt und Peter Pacult, der zwischen 1980 und 1984 selbst am Wiener Sportclub-Platz spielte, wäre noch eine im Bewerb vertreten.
Doch Beljan wünscht sich als gebürtiger Steirer Sturm Graz, "als Wiener Rapid." Aber egal wer sich dem Traditionsklub in den Weg stellen wird, man wird mit einer breiten Brust in die Begegnung gehen. Vor allem dank der Fans, die wie anfangs schon erwähnt vom Europapokal träumen.
Und Beljan legt noch einen drauf: "Wieso nicht? Pasching hat ja auch den Cup gewonnen."