Dass die Heimkehr eine emotionale Angelegenheit werden würde, ahnte Zlatko Junuzovic schon vor dem 6:0-Kantersieg des FC Red Bull Salzburg im ÖFB-Cup-Halbfinale bei "seinem" GAK.
Wie hat es sich letztlich wirklich angefühlt?
"Naja, es war schon komisch", gesteht der 31-Jährige, "es waren einfach gemischte Gefühle, weil ich noch selten in der Situation war, gegen Ex-Vereine zu spielen, da ich doch sehr lange in Deutschland war - gerade gegen den GAK, meinen Herzensverein, wo alles begann. Klar, man muss es professionell drüberbringen. Du musst deine Leistung bringen - auch klar. Aber trotzdem: Im Kopf spielt sich so einiges ab!"
Lachender Nachsatz: "Ich bin jetzt aber auch froh, dass es vorbei ist."
Tor? "G'jubelt hätt' ich net!"
Beinahe wäre es Junuzovic höchstpersönlich gewesen, der in der 6. Minute den Bann gebrochen hätte. Munas Dabbur fälschte seinen Schuss jedoch unhaltbar ab, sodass sich der Israeli sein nächstes Tor gut schreiben lassen konnte.
Den Verdacht, dass er nicht gänzlich unglücklich gewesen ist, dass nicht ausgerechnet er den Führungstreffer erzielt hat, dementierte der Mittelfeldspieler nicht wirklich.
"Kann sein", grinst Junuzovic und versichert: "G'jubelt hätt' ich net!"
Unangenehm wäre ihm ein Treffer aber auch gegen den GAK nicht gewesen: "Das muss man wie gesagt professionell durchziehen, im Endeffekt ist es der Job. Ich versuche in jedem Spiel ein Tor zu schießen, wenn ich in die Situation komme. Aber das ist ja nicht das Wichtigste. Wichtig ist, dass wir als Manschaft treffen. Unser Ziel war, dass wir einen Schritt weiter machen und ins Finale kommen. Das haben wir erreicht. An unserer Performance hat man gesehen, dass wir jeden Gegner ernst nehmen und in jedem Spiel probieren, an unsere Grenzen zu gehen."
"Stolz" auf Anerkennung der GAK-Fans
Dass die "Bullen" kaum dazu tendieren, eine Partie zu locker zu nehmen, ist bekannt. Die Verbindungen zum GAK - neben Junuzovic ist angesichts seiner Freundin auch Doppel-Torschütze Hannes Wolf mit den Roten verbandelt - halfen wohl zusätzlich mit, dass erst gar kein ungewohntes Mentalitäts-Problem beim haushohen Favoriten aufkommen konnte.
"Ich verfolge den GAK als Herzensverein nach wie vor. Mich freut der Weg, den sie gehen. Die Kulisse war einfach atemberaubend. Diese tollen Fans haben es sich auch verdient, dass es wieder nach oben geht."
Beim GAK wiederum legte man durchaus Wert darauf, dass "Zladdis" Heimkehr mit gebührendem Respekt über die Bühne ging. Kapitän Marco Perchtold forderte die Fans schon im Vorfeld auf, Junuzovic in ihr Fußball-Fest zu inkludieren.
Der Stadionsprecher hieß ihn beim Verlesen der Salzburger Mannschaftsaufstellung speziell Willkommen, die Anhänger stiegen auch darauf ein und spendierten eine Runde Extra-Applaus.
"Das habe ich gar nicht mitbekommen", meint Junuzovic, der noch in der Kabine war, "aber wenn das so ist, macht mich das stolz, weil ich hier eine sehr schöne und positive Vergangenheit habe. Ich verfolge den GAK als Herzensverein nach wie vor. Mich freut der Weg, den sie gehen. Die Kulisse war einfach atemberaubend. Diese tollen Fans haben es sich auch verdient, dass es wieder nach oben geht."
Lob für die Freunde
Der Begriff "atemberaubend" kam dem 55-fachen ÖFB-Teamspieler in Zusammenhang mit der Atmosphäre mehrmals über die Lippen und auch sportlich gab es kein böses Wort. Trotz des 0:6 habe man phasenweise gesehen, warum der GAK in der Regionalliga Mitte eine so gute Saison spielt.
Auch von seinen Kumpels im roten Lager musste sich Junuzovic nichts anhören - etwa von Perchtold oder Co-Trainer Ralph Spirk, einer seiner besten Freunde, von dessen Tochter er aufs Spielfeld begleitet wurde.
"Die Jungs sind so engagiert", lobt Junuzovic, "man hat gesehen, was sie alles probiert haben. Sie haben auch einige Varianten ausgepackt wie beim Corner, bei dem sie uns ausgespielt haben und zum Abschluss gekommen sind. Sie waren facettenreich und gut vorbereitet."
Das nach einem 6:0 eher seltene Fazit: "Es war ein cooles Fußball-Spiel - für alle Beteiligten!"