Titelverteidiger Sturm Graz startet kommenden Samstag (ab 17:30 Uhr im LIVE-Ticker) mit einem Auswärtsspiel beim SAK Klagenfurt in den ÖFB-Cup.
Die Rollen sind selbstverständlich klar verteilt: Alles andere als ein Weiterkommen der Grazer wäre eine Sensation. Mit dem SAK Klagenfurt trifft Österreichs Vizemeister nämlich auf eine Mannschaft, die vergangene Saison als abgeschlagenes Schlusslicht aus der Regionalliga Mitte abstieg.
Auch wenn es sportlich zuletzt in die falsche Richtung ging für die Klagenfurter, so mangelt es dem Klub gewiss nicht an Ambitionen. Von einem ÖFB-Nachwuchszentrum bis hin zur Nummer drei in Kärnten: Der Verein, der seit seiner Gründung als Identifikationspunkt für die slowenische Volksgruppe in Kärnten gilt, hat noch einiges vor.
Silvester Kumer, Generalsekretär und Nachwuchsleiter des Slovenski atletski klub Celovec, hat im Gespräch mit LAOLA1 über die bewegte Vergangenheit des slowenisch gesinnten Klubs gesprochen und wie man sich auch künftig für den Erhalt der slowenischen Kultur in Kärnten einsetzen möchte.
Rassistische Anfeindungen gehörten einst zur Tagesordnung
Der Slowenischer athletik Klub wurde 1970 dank eines Studenten-Traums gegründet. Dr. Zdravko Inzko, zur damaligen Zeit österreichischer Botschafter in Slowenien, meldete den Verein am 13. Juli 1970 beim Kärntner Fußballverband an.
Der SAK war von Beginn weg eine Anlaufstelle für Kärntner Slowenen, beim österreichischen Publikum stieß die Mannschaft zunächst jedoch auf weniger Gegenliebe.
"Früher, wo ich noch gespielt habe, da gab es schon massiven Druck von den Zuschauerrängen – obwohl wir österreichische Staatsbürger waren. Das hat immer wehgetan, wenn man als 'Jugo' beschimpft wurde."
"Man hat probiert, Slowenen aus dem öffentlichen Bereich herauszuhalten. Das war sehr massiv auf den Sportplätzen in den 1970ern. Genau in dieser Zeit wurde der SAK gegründet, da waren die Spiele des SAK eher politische Demonstrationen, wo sich die Slowenen versammelt haben, um ihre Rechte einzufordern", erklärt Silvester Kumer.
Eine slowenenfeindliche Atmosphäre war bei SAK-Spielen zu dieser Zeit Gang und Gäbe. Besonders angespannt war die Lage zur Zeit des Ortstafelsturmes in Kärnten 1972, als sogar die Staatspolizei ausrücken musste, um die Spieler des SAK zu schützen.
Zusammenarbeit mit Olimpija Ljubljana trug Früchte
Auf dem Platz musste der SAK ebenfalls gegen Widerstände kämpfen. "Auch die Schiedsrichter haben damals massiv versucht, dem SAK zu schaden", weiß Kumer, der selbst früher für den Verein spielte, ehe er in den 1980ern SAK-Funktionär wurde.
Die engsten Verbündeten des Klubs kamen zu Beginn aus Slowenien. "In den 1970ern hat Olimpija Ljubljana jedes Jahr drei Top-Spieler an den SAK abgegeben und einen Trainer, der für damalige Verhältnisse Bundesliga-Niveau gehabt hat, zur Verfügung gestellt. Sonst wären wir auch nie so schnell nach oben gekommen", erklärt der Generalsekretär.
Die Klagenfurter arbeiteten sich in den folgenden Jahren stetig nach oben. Den Höhepunkt erlangte der Verein 1995, als man eine Saison in der 2. Division (heute 2. Liga) spielen durfte. Komplett angekommen im österreichischen Fußball war der Klub zu dieser Zeit aber noch nicht.
Politik untersagte SAK Klagenfurt bis 2003 eigenes Stadion
Das beweist beispielsweise die Stadion-Thematik. Bis 2003 (!) verwehrte die Politik dem SAK Klagenfurt nämlich ein eigenes Stadion.
"Von 1970 bis 2003 wurde der SAK praktisch jedes Jahr auf einen anderen Sportplatz transferiert. Ab und zu wussten unsere Funktionäre 14 Tage vor Saisonbeginn nicht, wo sie spielen werden und ob es überhaupt einen Platz gibt", klärt Kumer auf.
Die Klub-Verantwortlichen wussten die Signale der Kärntner Politiker durchaus zu verstehen. "Unsere Funktionäre haben immer gesagt, die Politik hofft, dass wir einmal aufgeben."
Gelöst wurde das Stadion-Problem kurioserweise durch die FPÖ. Der damalige Landeshauptsmann Jörg Haider sagte dem SAK schließlich einen eigenen Fußballplatz zu. "Das Schicksal ist interessant", zeigt sich Kumer rückblickend amüsiert über diese Fügung. Seitdem absolviert der Verein seine Heimspiele auf dem SAK Sportpark Welzenegg.
Heutzutage nur noch "einzelne Fälle" von Rassismus
Von Benachteiligung ist heutzutage - Gott sei Dank - nichts mehr zu spüren. Auch rassistische Vorfälle gäbe es gegenwärtig nur mehr selten. "Es gibt schon noch einzelne Fälle, wo der Schiedsrichter zum Beispiel die Jugendspieler auffordert, Deutsch zu sprechen."
"Unsere Funktionäre haben immer gesagt, die Politik hofft, dass wir einmal aufgeben."
"Früher, wo ich noch gespielt habe, da gab es schon massiven Druck von den Zuschauerrängen – obwohl wir österreichische Staatsbürger waren. Das hat immer wehgetan, wenn man als 'Jugo' beschimpft wurde. Als die Kriegsgeneration noch unter den Zuschauern war, war das schlimmer", schildert der SAK-Funktionär.
Der Wandel in der Gesellschaft hat auch dem SAK Klagenfurt das Leben erleichtert. Genauso wie die Öffentlichkeit hat auch der Slovenski atletski Klub einen Wandel durchnommen. Bereits seit Jahren verfügt der Verein über einen bunten Mix aus slowenischen und österreichischen Spielern.
So setzt sich der SAK für den Erhalt der slowenischen Kultur ein
"Der SAK ist heute ein Synonym für Offenheit, Zweisprachigkeit und Bodenständigkeit der slowenischen Volksgruppe", erläutert Kumer. Die Werte und Sprache der autochthonen Volksgruppe zu wahren, sei jedoch nach wie vor von oberster Priorität für den Klub: "Wie versuchen die Sprache als Kulturgut auch im Sport so gut wie möglich zu erhalten."
"Wir haben auch ein vom Bundeskanzleramt unterstütztes Projekt, für den Erhalt der slowenischen Sprache und Identität, am Laufen. In der Jugend werden beispielsweise Trainer engagiert, die mit den Spielern Slowenisch sprechen."
Einer, der in seiner Jugend ebenfalls für den SAK spielte, ist Paco Wrolich. Der ehemalige österreichische Rad-Profi mit slowenischen Wurzeln sitzt mittlerweile im Kuratorium des Vereins. "Der Vater von Paco Wrolich ist der sportliche Gründer des SAK. Seine Verwandten spielen auch alle hier", erklärt der SAK-Nachwuchsleiter.
Nachwuchs-Akademie für mindestens zwei Jahre auf Eis gelegt
Stichwort Jugend: Der SAK Klagenfurt ist ein Verein, der ein großes Augenmerk auf den Nachwuchs legt. Gerade im Jugendbereich ist der Kärntner Viertligist extrem breit aufgestellt.
Der Verein verfügt über zwei Sportzentren in Klagenfurt (Bundesgymnasium für Slowenien, Sportpark Welzenegg) sowie ein Zentrum in Bleiburg. 35 Nachwuchs-Trainer sind engagiert, alle Mannschaften sind doppelt oder mehrfach vertreten.
So kam es auch nicht von ungefähr, als sich der SAK Klagenfurt im Zuge der neugegründeten ÖFB-Jugendregionalliga für ein Nachwuchszentrum beworben hat. Ursprünglich gab es sogar die Zusage vom ÖFB, der Abstieg aus der Regionalliga Mitte hat dem SAK jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Man kann nur als Drittligist ansuchen und als Drittligist mitspielen", erklärt Kumer. "Nachdem wir abgestiegen sind, haben wir dieses Recht verloren. Wir hatten schon die Akademie, die Planungen und die Finanzierung fertig. Das tut schon weh."
Durch den Abstieg hat sich das AKA-Projekt um mindestens zwei Jahre verschoben. Nur mit einem Wiederaufstieg in die Regionalliga ist ein erneuter Antrag möglich. "Vielleicht kommt die Chance nochmal, nachdem die ÖFB-Jugendregionalliga noch nicht voll ist mit Vereinen und wir auch glauben, dass wir das Potenzial haben, in dieser 'AKA light' mitzuspielen", so der SAK-Nachwuchsleiter.
Wertvolle Kooperation mit Austria Klagenfurt
Schon lange beschlossen war eine Kooperation mit Bundesligist Austria Klagenfurt. Diese bleibt auch weiterhin bestehen, wie Kumer verrät.
"Wir haben einen Kooperationsvertrag. Unsere Top-Spieler gehen zur Austria und bleiben auch dort, um dort ihr Bundesliga-Potenzial zu entwickeln. Spieler, die in der Bundesliga nicht Fuß fassen können, die wechseln dann zum SAK. Das passiert alles leihweise, das funktioniert ganz gut. Austria Klagenfurt sieht uns nicht als Konkurrenz, sondern als guten Kooperationspartner in allen Bereichen."
Das war aber nicht immer so: "Zu Beginn hat man uns zum Beispiel die komplette U10-Meistermannschaft weggekauft. Das hat bei uns für ziemliche Verstimmung gesorgt", so Kumer. "Aber die Strategie bei der Austria wurde mittlerweile gewechselt und ist auf Kooperation aus."
SAK Klagenfurt will "die Nummer drei sein in Kärnten"
Ein enger Konkurrenzkampf ist in Klagenfurt aber dennoch vorprogrammiert. Mit dem Wolfsberger AC, Austria Klagenfurt und dem SAK Klagenfurt sind in der Landeshauptstadt Kärntens gleich drei potenzielle Akademien ortsansässig.
Während sich die beiden erstgenannten Klubs jedoch schon in der Bundesliga etabliert haben, hat der SAK noch einen weiten Weg vor sich. Die Ziele sind jedoch klar definiert: "Wir wollen die Nummer drei sein in Kärnten nach dem WAC und Austria Klagenfurt. Das ist unser absolutes Ziel."
Die Dichte im Kärntner Fußball ließe dieses Vorhaben durchaus zu. Mit der zweiten Mannschaft des WAC und ASK Klagenfurt spielen nur zwei Kärntner Vereine in der Regionalliga Mitte, in der Admiral 2. Liga ist kein einziger Verein vertreten.
Der Wiederaufstieg werde jedoch kein leichtes Unterfangen. "Die Kärntner Liga ist stärker denn je. Unser Ziel ist aber mittelfristig der Aufstieg und die Etablierung in der Regionalliga", stellt der SAK-Funktionär klar.
Riesige Vorfreude auf Sturm Graz
Bevor der Liga-Betrieb losgeht, steht jedoch noch ein Fußballfest gegen Sturm Graz an. Die Vorfreude des SAK auf die Erstrunden-Begegnung im ÖFB-Cup ist gewaltig.
"Es wurden bereits für 1.000 Zuschauer Zusatztribünen aufgestellt. Zwei Drittel der Eintrittskarten sind schon verkauft. Wir werden so an die 2.000 Zuschauer haben. Wir haben einen VIP-Klub installiert, da kommt ein Unternehmen, das normal bei der Formel 1 den VIP-Bereich organisiert. Wie sind extrem dahinter, dass das ein echtes Event in Klagenfurt wird."