Was wurde aus dem SV Grödig?
Nach dem Bundesliga-Abstieg 2016 verzichteten die einstigen „Village People“ auf den Erste-Liga-Startplatz und starteten in der Regionalliga West neu durch.
Trotz Tabellenführung suchten die Salzburger nicht um die Lizenz an und wollen auch kommende Saison in der Regionalliga spielen.
Vor dem Cup-Viertelfinale gegen den LASK (Dienstag, 20:30 Uhr im LAOLA1-Ticker) bat LAOLA1 Grödig-Macher Christian Haas zum Interview und sprach mit dem 39-Jährigen über die Pläne des Dorfklubs am Untersberg.
LAOLA1: Vermissen Sie die Bundesliga?
Christian Haas: Ja, schon. Mit der Regionalliga lässt sich das natürlich nicht vergleichen. Ich bin zwar auch bei jedem Spiel, aber es ist freilich etwas anderes, wenn man – bei allem Respekt – nach Schwaz oder zu Rapid, Salzburg, Austria, Sturm fährt.
LAOLA1: Trauern Sie dem Klassenerhalt nach?
Haas: Sicher, aber ich denke nicht immer daran. Es ist abgehakt und man muss sich der Situation stellen, so wie sie jetzt ist. Aber wir haben den Plan, in die zweite Liga zurückzukehren.
LAOLA1: Dazu später mehr. Wie haben Sie den Abstieg vor einem Jahr analysiert?
Haas: Wir waren drei Saisonen in der Bundesliga und hatten zirka ein Budget von 4,5 Millionen Euro. Irgendwann frisst es dich, wenn das Budget gleich bleibt und die besten Spieler verkauft werden. Als wir im Winter Lucas Venuto an Austria Wien verkauft haben, wusste ich, dass das nicht gut ist, aber ich habe es natürlich finanziell machen müssen (kolportierte Ablöse: 500.000 Euro, Anm.d.Red.). Wir hatten zwei Probleme: Es war schwierig mit der Anzahl an Zuschauern, und Sponsoren in Salzburg zu finden, ist auch nicht einfach.
Vintage Video - "Belek Inside" mit dem SV Grödig 2015/16:
LAOLA1: Hatte sich Grödig ob der Abstiegssaison etwas vorzuwerfen?
Haas: Das denke ich nicht. Die Dinge haben sich leider so entwickelt. Wenn du in elf Partien zwei Punkte holst, ist es klar, dass man absteigt.
LAOLA1: Was wurde aus dem SV Grödig?
Haas: Wir stehen finanziell auf gesunden Beinen. Das ist für mich immer das Wichtigste. Deswegen haben wir auch den Schritt in die Regionalliga gemacht. Wir haben keine Schulden, müssen nur noch eine Rückzahlung im Hinblick auf das Stadion erledigen. So lange ich hier bin, werden wir auch nur das Geld ausgeben, das wir haben. Sportlich sind wir Erster und im Cup-Viertelfinale. Mannschaft und Trainer wollten natürlich jetzt aufsteigen, ich auch, aber ich habe mich dagegen entschieden.
LAOLA1: Warum wurde nicht um die Lizenz angesucht?
Haas: Es bräuchte ein Budget von zwei Millionen Euro und du hast in der kommenden Saison noch einen Vollprofi-Betrieb in der Ersten Liga. Nach der Reform wird das nicht der Fall sein, deswegen haben wir gesagt, dass wir ein Jahr warten. Sonst hätten wir gleich in der Ersten Liga spielen können.
Ich finde die Reform klug und gut. Natürlich wäre aber wichtig, dass die neue zweite Liga öffentlich präsent ist und im Fernsehen gezeigt wird. Wir leben alle von Sponsoren.
LAOLA1: Sie bereuen diese Entscheidung also nicht.
Haas: Überhaupt nicht. Ich finde die Reform klug und gut. Natürlich wäre aber wichtig, dass die neue zweite Liga öffentlich präsent ist und im Fernsehen gezeigt wird. Wir leben alle von Sponsoren. Es wird Vereine geben, die werden einen Vollprofi-Betrieb haben und die anderen Halbprofi-Betrieb. So ist es auch bei Grödig und für solche Vereine ist es eben wichtig, gesehen zu werden.
LAOLA1: Will sich Grödig in dieser neuen zweiten Liga etablieren?
Haas: So ist es. Das wird aber schwierig genug, nächstes Jahr in der Regionalliga unter den besten Zwei zu sein. Da wollen vier oder fünf Vereine den Aufstieg schaffen. Wir sind in den Planungen für die neue Saison, um den Kader zu halten sowie zu verstärken. Sollten wir den Aufstieg schaffen, wollen wir uns in dieser Liga etablieren und anschauen, wie stark diese Liga ist. Wir werden ein Halbprofi-Team sein und dann muss man eben schauen, wie sich alles entwickelt. Wer ein größeres Budget hat und öfters trainiert, hat natürlich einen Vorteil. Aber wir wollen in diese 16er Liga.
LAOLA1: Ist es auch ein langfristiges Ziel, in die Bundesliga zurückzukehren?
Haas: Das ist immer mein Ziel, aber es muss wirtschaftlich passen. Da müsste wohl ein großer Sponsor kommen. Es wird auch sportlich nicht einfach sein, nämlich bei 16 Vereinen Erster zu werden.
LAOLA1: Kann Bundesliga-Fußball in Grödig überhaupt wirtschaftlich machbar sein, nach den Erfahrungen, die gemacht wurden?
Haas: Man sollte sich im Leben immer Ziele stecken. Jetzt ist einmal das kurzfristige Ziel, in die zweite Liga zu kommen. Ich sage nicht, dass wir unbedingt in die Bundesliga zurückkehren wollen. Fakt ist: Wir stehen auf gesunden Beinen und wir werden sicher kein Abenteuer eingehen.
LAOLA1: Haben Sie das Gefühl, nicht umsonst in die Stadion-Infrastruktur investiert zu haben?
Haas: Die Anforderungen werden in der neuen zweiten Liga sicher nicht mehr so hoch sein, aber sollten wir in der zweiten Liga spielen, werden wir ein schönes Stadion haben. Darauf bin ich stolz.
LAOLA1: Ein Hauch von Bundesliga kommt zurück an den Untersberg: Der überlegene Erste-Liga-Leader LASK ist im Cup-Viertelfinale zu Gast in Grödig. Was rechnen Sie sich aus?
Haas: Es ist ein Spiel, das über 90 oder 120 Minuten gehen wird. Der LASK ist natürlich Favorit und Grödig braucht einen sehr guten Tag sowie der LASK einen weniger guten. Dann kann man ihn auch schlagen. Wir haben auch Wattens und Horn zu Hause eliminiert. Aber der LASK befindet sich natürlich in überragender Form, eine super Mannschaft, da brauchen wir nicht reden.
LAOLA1: Grödig hat nur ein Spiel in dieser Saison verloren, zu Hause keines, nur zehn Gegentore bekommen. Wie sehr spricht das für den Trainer Andreas Fötschl?
Haas: Der Trainer macht sehr gute Arbeit. Wir haben von vorne begonnen, viele Spieler verloren, aber auch viele aus der Landesliga hochgezogen. Dem Trainer-Team ist es gelungen, in dieser kurzen Zeit eine Mannschaft zu formen. Wir stehen kompakt und eng, haben eine gute Mischung im Team aus jungen Spielern und Routiniers. Dass wir so viele Punkte haben, damit habe ich nicht gerechnet. Auch Anif macht sehr gute Arbeit. Es wäre schön, beide in der zweiten Liga zu sehen.
LAOLA1: Ist Andreas Fötschl ein Trainer für die Zukunft?
Haas: Er ist berufstätig und arbeitet als Spurensucher bei der Polizei. Ob er seine Arbeit aufgeben würde, weiß ich nicht. Aber ich denke, dass er das nächste Jahr bei uns sein wird. Da haben wir schon gesprochen. Aber ob er auch eine richtige Profi-Karriere anstrebt, das muss man ihn selbst fragen.
LAOLA1: Ist es nicht eigentlich schade, jetzt nicht aufsteigen zu wollen? Schließlich fährt Ihnen der Rapid-Bus, den Sie so gerne in Grödig gesehen haben, praktisch entgegen.
Haas: (lacht) Ich gehe davon aus, dass Rapid nicht absteigt. Im Fußball geht es schnell, aber Rapid wird nicht absteigen, da bin ich mir sicher.