Andreas Herzog war geknickt.
Nach so einer Leistung gegen Rapid am Ende mit 1:2 nach Verlängerung im ÖFB-Cup die Segel zu streichen (Spielbericht >>>) schmerzt besonders. Dabei war die Admira so nahe dran, Rapid zum zweiten Mal in Folge auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Während die Hütteldorfer viele Tugenden vermissen ließen und selbst zugaben, verunsichert gewesen zu sein, zeigten die Hausherren beherzten Fußball mit Leidenschaft, einem Plan und wussten gegen die favorisierten Wiener auch spielerisch zu überzeugen.
Umso schwieriger fällt es dem Cheftrainer, das Gesehene zwischen Stolz und Enttäuschung einzuordnen. "Das war ein sehr leidenschaftlicher Fight von uns. Wenn du in der Verlängerung ausscheidest, ist die Enttäuschung groß. Aber wir waren 90 Minuten mindestens ebenbürtig", analysierte Herzog.
Sein neuer Innenverteidiger Philipp Schmiedl, der sein erstes Spiel für die Admira bestritt, ging nach dem Spiel sogar noch weiter: "Ich sage nicht, dass Rapid der verdiente Sieger gewesen ist." Wobei sein Trainer schon relativieren will: "In den 90 Minuten waren wir ebenbürtig, aber in der Verlängerung war Rapid schon klar besser."
Ärger über Sitzer: "Da musst du eiskalt zuschlagen"
Im Rückspiegel betrachtet vielleicht am ärgerlichsten war die Tatsache, dass die Admira den starken Beginn nicht für sich nützen konnte.
Die Hütteldorfer waren in der aktuellen Krise nicht gefestigt, unsicher im Spielaufbau und die Südstädter drängten den Goliath sogar an den eigenen Strafraum zurück. Nur der öffnende Führungstreffer gelang nicht.
"Die ersten 20 bis 25 Minuten haben wir richtig gut gespielt, so gut wie heuer noch nie", musste Herzog zugeben. Ein Tor lag in der Luft, zwei Mega-Chancen ließ man aus wenigen Metern ungenützt. "Das waren ja Hundertprozentige, da musst du eiskalt zuschlagen", ärgerte sich der Admira-Coach, der sich einen Blitzstart gewünscht hätte.
Ob man Rapid mit einem frühen Gegentreffer frühezeitig gebrochen hätte? "Gebrochen hätten wir sie nicht, aber wenn du schon zu glasklaren Möglichkeiten kommst, musst du sie eiskalt nützen. Gegen Rapid kriegst du nicht so viele Möglichkeiten, auch wenn sie in den letzten Wochen Probleme gehabt haben."
Herzog: "Das müssen wir schnell lernen"
In Anbetracht dessen lobte Herzog zwar das Engagement der gesamten Mannschaft und sprach für den erbitterten Kampf bis zur letzten Sekunde ein Kompliment aus, sprach jedoch auch klar die Fehler an, die den Aufstieg kosteten.
"Trotzdem gibt es Situationen, wo ich schon sagen muss: Das müssen wir schnell lernen. Die Schlitzohrigkeit, die verschiedenen Zweikampfsituationen vor dem Tor, da müssen wir viel abgeklärter sein, viel sauberer, weil das sind schon Momente, die spielentscheidend sind. Wir hätten schon in den ersten 20 Minuten in Führung gehen können, dann wäre die Situation für uns schon einfacher geworden."
Dabei will er der jungen Mannschaft nicht zu viel Druck auferlegen, jedoch gilt es, den nächsten Schritt zu mehr Stabilität und Selbstüberzeugung zu machen, um sich auch selbst zu belohnen. "Es ist auch ein Lernprozess, wenn wir Phasen haben, in denen uns der Gegner nicht kontrollieren kann, dass wir wichtige Situationen für uns nützen oder uns einen Vorteil verschaffen können - da müssen wir eiskalt zuschlagen."
So kam es, wie es kommen musste und eine Fußball-Weisheit trat wieder ein: Wer die Tore nicht schießt, der bekommt sie. Die Tatsache, dass Rapid mit dem ersten richtigen Schuss in Führung ging - noch dazu nach einer zu kurzen Abwehr der Admira-Hintermannschaft - stieß sowohl Herzog als auch Schmiedl sauer auf.
"Sie hatten in den ersten 45 Minuten einen Schuss, das war das Tor", meinte die 24-jährige österreichische Sönderjysk-Leihgabe. Und Herzog ergänzte: "Bis dahin haben wir die zwei besseren Sitzer gehabt", spielte er auf die Riesenchancen von Kronberger und Kerschbaum an.
"Ein Stürmer geht halt depperter hin als ein Verteidiger"
Der Glaube war auch in der Halbzeit noch vorhanden, Dinge wurden angesprochen und die starke erste Halbzeit gelobt. Der Ausgleich von Marlon Mustapha war für Herzog ein "sehr schönes Tor, wo wir dann schon gedacht haben, das kann uns in die richtige Richtung lenken."
Aber das Spiel war dann offen, in der Verlängerung konnte man laut eigenen Aussagen nur mehr dagegenhalten, aber nicht mehr zulegen. Bis das eintrat, was einst ein weiser Mann - genauer gesagt Herzogs Ex-Trainer - immer betonte.
"Genau das gleiche habe ich mir auch gedacht. Otto Rehhagel hat immer gesagt: Was macht der Stürmer im eigenen Strafraum? Aber es hilft nichts, Ganda wollte hinten aushelfen. Es gibt halt solche Wahrheiten im Fußball, die nichts mit Taktik zu tun haben: Ein Stürmer im Strafraum geht halt einmal depperter hin als ein Verteidiger. Das hat sich leider wieder bewahrheitet."
Rapid nützte das Elfer-Geschenk in Form von Marco Grüll, der Traum von der Sensation war ausgeträumt. Trotzdem ist bei der Admira eine ganz klare Entwicklung zu erkennen.
Rapid-Doppel als Push für die kommenden Wochen?
Herzog hat es in der kurzen Zeit geschafft, das junge Team zu festigen und den Spielern Selbstvertrauen zu vermitteln, auch Teams wie Rapid ärgern zu können. Platz fünf in der Tabelle ist zwar möglicherweise nur eine Momentaufnahme, zeigt aber schon, dass sich in der Südstadt etwas tut.
Auch wenn die Enttäuschung groß ist, hat man Rapid zum zweiten Mal in Folge gefordert. Einmal schaute sogar ein Sieg in Hütteldorf heraus, das zweite Mal fehlte nicht viel zur Wiederholung.
Eine Tatsache, die nach dem anfänglichen Ärger darüber Kräfte für die kommenden Wochen freisetzen kann. Davon ist auch Trainer Herzog überzeugt:
"Ich glaube schon, aber davor müssen wir uns frisch machen für den LASK, das wird ein schweres Spiel. Trotzdem denke ich, dass die Mannschaft jetzt immer mehr an sich glaubt, das ist für die kommenden Wochen schon mal das Wichtigste."