Mit Ralf Rangnick als Teamchef geht es für das ÖFB-Team in eine neue Ära.
Der 63-jährige Deutsche wird laut dem Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe Bernhard Neuhold Ende Mai zum Nationalteam stoßen, am 3. Juni startet die erste Rangnick-Auswahl in Kroatien in die Nations League A.
Doch der Fokus wird nicht auf der Nations League liegen, wo das ÖFB-Team gegen Frankreich, Dänemark und Kroatien maximal gegen den Abstieg spielen wird.
Die Destinationen, die Schöttel im Auge hat, heißen Deutschland sowie USA, Mexiko und Kanada.
"Über allem steht, dass wir uns für Endrunden qualifizieren. Über allem steht, dass wir bei der Europameisterschaft in Deutschland dabei sein wollen, dass wir bei der nächsten WM endlich wieder dabei sein wollen", gibt der Wiener die Marschrichtung vor.
Mittel- und langfristige Zusammenarbeit gewünscht
Für Rangnick selbst hat die kommende Europameisterschaft mit Sicherheit eine große Bedeutung, findet diese doch in seinem Heimatland Deutschland statt.
Sollte die Qualifikation für dieses Großereignis gelingen, verlängert sich das Arbeitspapier des Trainergurus bis zur WM 2026.
"Wir haben uns darauf verständigt, dass wir zunächst zwei Jahre zusammenarbeiten, dass sich diese Zusammenarbeit aber automatisch um zwei weitere Jahre verlängert, wenn wir uns für die EURO 2024 qualifizieren", sagt Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe.
"Der Wunsch aller Beteiligten ist, eine mittel- und langfristige Zusammenarbeit anzustreben."
Bloß bei einer Endrunde dabei sein zu wollen, ist Rangnick laut Schöttel zu wenig. Das ÖFB-Team soll dort nach Vorstellung des Deutschen eine Rolle spielen, ohne gleich vom EM- oder WM-Titel zu sprechen.
"Natürlich will er so viel erreichen wie es geht. Er ist überzeugt davon, dass er mit dieser Mannschaft, mit dieser Generation, erfolgreich sein kann", hält Schöttel fest.
Schöttel zu Rangnick: "Möchte, dass du dir alles anschaust"
Ralf Rangnick betritt mit seiner neuen Aufgabe jedenfalls Neuland. Der Deutsche war noch nie für eine Nationalmannschaft zuständig, hat in seiner langen Zeit im Trainergeschäft aber schon einiges erlebt.
Der 63-Jährige ist unter anderem federführend für den Umbau im Red-Bull-Imperium verantwortlich. Der Erfolg dabei hat bis heute Bestand. Während Salzburg vor wenigen Tagen den neunten Meistertitel in Folge fixierte, steht RB Leipzig im Finale des DFB-Pokals und kurz vor dem Einzug ins Europa-League-Endspiel.
Dass Rangnick gerne absolute Kontrolle über sein Umfeld hat, ist kein Geheimnis. Es ist laut Schöttel nicht auszuschließen, dass der Deutsche Aufgaben über die Tätigkeit des Teamchefs hinaus erfüllt, zum jetzigen Zeitpunkt ist Rangnick aber nur Trainer des Nationalteams.
"In meinem ersten Telefonat mit ihm habe ich mitgegeben: 'Wenn wir irgendwie zusammenkommen, möchte ich, dass du dir alles anschaust'", offenbart der ÖFB-Sportdirektor.
"In einem ersten Schritt ist das Profil gleich, wie das von Franco Foda war. Es betrifft die Leitung des Nationalteams der Männer. Das ist jetzt der erste Schritt, jetzt schauen wir mal, dass wir den Lehrgang gut bestreiten, dass uns das eine oder andere gelingt", will Schöttel erst einmal den Fokus auf die kommenden Aufgaben Rangnicks legen.
Nachsatz: "In Zukunft wäre ich ja dumm, wenn ich auf seine Expertise verzichten würde."
2022 im Zeichen der Nations League
Doch bevor Rangnick den gesamten ÖFB auf sportlicher Seite umkrempelt, warten sportliche Aufgaben auf ihn und seinen Co-Trainer Lars Konetka (Alle Informationen zur spannenden Personalie >>>).
Das Spieljahr 2022 steht ganz im Zeichen der UEFA Nations League.
Bei der erstmaligen Teilnahme des ÖFB-Teams an der Liga A warten in Gruppe 1 Weltmeister Frankreich, Vizeweltmeister Kroatien und EM-Halbfinalist Dänemark auf die Rangnick-Auswahl.
Große Sprünge darf man da nicht erwarten, in dieser Gruppe ist das Nationalteam trotz der Bestellung des 63-Jährigen klarer Außenseiter. Sollten Rangnick und Co. den Absturz in die Liga B abwenden können, wäre das wohl schon als Erfolg zu verbuchen.
Am 9. Oktober 2022 steht in Frankfurt die Auslosung für die EM-Qualifikation auf dem Programm.
Gespielt wird zwischen März und November 2023, die zehn Gruppensieger und zehn Gruppenzweiten qualifizieren sich automatisch für die Endrunde im Heimatland des Teamchefs. Auch über die Nations League gibt es wieder Qualifikationsplätze zu ergattern.
"Die Europameisterschaft in Deutschland ist ein sehr spannender Aspekt für alle Kandidaten gewesen, mit denen ich gesprochen habe", sagt Schöttel.
WM-Aufstockung als Chance für ÖFB-Team
Die Qualifikation für dieses Turnier ist wohl auch die Mindestanforderung, um von sportlichem Erfolg zu sprechen. Seit der Aufstockung des Kontinentalturniers ab der 2016er-Ausgabe konnte sich das ÖFB-Team stets auf sportlichem Weg für die EM qualifizieren.
Zwar wird die EM 2024 einen signifikanten Gradmesser für die Ära Rangnick darstellen, viel wichtiger wird aber wohl die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada sein.
Diese WM wird die erste sein, bei der 48 Nationen mit von der Partie sind. Hatte Europa für die WM 2022 in Katar 13 Plätze zur Verfügung, dürfen vier Jahre später gleich 16 UEFA-Mitglieder an den Start gehen.
Gute Vorzeichen, um die WM-Durststrecke nach dann 28 Jahren zu beenden. Damit würde sich Rangnick, gepaart mit seinen Errungenschaften in Salzburg, endgültig ein Denkmal im österreichischen Fußball bauen.