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Franco Foda: "Jetzt müssen wir ein Korsett finden"

Foda im LAOLA1-Talk: Stammelf? Wie viele Systeme? Zittern vor Transferzeit?

Franco Foda: Foto: © GEPA

Mit drei Siegen aus drei Spielen hat Franco Foda einen erfolgreichen Auftakt in seine Amtszeit als Teamchef von Österreich hingelegt.

Mit Russland (30.5.), Deutschland (2.6.) und Brasilien (10.6.) gefährden nun jedoch große Kaliber diese Siegesserie.

In diesen Duellen geht es auch darum, weitere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie der Deutsche seine Arbeit als Chefcoach des ÖFB-Teams anlegt - vor allem im Hinblick auf Personal, Taktik und flexibles System.

Im LAOLA1-Interview gewährt der 52-Jährige Einblicke in seine ÖFB-Gedankenwelt: Braucht es eine Stammelf? Wie viele Spieler müssen das Korsett bilden? Wie viele Spielsysteme soll das Nationalteam können? Womit beeindruckt Marko Arnautovic den Teamchef? Wie steht es um das Standing von Aleksandar Dragovic? Wie geht Foda mit der anstehenden Transferzeit um?

LAOLA1: Österreichs Fußball hat zuletzt positive Schlagzeilen geschrieben. Salzburg hat international für Furore gesorgt. Ihr Lebensverein Sturm wurde Cupsieger. Sie haben Ihre ersten drei Spiele mit dem Nationalteam gewonnen. Gibt es derzeit irgendeinen Grund zum Klagen für den Teamchef?

Franco Foda: Nein. Das kann man schon so sehen. Wir haben drei Mal gewonnen und Siege sind im Fußball immer wichtig, wobei man sie richtig einordnen und analysieren muss, was gut und weniger gut war. Salzburg hat mir extrem viel Spaß gemacht. Sie sind verdient Meister geworden, haben international Unglaubliches geleistet und Österreich top vertreten. Sie waren für mich in allen Spielen die bessere Mannschaft und hätten sich das Endspiel verdient gehabt. Sturm hat das Cup-Finale verdient gewonnen. Ich freue mich für den Verein, die Fans und vor allem für die Spieler. Ich hatte die Ehre, sie bis zum Winter zu betreuen. Sie haben eine super Mentalität, einen super Charakter. Das sieht man auch daran, dass die Mannschaft immer an ihre Grenzen geht, obwohl es noch einige offene Fragen in Sachen Verträge gibt. Ich achte gerne auf Details, da sind mir beim Cupfinale zwei aufgefallen.

LAOLA1: Und zwar?

Foda: Christian Schulz hat zuletzt weniger gespielt und Deni Alar war Kapitän. Deni stellt sich jedoch nicht in den Vordergrund, sondern gab Schulz wieder die Binde und hat ihn auch den Pokal entgegen nehmen lassen. Das sind für mich Kleinigkeiten, an denen man sieht, ob eine Mannschaft funktioniert und intakt ist. Beim zweiten Beispiel konnte ich leider den Spieler nicht erkennen, weil es zu weit weg war. Aber ein Spieler hat einen Rollstuhlfahrer auf den Platz geschoben. Der hatte so eine Freude. Das zeigt, dass man auch im Moment des Erfolgs bodenständig bleiben kann.

"Einige Spieler sind zurückgetreten, dadurch bilden sich innerhalb einer Mannschaft neue Strukturen und Hierarchien. Aber klar, irgendwann muss man ein Korsett von sechs, sieben Spielern haben, denn du kannst natürlich nicht in jedem Spiel zehn Wechsel vornehmen."

Franco Foda

LAOLA1: Ein guter Spirit ist auch beim Nationalteam wichtig. Beim ersten Lehrgang unter Ihrer Anleitung stand das Kennenlernen im Mittelpunkt. Beim zweiten ging es auch darum, auf und abseits des Platzes Vertrauen aufzubauen. Unterschreiben Sie das Motto, dass nun beim dritten Lehrgang im Hinblick auf den Herbst der Konkurrenzkampf verschärft wird?

Foda: Für mich hat der Konkurrenzkampf schon gegen Uruguay begonnen. Es ist immer so, wenn ein neuer Trainer kommt, wittert jeder seine Möglichkeit, von Anfang an zu spielen. Aber es ist richtig, der erste Lehrgang war als Kennenlern-Phase wichtig. Beim zweiten Lehrgang war es wichtig, gute Ergebnisse zu erzielen, aber auch gut zu spielen und mit der Variabilität zurechtzukommen, da wir das System in beiden Spielen verändert haben. Es war auch wichtig, wieder Euphorie aufkommen zu lassen. Jetzt gilt es in diesen drei Spielen unabhängig von den Ergebnissen, dort weiterzumachen, wo wir gegen Luxemburg aufgehört haben. Jeder Fan soll das Gefühl haben, dass diese Mannschaft alles gibt und man sich mit ihr identifizieren kann. Ich kann nur immer wieder betonen, das hat schon unter Marcel Koller begonnen. Koller war sechs Jahre im Amt, eine extrem lange Zeit. Davon hat fünf Jahre und zehn Monate alles funktioniert, und bei der WM-Qualifikation waren es Kleinigkeiten, die in eine andere Richtung hätten laufen können. Dann wäre ich wahrscheinlich nicht Teamchef geworden.

LAOLA1: Marcel Koller ist kein schlechtes Stichwort. Als er Teamchef war, gab es phasenweise eine sehr klare Stammelf. Bisweilen konnte man schon vor dem Lehrgang erahnen, wer spielen wird. Bei Ihrem zweiten Lehrgang hat fast jedes Kadermitglied eine Chance in der Startelf bekommen. Die Frage nach dem Konkurrenzkampf zielte darauf ab, ob sie eine recht klare Stammelf bilden wollen oder ob das Korsett weniger eng ist als unter Marcel Koller?

Foda: Das kann man nicht generell vergleichen, jeder Trainer hat seine Ideen und Philosophie. Außerdem muss man eines unterscheiden: Einige Spieler sind zurückgetreten, dadurch bilden sich innerhalb einer Mannschaft neue Strukturen und Hierarchien. Bei einem neuen Trainer versucht natürlich jeder seinen Platz zu finden. Aber klar, irgendwann muss man ein Korsett von sechs, sieben Spielern haben, denn du kannst natürlich nicht in jedem Spiel zehn Wechsel vornehmen. Dieses Gerüst muss sich in den nächsten Spielen herauskristallisieren. Zu diesem Stamm musst du aber immer die Möglichkeit haben, dass du ein paar offene Positionen hast, wo jeder die Möglichkeit hat, sich durch gute Leistungen zu empfehlen. Guter Konkurrenzkampf belebt das Geschäft. Warum ich beim letzten Lehrgang fast alle zum Einsatz kommen habe lassen, hatte zwei Gründe: Erstens wollte ich jeden in einem Länderspiel sehen. Zweitens haben alle so gut trainiert, dass sich jeder einen Einsatz verdient hat. Diesmal gibt es aufgrund von Verletzungen einige offene Fragen. Ich muss erst abwarten, wer fit ist und wer nicht. Vielleicht gibt es auch wieder die eine oder andere Überraschung - Spieler, die ich neu nominiere. Und wenn wirklich der eine oder andere neu dabei ist, kann sich vielleicht wieder etwas Neues in der Mannschaft entwickeln. Das ist stets ein Prozess. Aber irgendwann musst du dieses Korsett finden. Das ist in schwierigen Phasen wichtig, damit sich Spieler festhalten können. Sie müssen eine Orientierung haben.

LAOLA1: Welches Personal auf dem Feld steht, hängt oft auch mit dem System zusammen. Das ist unter Ihnen variabler geworden, Sie haben die Mannschaft zuletzt mit zumindest zwei Plänen ins Spiel geschickt. Wie viele Systeme soll das Nationalteam in der Endausbaustufe können?

Foda: Wir versuchen einen Plan zu entwickeln, wie man ein Spiel gewinnen kann, dementsprechend positioniere ich die Spieler im Spielsystem und wähle auch die taktische Ausrichtung. Gegen Slowenien hatten wir beispielsweise zwei Pläne. Wir sind davon ausgegangen, dass sie im 4-4-2 spielen, dafür war unser 3-4-3 prädestiniert. Falls sie 4-2-3-1 oder 4-3-3 gespielt hätten, hatten wir die Alternative, dass Ilsanker auf die Sechser-Position geht. Dann hätten wir mit Hinteregger und Prödl ganz normal Viererkette gespielt, Alaba hätte links gespielt, Lainer rechts. Die Mannschaft wusste: Wenn das so ist und der Trainer Bescheid gibt, können wir umstellen. Denn im Spiel Zettel zu verteilen, ist immer schwierig. Die Spieler müssen diese Information, was passieren kann, schon vorher haben und können mit einer Rochade einfach umstellen.

"Wir wollen Dreierkette spielen können, das 4-2-3-1 haben sie eh von Marcel Koller intus. Aber du kannst auch 4-3-3 spielen. Es könnte Spielsituationen geben, in denen vielleicht einmal komplett defensiv ein 5-4-1 sein muss - kompakt, richtige Fünferkette."

Franco Foda

LAOLA1: Aber wie viele Systeme soll das Team gut spielen können?

Foda: Wir wollen Dreierkette spielen können, das 4-2-3-1 haben sie eh von Marcel Koller intus. Aber du kannst auch 4-3-3 spielen. Es könnte Spielsituationen geben, in denen vielleicht einmal komplett defensiv ein 5-4-1 sein muss - kompakt, richtige Fünferkette. Das ist auch möglich. Das hängt immer von der Situation ab und wie du glaubst, ein Spiel gewinnen zu können. Deswegen schauen wir uns ja auch so viele Spiele an. Wir machen das ja nicht, weil wir so gerne im Stadion sind, um im VIP-Raum gut zu speisen. Es geht uns darum zu sehen: Wo spielen die Spieler im Verein? Auf welchen Positionen? In welchem System? Welche Aufgaben haben sie? Du siehst, egal ob Hoffenheim, Bremen oder Augsburg, alle Mannschaften sind flexibler geworden.

LAOLA1: Das heißt, Sie haben weitere Varianten im Kopf.

Foda: Im Kopf hat man als Trainer viel, aber man muss aufpassen, nicht zu viele Inputs zu geben, damit die Mannschaft nicht den Überblick verliert. Es hängt immer davon ab, welche Spieler man zur Verfügung hat, und ob du das Gefühl hast, dass sie das umsetzen können. Ich habe das Glück und die Ehre, die besten Spieler in Österreich zu trainieren, die mittlerweile überall in den großen Ligen zum Einsatz kommen. Das ist natürlich ein Vorteil.

LAOLA1: Ihnen steht ein extrem vielseitiger Kader zur Verfügung. Zuletzt wurde etwa Julian Baumgartlinger in Leverkusen in der Innenverteidigung aufgeboten. Sind Spieler, die auf eine einzige Position fixiert sind, inzwischen vom Aussterben bedroht?

Foda: Julian Baumgartlinger ist ein interessantes Beispiel, diese Idee hatte ich auch schon. Ich war in Leverkusen und habe Julian gesagt, eine Überlegung beim nächsten Lehrgang ist, dass er auf der Sechs spielt, in der Defensive zwischen die Innenverteidiger reinrückt und dadurch eine Dreierkette entsteht. Und auf einmal sehe ich ihn jetzt in Leverkusen, wie er in der Dreierkette spielt und einmal sogar in der Viererkette als Innenverteidiger. Oder Marko Arnautovic! Gegen Uruguay habe ich ihn als Spitze aufgestellt und ich weiß noch, wie verwundert einige waren. Mittlerweile spielt er im Verein alleine als Neun im 3-4-3. Das stellt einen schon zufrieden, wenn man Ideen hat und sieht, dass sie dort auch spielen können. Und um auf die Frage zurückzukommen: Ich glaube, es muss schon noch Spieler geben, die auf eine gewisse Position spezialisiert sind. Es ist ja meistens bei den Innenverteidigern so. Aber es gibt Positionen, wo du flexibel sein musst. Für einen Trainer ist es immer gut zu wissen, wenn du Spieler hast, die mehrere Positionen spielen können. Aber: Sie müssen sie auch gut spielen können! Es macht keinen Sinn, wenn Spieler universell einsetzbar sind, aber auf keiner Position die optimale Leistung abrufen können. Aber gerade in der vorderen Linie ist es gut, wenn du Spieler hast, die auf allen Positionen spielen können. Nehmen wir mal Peter Zulj. Ob Sechser, Achter, Zehner, hinter der Spitze, auf der Halbposition in der Raute, er kann alles spielen. Er hat bei mir auch schon links gespielt. Das ist für Trainer interessant.

"Ich bin ein Trainer, der gerne Übungen einstreut, bei denen die Spieler extrem viel denken müssen. Marko hat alles relativ schnell verstanden und den jungen Spielern geholfen. Das hat mich beeindruckt. Da habe ich genau gewusst, das ist der Spieler, der Verantwortung übernehmen will."

Franco Foda

LAOLA1: Gegen Slowenien ist ihr Plan voll aufgegangen. Kevin Kampl hat zugegeben, dass die Slowenen nicht mit dieser Variante gerechnet haben. Wie schnell erkennt man als Trainer, ob man völlig richtig gelegen ist oder ob man danebengegriffen hat und eingreifen muss?

Foda: Du hast einen Plan, aber der Gegner hat ja auch einen. Ich gehe jetzt einmal davon aus, die Russen werden uns analysieren und die Mannschaft so vorbereiten, dass sie sowohl mit Dreierkette als auch mit Viererkette rechnen. Das machen die Deutschen und die Brasilianer genauso. Jetzt geht es darum, wie du das System interpretierst. Ich versuche, von der ersten Minute an voll fokussiert im Spiel zu sein, den Gegner und die eigene Mannschaft zu beobachten, die Situation zu erkennen und auch etwas am Spiel zu ändern, wenn ich sehe, dass eine Umstellung notwendig ist, um das eigene Spiel zu stabilisieren und zu verbessern. Gegen Luxemburg haben wir mit einem 4-4-2 angefangen, sind dann erst auf ein 4-2-3-1 und zum Schluss auf ein 4-3-3 gewechselt. Gegen Slowenien war es zum Beispiel anders. Da hat der Gegner in der Halbzeit umgestellt, nur noch mit einem Stürmer gespielt und versucht, das Mittelfeld zu stärken. Das habe ich gesehen, wollte aber bewusst mal beobachten, wie meine Mannschaft das löst. Denn mit unserem 3-4-3 waren wir im Mittelfeld in Unterzahl. Ich wollte sehen, wie wir damit zurechtkommen, ob und wie die Innenverteidiger dann den Zehner übernehmen. Hätte ich gemerkt, dass wir riesige Probleme haben, hätte ich umgestellt.

LAOLA1: Zum Korsett von sechs, sieben Spielern, das sie angesprochen haben, zählen fraglos Marko Arnautovic und David Alaba. Haben Sie das Gefühl, die beiden blühen in ihren Führungsrollen auf?

Foda: Ich kann nur sagen, dass ich mit Marko das erste Gespräch vor dem Uruguay-Spiel geführt habe und bei ihm von der ersten Sekunde an den Eindruck hatte, dass er ein Spieler ist, der Verantwortung übernehmen will und für seine Mitspieler da ist. Ich bin ein Trainer, der gerne Übungen einstreut, bei denen die Spieler extrem viel denken müssen. Er hat alles relativ schnell verstanden und den jungen Spielern geholfen. Das hat mich beeindruckt. Da habe ich genau gewusst, das ist der Spieler, der Verantwortung übernehmen will. Das hat er auch mit der Art und Weise, wie er spielt, gezeigt. Außerdem hat er einen guten Schmäh, ist lustig, bringt Spaß rein, was auch sein muss. Bei David habe ich den gleichen Eindruck. Er ist vielleicht etwas ruhiger in seiner Art, aber trotzdem sehr klar und bestimmend in dem, was er tut.

"Drago hat bei mir ein gutes Standing!"

Franco Foda

LAOLA1: Ebenfalls schon viele Länderspiele absolviert hat Aleksandar Dragovic. Gegen Slowenien stand er nicht in der gefühlten Stammformation. Muss er wieder regelmäßiger spielen, um im Standing wieder nach oben zu kommen?

Foda: Drago hat bei mir ein gutes Standing! Gegen Slowenien war es dem geschuldet, dass ich im Spiel nichts verändern hätte können, wenn ich mit Drago, Basti und Hinteregger gespielt hätte.

LAOLA1: Dragovic hat in der Vergangenheit auch schon auf der Sechs gespielt.

Foda: Ich sehe Drago als Innenverteidiger mit einer guten Spieleröffnung. Deshalb habe ich mich für Ilsanker entschieden. Klar ist seine Situation nicht ideal. Aber ich habe vor kurzem wieder mit ihm telefoniert, und er hat von uns einen individuellen Plan erhalten, damit er gut vorbereitet zum Team kommt. Klar, ihm fehlt der Rhythmus und er ist auch nicht zufrieden, dass er wenig spielt, aber für mich ist das nicht so ausschlaggebend. Für mich sind alle Spieler wichtig, und er ist auch ein wichtiger Spieler. Alle Teamspieler haben bei mir ein hohes Standing. Ich habe ihm schon beim Slowenien-Spiel gesagt, dass er in Luxemburg auf alle Fälle spielt, weil wir dort mit Viererkette spielen. Und ich habe ihm auch, wie ich das bei allen meinen Spielern mache, erklärt, was meine taktischen Gründe sind und warum ich gewisse Sachen verändere. Denn ich glaube einfach, es ist wichtig, dass du die Spieler mit ins Boot nimmst und jeder von dem, was wir wollen, überzeugt sein muss.

LAOLA1: Sollte Dragovic im Sommer wechseln?

Foda: Ich bin mit ihm Kontakt. Er gehört ja Leverkusen, geht dorthin zurück und dann wird man sehen, was passiert.

LAOLA1: Wie gehen Sie generell mit der Transferzeit um? Sie haben ja wenig Einfluss, was die Spieler machen, aber es kann großen Einfluss auf Ihre Arbeit haben.

Foda: Ich unterstütze meine Spieler und stehe bei Problemen immer zur Verfügung. Sie können mich jederzeit anrufen und ich versuche, durch meine Erfahrungen behilflich zu sein. Ich habe etwa mit Moritz Bauer geredet, der mit Stoke leider abgestiegen ist. Ich versuche so ein Vertrauen aufzubauen, dass mich die Spieler anrufen, wenn sie einen Ratschlag benötigen. Dann versuche ich ihnen mit meiner Erfahrung zu helfen. Letztendlich geht es darum: Alle Spieler wollen spielen. Als Fußballer hast du nur eine gewisse Zeit, in der du auf hohem Level spielen kannst, und da willst du so viele Spiele wie möglich absolvieren. Da spielt das Geld eine untergeordnete Rolle. Jeder will einfach kicken, die wollen Spaß haben. Klar ist die Situation nicht immer einfach. Basti hat zuletzt weniger gespielt, Drago hat relativ wenig gespielt, Wimmer hat überhaupt keine Chance mehr bekommen. Trotzdem habe ich mit ihm vor dem Lehrgang telefoniert und ihm meine Sichtweise mitgeteilt. Es tut mir auch Leid, wenn manche Spieler nicht zum Einsatz kommen, weil ich ihre Qualität kenne.

"Für mich war Peter Zulj ein absoluter Wunschspieler. Es gab einige Skeptiker, auch bei uns innerhalb des Vereins. Man erkundigt sich über Spieler, und es gab auch einige Personen, die gesagt haben: „Ja, ein guter Fußballer, aber letztendlich hat er sich noch nie richtig durchgesetzt. Schwieriger Typ."

Franco Foda

LAOLA1: Blicken wir in punkto Transfers in die Bundesliga zu ihrem Ex-Klub Sturm. Stefan Hierländer hatte Auslands-Angebote, hat sich aber zu einer Vertragsverlängerung entschieden. Einverstanden?

Foda: Stefan Hierländer fühlt sich extrem wohl in Graz. Dort genießt er Anerkennung und für Sturm war es extrem wichtig, mit diesem Spieler zu verlängern. Ich habe immer gesagt: Für mich spielt es keine Rolle, ob einer in Österreich spielt oder im Ausland, für mich zählt nur, was ich auf dem Platz sehe. Dass Salzburg international so gut performt hat, bestätigt mich eigentlich nur in meiner These. Die Spieler haben gezeigt, dass sie auf diesem Niveau spielen können. Mit Sturm sind wir letztes Jahr gegen Fenerbahce auch nur knapp ausgeschieden. Mit etwas mehr Glück hätten wir die nächste Runde erreichen können. Da haben mir die Spieler gezeigt, dass sie gegen die besten Spieler bestehen können.

LAOLA1: Aber wäre es nicht, zum Beispiel auch für die Salzburg-Spieler, die Chance, sich auf ein noch höheres Level zu entwickeln, wenn sie Woche für Woche gegen absolute Topvereine spielen?

Foda: Diese Entscheidung muss jeder Spieler für sich selbst treffen, das kann ihm der Teamchef nicht abnehmen. Der Spieler muss wissen, welche Ziele er hat. Will er den nächsten Schritt gehen? Fühlt er sich bei einem anderen Verein wohl? Glaubt er, dass er dort die beste Leistung abrufen kann? Die Spieler sind ja alle intelligent und machen sich vor einem Wechsel immer viele Gedanken. Klar haben sie Berater, aber entscheiden müssen die Spieler selbst.

LAOLA1: Man kann davon ausgehen, dass Peter Zulj das eine oder andere Angebot vorliegt. Ist er ein Paradebeispiel dafür, dass man zu früh abgeschrieben werden kann?

Foda: Man sollte sich als Trainer nicht von außen beeinflussen lassen, wenn man von einem Spieler hundertprozentig überzeugt ist. Für mich war Peter Zulj ein absoluter Wunschspieler. Es gab einige Skeptiker, auch bei uns innerhalb des Vereins. Man erkundigt sich über Spieler, und es gab auch einige Personen, die gesagt haben: "Ja, ein guter Fußballer, aber letztendlich hat er sich noch nie richtig durchgesetzt. Schwieriger Typ." Für mich gibt es keine schwierigen Typen, man muss nur wissen, wie man mit ihnen umgeht. Ich habe es immer so gehandhabt, dass ich mich mit jedem Neuzugang im Vorfeld getroffen habe. Bei Peter musste ich das telefonisch erledigen, da er erst für uns in Frage gekommen ist, nachdem er mit Ried abgestiegen ist. In diesem Telefongespräch hatte ich einen super Eindruck von ihm. Ich habe ihm gesagt, was ihn erwartet, was ich von ihm erwarte, wie ich arbeite, dass es bei mir im Training nur 100 Prozent gibt und man nicht nachlassen kann. Er war bei uns sofort in der Mannschaft integriert und weiß, worum es im Fußball geht. Ich habe gesehen, wie er im Training vorneweg marschiert ist und sich mittlerweile verhält. Das habe ich auch im Nationalteam gesehen. Er hat im letzten Jahr noch einmal einen großen Schritt in seinem Entwicklungsprozess gemacht.


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