plus-video

"Janko hat viele Stürmer kommen und gehen gesehen"

Michael Gregoritsch als Kronprinz von Marc Janko. Warum er auch ohne seinen Papa funktioniert:

Für Michael Gregoritsch ist mit der erstmaligen Einberufung ins A-Nationalteam ein Traum in Erfüllung gegangen.

"Das ist keine Floskel, das ist einfach so. Es war immer mein größter Wunsch als Fußballer, dass ich das erreiche", verdeutlicht der HSV-Legionär, der seine Nominierung zwei Tage vor der Kaderbekanntgabe von Teamchef Marcel Koller telefonisch erfahren hat.

"Ich bin zu Hause auf der Couch gesessen und habe mich gefreut wie ein kleines Kind", erinnert sich der Steirer.

"Janko ist fix im Nationalteam, seit ich 14 bin"

Gregoritsch fungiert als neue Alternative zu Marc Janko. Die Erbregelung im Angriff ist mittelfristig eine der wichtigsten Personalfragen, auf die Koller eine Antwort finden muss, schließlich nähert sich die ÖFB-Karriere des 33-jährigen Platzhirschen ihrem Ende.

"Marc Janko spielt seit 2008 fix im Nationalteam, damals war ich 14, hat sich über die vergangenen acht Jahre immer gehalten und war der erfolgreichste Stürmer seit Toni Polster. Es sind viele Stürmer gekommen und wieder gegangen, er ist geblieben. Deswegen sind es riesige Fußstapfen, in die man treten soll", erklärt Gregoritsch, der vorerst einmal vom Wissen des Routiniers profitieren will:

"Jetzt heißt es einmal, so viel wie möglich vom Teamchef und der Mannschaft zu lernen. Vom Knipsen kann man von Janko sehr viel lernen, deswegen schaut man im Training schon immer mit einem Auge, wie er sich verhält. Da versucht man viel aufzunehmen."

"Ich sehe mich selbst im offensiven Zentrum"

Die Rolle als Kronprinz im Sturm-Zentrum betrachtet der Steirer jedoch weniger als Druck, sondern vielmehr als Chance, sich im Nationalteam festzusetzen. Der 22-Jährige ist fraglos zum ÖFB-Team gekommen, um zu bleiben. Dafür bringt er auch eine gewisse Flexibilität mit.

Während Koller in an vorderster Front einplant, kommt er in Hamburg auf der Zehn zum Einsatz. "Ich sehe mich selbst im offensiven Zentrum - ob das ganz vorne ist, als hängende Spitze oder Zehner ist mir persönlich eigentlich egal, das wird von Trainer zu Trainer ja immer unterschiedlich interpretiert. Ich kann natürlich auch außen spielen, das kommt mir auch zu Gute. Aber grundsätzlich fühle ich mich schon in der Zentrale am wohlsten."


In den ersten Tagen als A-Team-Spieler steht neben der Integration in die Mannschaft das Erlernen der Spielidee von Koller im Mittelpunkt. Am Dienstagabend setzte sich der Schweizer mit Gregoritsch sowie den weiteren Neulingen Stefan Stangl und Louis Schaub zusammen und vermittelte dem Trio seine taktischen Pläne.

Was das A-Team auszeichnet, fiel dem 1,93-Meter-Riesen schnell auf: "Das brutale Angriffspressing, der Ballgewinn, den du so schnell wie möglich erzielen willst, vor allem an vorderster Front. Da gilt es für mich als Stürmer den Verteidiger nicht nur irgendwie anzutraben und dann den Ball an mir vorbeispielen zu lassen, sondern zu versuchen, den Ball abzufangen. Wenn man sich die Tore der letzten Jahre anschaut, gibt es sehr viele Tore, bei denen der Ballgewinn in der Offensivreihe war und dann direkt umgeschalten wurde."

Diese Herangehensweise würde ihm entgegenkommen, wobei: "Ich glaube, dass man sich sowieso auf jede Taktik einstellen kann. Bei manchen tut man sich leichter, braucht weniger Zeit zu lernen. Ich denke schon, dass es mir helfen könnte, dass wir vorne so schnell wie möglich Ballbesitz haben wollen."

Abschied von Papa Werner

Die Beförderung ins A-Team, wo er mit Valentino Lazaro das Zimmer teilt ("Zwei Grazer, beide aus der GAK-Jugend"), bedeutet gleichzeitig den engültigen Abschied von der Zusammenarbeit mit Papa Werner, der als Teamchef der ÖFB-U21 dieser Tage zwei EM-Qualifikations-Spiele bestreitet.

"Ich sage auch nicht, dass ich mich irgendwie von meinem Papa lösen muss. Ich glaube, ich habe in den letzten vier Jahren in Deutschland bewiesen, dass ich nicht nur unter seinen Fittichen funktioniere."

"Das letzte Mal, als ich ihn im Juni gesehen habe, habe ich mich mit den Worten verabschiedet: 'Wir sehen uns im September wieder'", grinst Gregoritsch Junior, "es gibt wohl schlimmere Sachen, als wegen der A-Nationalmannschaft nicht mehr in der U21 und beim Papa zu spielen. Ich sage auch nicht, dass ich mich irgendwie von ihm lösen muss. Ich glaube, ich habe in den letzten vier Jahren in Deutschland bewiesen, dass ich nicht nur unter seinen Fittichen funktioniere."

Rein theoretisch hätte dieser Abschied aus der Obhut des Seniors auch schon früher vonstatten gehen können. Im Gespräch mit LAOLA1 verrät Werner Gregoritsch über seinen Sohn: "Ich habe schon gemerkt, dass er enttäuscht war, nicht bei der EURO dabei zu sein."

Michael gibt zu verstehen, dass er mit dem Timing seiner erstmaligen Einberufung gut umgehen kann: "Für mich ist jeder Zeitpunkt der perfekte Zeitpunkt, ins A-Team zu kommen."

Der Einschnitt des Beginns einer neuen Qualifikations-Kampagne spiele dabei keine Rolle: "Es ist ja auch kein Neubeginn. Der Trainer ist gleich, der Stamm der Mannschaft bleibt gleich, die Spielidee bleibt gleich. Es sind einfach nur drei junge Spieler neu dabei."

"Ich glaube nicht, dass ich nur als Trainingsgast einberufen wurde"

Und als solcher hofft der HSV-Legionär natürlich auf sein Debüt gegen Georgien. "Ich bin einer von 23 und glaube nicht, dass ich nur als Trainingsgast einberufen wurde. Wenn der Trainer mich braucht, bin ich da", kündigt Gregoritsch an und verspricht, sich dementsprechend vorzubereiten:

"Ich bin sicher nicht hier, dass ich sage, ich mache Larifari und trainiere nur ein bisschen. Wenn der Trainer mich am Montag braucht und ich erzähle die ganze Woche, dass ich nicht daran glaube, dann schaue ich schlecht aus. Deswegen bereite ich mich natürlich so vor, als ob ich zum Einsatz kommen könnte, wie auf ein Bundesliga-Spiel. Wenn der Trainer mich einsetzt, bin ich bereit. Wenn nicht, dann war ich bereit."

Mit Leistung auf dem Platz lässt es sich auch am leichtesten in der internen Hackordnung nach oben kämpfen. In der U21 war er Führungsspieler, im A-Team heißt es wieder unten anzufangen, wie das Team-Baby amüsiert feststellt:

"Ich trage nicht die Toilette-Taschen der anderen Spieler, aber dass ich als junger Spieler verantwortlich für das Tragen der Bälle und Flaschen bin, ist selbstverständlich, das ist ein ungeschriebenes Gesetz im Fußball. Aber mittlerweile wird gerade uns jungen Spielern ohnehin auch sehr viel abgenommen."

Peter Altmann


Kommentare