Es war einmal eine Torhüter-Hochburg!
Davon ist Fußball-Österreich derzeit bekanntlich weit entfernt. Die langwierige Verletzung von Robert Almer und der Rücktritt von Ramazan Özcan legen dieses Dauer-Problem wieder einmal schonungslos offen.
ÖFB-Teamchef Marcel Koller berief mit Stoke-Legionär Daniel Bachmann einen Keeper in den ÖFB-Kader, der über denkbar wenig Erfahrung im Profi-Geschäft verfügt.
Kein Wunder, dass die Hackordnung der ÖFB-Goalies Anregung für muntere Diskussionen bietet.
Torhüter über Ligen-, Vereins- und Alters-Grenzen hinweg einzuordnen, ist natürlich ein Vergleich von Äpfel mit Birnen. Nach der Premiere im vergangenen September folgt nun die zweite Ausgabe des LAOLA1-Hitparaden-Experiments der 30 besten Torhüter Österreichs, das es halbjährlich geben wird, um Auf- und Absteiger in jeweiligen Momentaufnahmen über einen längeren Zeitraum nachzuzeichnen.
Die Erstellung dieser Rangliste ist aus genannten Gründen keine einfache, wir hatten dabei vor allem folgende Kriterien im Blick:
- Wie steht es um den Stellenwert des Torhüters im Hinblick auf das Nationalteam?
- Welche Perspektiven hat der Schlussmann in seiner weiteren Karriere? Ist er noch eher jung und steht am Anfang oder nähert er sich dem Ende seiner Laufbahn?
- Wie hochklassig - sowohl Liga als auch Verein betreffend - ist der Tormann engagiert? Ein Kaderplatz in der deutschen Bundesliga ist, nur als Beispiel, nun einmal höher einzuschätzen als ein Stammplatz in der Ersten Liga.
- Und nicht zuletzt geht es natürlich auch um das grundsätzliche Potenzial des Goalies und seine, sofern er überhaupt zum Einsatz kommt, gezeigten Leistungen.
Den Anfang machen die Plätze 30 bis 16. Teil 2 widmet sich den Rängen 15 bis 1 der rot-weiß-roten Torhüter-Hackordnung.
HIER GEHT ES ZU DEN PLÄTZEN 1-15 DES GOALIE-RANKINGS!!!
30. (23.) ROBERT OLEJNIK
Exeter City, 30 Jahre
"Bobby" Olejnik befindet sich in der englischen League Two auf dem absteigenden Ast. Zum Saisonstart noch unumstrittene Nummer eins wurde er Anfang Oktober durch den wesentlich jüngeren Christy Pym (21) verdrängt. Olejnik habe nichts großartig falsch gemacht, Pym präsentiere sich im Training einfach stark, so argumentierte Coach Paul Tisdale seine Entscheidung. Weil Pym aktuell verletzt ist, stand der ehemalige ÖFB-U21-Teamtormann zuletzt wieder in der Startelf.
29. (-) HIDAJET HANKIC
FC Blau Weiß Linz, 22 Jahre
Der junge Keeper aus der Linzer Akademie ist in dieser Saison endgültig im Profi-Fußball angekommen. Nach einem Auslandsengagement in Tschechien bei Mlada Boleslav, wo er nur zwei Mal für die erste Mannschaft spielte, kam er im Sommer über Austria Salzburg zu Blau Weiß, wo er sich als Nummer eins etabliert hat. Lediglich 21 Gegentreffer in 19 Spielen, acht Mal zu Null, und eine Fangquote von 68,66 Prozent - womit er sich im oberen Mittelfeld der Stammgoalies einreiht - können sich durchaus sehen lassen.
28. (29.) CHRISTIAN DOBNIK
Wolfsberger AC, 30 Jahre
Eigentlich hatte Dobnik den ewigen Kampf mit Alexander Kofler um die Nummer eins in Wolfsberg im Herbst zwischenzeitlich wieder mal für sich entschieden - ab der zehnten Runde stand er zehn Mal in Folge im Tor der Kärntner. Doch Ende Jänner der schwere Rückschlag: Bei einem Testspiel während des Trainingslagers auf Malta zog er sich einen Kruzebandriss zu. Seine Saison ist beendet. Und im Sommer wird dann wieder um das Einserleiberl gekämpft.
27. (25.) CHRISTOPHER KNETT
Austria Lustenau, 26 Jahre
Seit November 2014 hat Knett nur ein einziges Pflichtspiel der Lustenauer Austria verpasst - wegen einer Rotsperre. Kurzum, das Wort unumstritten trifft es ganz genau. Ebenso wie Hankic (BW Linz) und Ferdinand Oswald (Wattens) konnte er schon acht Mal zu Null spielen. Man darf gespannt sein, wie es mit dem Wiener, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, weitergeht.
26. (-) THOMAS VOLLNHOFER
SKN St. Pölten, 32 Jahre
Zu Saisonbeginn war davon auszugehen, dass Thomas Vollnhofer ein eher tristes Dasein als Zweier-Goalie beim Aufsteiger aus St. Pölten fristen wird. Doch nachdem Karl Daxbacher gehen musste, schlug seine Stunde. Der Routinier wurde von Jochen Fallmann zur neuen Nummer eins befördert. Allzu überzeugend waren die Vorstellungen Vollnhofers aber nicht, denn während der Vorbereitung aufs Frühjahr hat er seinen Platz im Tor wieder an Christoph Riegler verloren.
25. (-) PAUL GARTLER
Kapfenberger SV, 20 Jahre
Christoph Nicht gilt als eines der größten Tormanntalente in der Ersten Liga. Seit vier Runden ist er in Kapfenberg aber zum Zuschauen verdammt. Rapid-Leihgabe Gartler hat ihm nämlich als erster Goalie der "Falken" den Rang abgelaufen. Und das spricht schon eine deutliche Sprache über die Qualitäten des jungen Steirers, der noch kein Spiel im KSV-Tor verloren hat. Gartler ist mittlerweile Teil der ÖFB-U21 und saß im Herbst bei Rapid acht Mal auf der Bank. Da kommt ein großes Talent nach.
24. (22.) MICHAEL GSPURNING
Union Berlin, 35 Jahre
Es gibt wahrhaft schlimmere Schicksale als im reiferen Torhüter-Alter als Kadermitglied einen Höhenflug mitzuerleben, der mit dem Aufstieg in die deutsche Bundesliga enden könnte. Gspurning hat die Marktlücke "routinierter und mannschaftsdienlicher Torhüter, den man ob seiner Qualität jederzeit ins kalte Wasser werfen kann, der jedoch in erster Linie als Absicherung dient" bereits bei Schalke 04 erkannt und dank seines guten Namens im Sommer einen Vertrag beim deutschen Zweitligisten ergattert. Mit seinem positiven Charakter ist er eine Bereicherung bei den Berlinern, und wie schnell es gehen kann, zeigt die Verletzung von Einser-Goalie Jakob Busk. Inzwischen sitzt Gspurning bereits auf der Bank.
23. (27.) MARTIN KOBRAS
SCR Altach, 30 Jahre
Tatenlos musste Kobras zusehen, wie Andreas Lukse in Altach zu einem der besten, wenn nicht sogar dem besten Goalie Österreichs aufstieg. Dass aber auch er selbst weiß, was als Bundesliga-Tormann zu tun ist, beweist der 30-Jährige aktuell. In den vergangenen vier Runden hat der Vorarlberger den verletzten Lukse gut vertreten und dabei Werbung in eigener Sache gemacht. Denn wer weiß, was im Sommer passiert...
22. (17.) THOMAS GEBAUER
SV Ried, 34 Jahre
Es gibt sie noch, diese Goalies, die viele Jahre lang unumstrittene Nummer eins einer Mannschaft sind. Sie werden zwar immer seltener, aber Gebauer ist definitiv einer von ihnen. Der Routinier hat 333 Pflichtspiele für die Innviertler auf dem Buckel, erlebt derzeit aber eine der schwersten Zeiten seiner Karriere. Zwar ist der Deutsche mit dem österreichischen Pass bei weitem nicht der Hauptschuldige an der aktuellen Misere der "Wikinger", überragende Saison spielt er aber auch keine.
21. (16.) ALEXANDER MANNINGER
FC Liverpool, 39 Jahre
Einen Vertrag als Nummer drei bei den "Reds" würden wohl viele Goalies in diesem Ranking blind unterschreiben. Zum Saison-Start noch das eine oder andere mal im Spieltags-Kader reicht es für den Routinier inzwischen wirklich nur mehr zur eisernen Reserve, aber wie gesagt: Viele würden gerne tauschen und diese "Ehrenrunde" sei Manninger allemal gegönnt!
20. (19.) RICHARD STREBINGER
Rapid Wien, 24 Jahre
Nicht zuletzt den Überlegungen wegen des Österreicher-Topfes geschuldet, wurde der ehemalige Deutschland-Legionär im Spätsommer doch ein wenig überraschend die neue Nummer eins des SK Rapid und Jan Novota zum Tribünengast degradiert. Strebinger hat seine Chance durchaus genutzt - die Fangquote von 70.6 Prozent macht ihn statistisch zum Fünftbesten aller eingesetzten Bundesliga-Goalies. Nach der ersten Vorbereitung unter Coach Damir Canadi musste der 24-Jährige seinen Platz aber Tobias Knoflach, dem der Trainer vor allem fußballerisch bessere Fähigkeiten attestiert, überlassen. Ein schwerer Rückschlag!
19. (13.) ALEXANDER KOFLER
Wolfsberger AC, 30 Jahre
Nachdem der Kärntner als Nummer eins in die Saison gestartet ist, musste er ab Mitte der Herbstsaison seinem Dauer-Konkurrenten Christian Dobnik den Vortritt lassen. Nur Dobniks Kreuzbandriss ist es zu verdanken, dass Kofler in der Rückrunde wieder im Tor steht. Der 30-Jährige weist zwar mit 70,7 Prozent eine starke Fangquote auf, hat aber bei Flanken so seine Probleme und darüberhinaus schon sechs Gegentreffer aus Weitschüssen kassiert.
18. (24.) IVAN LUCIC
Aalborg BK, 21 Jahre
Lucic war mit seiner Platzierung in diesem Ranking im September gar nicht einverstanden, und ginge es hier rein ums Können, wäre dies auch nachvollziehbar. Der 21-Jährige gehört zu den größten Torhüter-Talenten des Landes, aber wenn man selbiges nie unter Beweis stellen kann, wird es halt schwer mit einem Spitzenplatz. Bei Championship-Verein Bristol war er damals nur die Nummer drei, im weiteren Herbst-Verlauf reichte es immerhin zu zwei Einsätzen. Aber ganz so rosig können die vereinsinternen Aussichten nicht gewesen sein, schließlich ließ er sich im Winter nach Dänemark ausleihen. Doch auch bei Aalborg reicht es vorerst nur zur Nummer zwei. Im Prinzip ist es ganz einfach: Sobald sich Lucic irgendwo durchsetzt, wird es in unserer Hitparade flott nach oben gehen.
17. (15.) SAMUEL SAHIN-RADLINGER
Hannover 96, 24 Jahre
Sahin-Radlinger ist "erst" 24, aber bereits seit Jahren im Profi-Geschäft. Sein Problem - und auch deswegen ist hier etwa hinter einem Liga-Kollegen wie Siebenhandl gereiht: Er hat sich noch nie bei einem seiner Arbeitgeber als Nummer eins durchsetzen können. Siebenhandl gelang dies zumindest in der österreichischen Bundesliga. Das Potenzial des Oberösterreichers ist durchaus vorhanden, in dieser Saison durfte er auch zwei Mal für Hannovers Nummer eins Philipp Tschauner einspringen, aber schön langsam kann man verlangen, dass er sich irgendwo etabliert. Ob dies bei "96" der Fall sein wird? Im Fußball kann es bekanntlich schnell gehen. Dass Tschauner erst unlängst bis 2020 verlängert hat, ist aber kein ermutigendes Indiz.
16. (11.) CICAN STANKOVIC
FC Red Bull Salzburg, 24 Jahre
Spielen wir mal "Was wäre, wenn..." Was wäre, wenn Stankovic derzeit nicht die harte Salzburger Bank drücken würde, sondern bei einem anderen Verein Spielpraxis bekäme. Dann wäre die Chance nicht allzu gering, dass er angesichts der derzeitigen Torhüter-Situation in Österreich dem Nationalteam angehören würde. Als Grödig-Schlussmann war Stankovic schon mal nicht so weit vom ÖFB-Kader entfernt. Leider ist "Was wäre, wenn..." nur ein Spiel, Stankovic kommt in der Realität in Salzburg nicht an Alexander Walke vorbei und vergeudet sein Potenzial nun schon das zweite Jahr als Reservist - eine bittere Konsequenz seiner holprigen Anfangsphase bei den "Bullen".