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Michael Gregoritsch: Vom Mitschwimmer zum Hoffnungsträger

Es hat gedauert, bis der Stürmer in der Öffentlichkeit Anerkennung erfuhr. Doch jetzt ist sie da und "kein Druck, sondern eine total schöne Sache".

Michael Gregoritsch: Vom Mitschwimmer zum Hoffnungsträger Foto: © GEPA

Gefühlt ist er schon ewig da.

14 Jahre ist es her, dass Michael Gregoritsch mit 15 Jahren sein Bundesliga-Debüt inklusive Tor gefeiert hat. Vor fast neun Jahren lief er dann erstmals in der deutschen Bundesliga auf.

Doch in der öffentlichen Wahrnehmung war sein Stellenwert nie sonderlich groß. Das hat sich erst ganz langsam entwickelt. Das Tor beim EURO-Auftaktsieg gegen Nordmazedonien mit anschließenden Tränen in den Augen war ein erster Schritt.

Sein fantastisches Länderspieljahr 2023 mit fünf Toren und zwei Assists hat ihn zum Hoffnungsträger unter den ÖFB-Stürmern gemacht. Zumal Marko Arnautovic regelmäßig mit Verletzungen kämpft und Sasa Kalajdzic sowieso öfter das Lazarett besuchen muss als den Fußballplatz.

"Kein Druck, sondern total schön"

Da könnte man so kurz vor der EURO 2024 schon mal Druck verspüren. Aber Gregoritsch ist eben keine 20 mehr, sondern fast schon 30, hat eine gewisse Lebenserfahrung im Gepäck und sieht die Dinge dann auch schon anders, entspannter.

"Es ist ein Riesenkompliment, dass sehr viel Hoffnung in mich gesetzt wird, dass die Leute es so wahrnehmen, dass ich für die Mannschaft wichtig werden könnte. Das ist kein Druck, sondern eine total schöne Sache. Das ist angenehm", sagt er.

"Ich genieße das sehr. Das heißt aber nicht, dass ich total zufrieden und locker bin, aber ich kann völlig befreit aufspielen mit totalem Vertrauen im Rücken", sagt der 51-fache Internationale.

"Ich hatte nicht diese mitreißende Spielart, habe eher spät einen Spielstil entwickelt, der im modernen Fußball sehr gut funktioniert."

Glaubhaft versichert der Steirer, was es ihm bedeutet, Teil des ÖFB-Teams zu sein: "Das Nationalteam ist für mich, für einen, der wirklich stolz ist, aus Österreich zu kommen, der mit der ganzen Kultur aufgewachsen ist, etwas ganz Besonderes. Es ist das Höchste der Gefühle, am Platz stehen dürfen, die Hymne zu hören und danach im roten Trikot auflaufen zu dürfen."

Wer den Herrn Papa kennt, der ja seit über zwölf Jahren stolzer U21-Teamchef ist, der weiß, dass in dieser Familie Patriotismus im positiven Sinn nicht bloß ein Schlagwort ist.

Apropos Papa Werner. Dass es just er war, der ihm mit 15 Jahren zum Bundesliga-Debüt verhalf, trug freilich etwas "Gregerl Juniors" Ruf als Protektionskind bei. Diese Einschätzung zu widerlegen, dauerte.

Die Transformation

Aber wie erklärt sich der ÖFB-Teamspieler selbst den Umstand, dass ihm die öffentliche Anerkennung so lange verwehrt blieb? "Ich bin davor vielleicht eher mitgeschwommen. Ich hatte nicht diese mitreißende Spielart, habe eher spät einen Spielstil entwickelt, der im modernen Fußball sehr gut funktioniert", sagt er.

Foto: © GEPA

Der Prozess der Transformation habe "in Augsburg in der Phase begonnen, wo ich kurz davor war zu wechseln, weil ich sportlich keine Chance mehr gehabt hätte". Das war 2021.

"Dann Sportpsychologin und Fitnesstrainer in Augsburg, ein Fitnesstrainer extra und Trainer Markus Weinzierl, der mir trotzdem sehr viel geholfen hat. Diese Dinge waren extrem wichtig", rekapituliert der Stürmer.

Zudem seien mit Marc Janko, Martin Harnik und Marko Arnautovic im Nationalteam eben lange Spieler vor ihm gewesen, an denen es "sehr schwer vorbeizukommen" war.

Doch das hat sich geändert. "Ich habe jetzt die Möglichkeit gekriegt, im Nationalteam viele Spiele von Beginn an zu machen. Weil es im Verein beim SC Freiburg gut funktioniert hat. Wenn du im Verein international spielst und nicht um Platz 15 wie bei Augsburg, kriegst du sowieso ein anderes Standing. Und dann durfte ich im Nationalteam auch noch treffen. So verändert sich die Wahrnehmung", sagt Gregoritsch.

Herzog, Harnik und Huberts im Visier

55 Mal hat er in Deutschlands höchster Spielklasse schon getroffen. Noch vier Tore fehlen ihm, dann zieht er mit Andreas Herzog gleich. Dann sind nur noch Martin Harnik (66), Willi Huberts (67) und Toni Polster (90) vor ihm.

"Meine Reise ist im Juli 2015 in der deutschen Bundesliga losgegangen. Wenn mir damals jemand vorausgesagt hätte, hättet ihr mir jeden Zettel und Stift geben können, ich hätte jeden Wisch unterschrieben", strahlt er.

Sein nächstes Ziel sei es, der zweitbeste Österreicher in der ewigen deutschen Torschützenliste zu werden. Das würde ihn auch unter die Top 30 aller ausländischen Torschützen der Bundesliga-Historie hieven. "Polster wird schwer", lacht er.

Es ist eine erstaunliche Reise und Entwicklung, die Gregoritsch hinter sich hat. "Mir bedeutet es alles, was ich erleben darf. Ich habe so viele Dinge gesehen und erlebt, die nicht selbstverständlich sind. Davon daheim - auch später mal - erzählen zu können, ist etwas Besonderes für mich."

Es liegt an ihm, sich bei der EURO 2024 in seiner Wahlheimat weitere fantastische Geschichten zuzulegen.


Michael Gregoritsch ist Teil unserer "Ansapanier" zu den Vater/Sohn-Combos der Bundesliga:

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