Sie flaut einfach nicht ab, die Diskussion um ein neues Nationalstadion für Österreich. Kein Wunder bei all den Querelen, die es immer wieder rund um das altehrwürdige Happel-Oval gibt.
Dass die Arena, deren Bau im Jahr 1928 angestoßen wurde, nach wie vor bespielt wird, ist vielen Fans ein Dorn im Auge.
Denn richtige Stimmung kommt dort nur auf, wenn die Ränge voll sind. Auch was Sanitäranlagen und Gastronomie angeht, hinkt das Happel modernen Arenen weit hinterher. Stromausfälle und Löcher im Rasen machen die Sache auch nicht besser.
Neubau? Stadt Wien errichtet Stoppschild
Einem Neubau erteilte die Stadt Wien aber bereits nachhaltig eine Absage, einer Substanzanalyse zufolge sei die Prater-Arena noch vier bis fünf Jahrzehnte “gebrauchstauglich”.
Stattdessen sind nun Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe geplant, um das Stadion zu modernisieren.
Die Rede ist dabei von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, mobilen Tribünen und einer mobilen Dachkonstruktion, um selbiges verschließen und das Stadion ganzjährig nutzen zu können.
Somit werden sich die Fans des ÖFB-Teams weiter mit dem Happel-Oval zufriedengeben müssen, auch wenn diese das nur sehr ungern zur Kenntnis nehmen.
Prohaska befürwortet Neubau
Auch ÖFB-Jahrhundert-Fußballer Herbert Prohaska sieht es wie die Fans und stellt bei LAOLA1 klar, dass ein Neubau die deutlich bessere Option wäre.
Auf die Frage, ob das Happel-Stadion weiterhin den Ansprüchen genügt, meint er: "Nein, das reicht nicht aus. Natürlich bräuchte es da ein neues, das alle Stückerln spielt.”
Die ÖFB-Legende führt die Wiener Klubs sowie den LASK als Beispiel dafür an, welch einen Schub ein neues Stadion verleihen kann. Sie alle bauten in den letzten Jahren neue Heimstätten oder diese zumindest entscheidend um.
"Man hätte das damals viel besser angehen müssen, als wir den Zuschlag für die Euro 2008 bekommen haben."
Sein Herzensklub Austria Wien hat derzeit einen Zuschauerschnitt von rund 13.000. “Das hat sie nie gehabt. In früheren Zeiten haben wir die Top-Teams geschlagen und haben vor 5.000 oder 6.000 Leuten gespielt”, erinnert er sich an seine Zeit als Aktiver.
Auch wenn man es nun nicht mehr ändern kann, den sprichwörtlichen Hund sieht er in der Vergangenheit begraben.
“Man hätte das damals viel besser angehen müssen, als wir den Zuschlag für die Euro 2008 bekommen haben”, meint der Ex-Teamchef.
Austria und Rapid in einem Stadion?
Damals entschied man sich nach den Neubauten in Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt lediglich für eine Renovierung des Happel-Ovals, das aber zehn Jahre später schon längst wieder wie aus der Zeit gefallen wirkte.
Eine Lösung hätte nach Prohaskas Meinung sein können, ein neues Stadion zu bauen und die Austria sowie Rapid dazu zu verpflichten, abwechselnd darin zu spielen.
Ihm ist auch klar, dass die Anhänger beider Seiten “wohl dagegen protestiert hätten, aber das wäre die Möglichkeit gewesen. Die haben wir leider verpasst”, konstatiert er.
Die Realität heißt damit weiter Happel-Stadion, jedenfalls bei Spitzenspielen. Bei Partien, die mutmaßlich weniger Besucher anlocken, weicht der ÖFB nach Linz aus. Mit dem LASK wurde diesbezüglich auch eine Kooperation beschlossen.
Auch wenn dies weniger gute Nachrichten sind, was ein neues Nationalstadion betrifft, heißt das nicht, dass es dort keine Fußballfeste mehr geben kann, wie das Juni-Duell mit Schweden bewies.
Das war "Schneckerls" persönliche Happel-Sternstunde
Auch in der Vergangenheit gab es deren viele. Eine nicht unbedeutende Zahl davon erlebte Herbert Prohaska als Spieler und Trainer mit.
Einen seiner legendärsten “Happel-Momente” hatte er aber weder in der einen, noch in der anderen Rolle. Diesen erlebte er als Zuschauer, wie er erklärt.
"Du hörst da natürlich die Pfiffe und hast das im Kopf. Und dann schießt er drei Tore und Österreich damit zur WM. Das wird mir ewig in Erinnerung bleiben."
Der 83-fache Teamspieler erinnert sich sehr gerne an den November 1989 und die DDR (Ein Schelm, wem nun zeitgleich Gedanken an den Mauerfall und das marode Happel-Oval kommen).
Prohaska denkt dabei aber natürlich an das damalige Duell des ÖFB-Teams gegen die Elf aus Ostdeutschland, “wo Toni Polster (beim 3:0-Heimsieg, Anm.) alle drei Tore geschossen hat. Das war etwas Einzigartiges”, erinnert sich der Ex-Teamchef.
Dank des Sieges qualifizierte sich das Team unter Josef Hickersberger für die WM 1990 in Italien.
Als Polster vom Buh- zum Strahlemann wurde
Polster, damals in Diensten des FC Sevilla, war bei den Fans seinerzeit der Buhmann, nachdem er seine Leistungen in Spanien im ÖFB-Dress nicht bestätigen konnte. Bei der Verkündung der Aufstellungen erschallte bei seinem Namen ein gellendes Pfeifkonzert.
“Dann steht er (Polster, Anm.) unten drinnen und jeder andere zerbricht an so etwas”, schildert Prohaska. Doch nicht Polster, den das sogar noch anspornte.
“Du hörst natürlich die Pfiffe und hast das im Kopf. Und dann schießt er drei Tore und Österreich damit zur WM. Das wird mir ewig in Erinnerung bleiben”, schwärmt Prohaska über seinen späteren Schützling.
Diese und ähnliche Sternstunden “müssen” bis auf Weiteres im Prater-Oval bewundert werden. Es sei denn, die Entscheidungsträger ringen sich doch noch zu einem Neubau durch.
Große Hoffnungen macht sich Prohaska aber keine: “Das werde ich wahrscheinlich nicht mehr erleben”, so der 68-Jährige.