"Sag zum Abschied leise servus" ist eine gerne verwendete Redewendung.
Franco Foda hingegen geht mit einem Knall! Nach 48 Länderspielen bedeutet das 2:2 im Freundschaftsspiel gegen Schottland (Spielbericht >>>) seinen Schlusspunkt als ÖFB-Teamchef. Zum Abschied sind viele Emotionen dabei, Dank, Lob und Zufriedenheit.
Eines stößt dem 55-jährigen Deutschen aber so sauer auf, dass seine eigentliche Abschiedsrede zwischenzeitlich in eine Wutrede abdriftet und er beim Abgang noch einmal so richtig austeilt. Schuld daran sind die Besserwisser und Nörgler von außen, die laut Foda nicht die Berechtigung dazu haben.
Die Kritiken häuften sich in den letzten Tagen. Nach Marc Janko schaltete sich auch Florian Klein ein, der nicht nur Foda negativ bewertete sondern sich auch skeptisch zeigte, ob der mögliche Nachfolger Peter Stöger vom Stil her zum Nationalteam passt. Und auch Roman Mählich äußerte im "ORF" offenkundig seinen Unmut.
"Wie ich über Fußball denke, kann Klein gar nicht wissen"
Ein absolutes "No Go" für Foda, der den oben Genannten zum Abschluss noch so richtig eine mitgibt.
"Wir haben keine gute Quali gespielt, darum habe ich diesen Entschluss getroffen. Jetzt ist es wichtig, dass man den ÖFB in Ruhe arbeiten lässt, und nicht jeder eine Bühne bekommt und seinen Senf dazugibt, wie ein Florian Klein", sprudelt es bei seiner allerletzten Pressekonferenz aus dem Noch-Teamchef heraus.
"Was für mich überhaupt nicht nachvollziehbar ist: Wenn er sagt, ich würde nicht zur Mannschaft passen. Dann hat er übersehen, dass wir den besten Punkteschnitt haben und im Achtelfinale waren, vielleicht hat er das übersehen", kann es Foda nicht fassen. Im "ORF" meint er diesbezüglich sogar: "Wie ich über Fußball denke, kann er gar nicht wissen. Er hat mit mir noch nie gesprochen."
"Mit welcher Berechtigung kritisiert ein Herr Klein?"
Noch viel mehr ärgert den scheidenden Trainer jedoch die Tatsache, dass ausgerechnet ein ehemaliger Teamspieler mögliche Teamchef-Nachfolger schon im Vorfeld schlecht macht, ohne ihnen eine Chance zu geben.
"Und das Allerschlimmste ist: Wenn ein Herr Klein einen Trainer, der einer der Kandidaten ist, kritisiert und bewertet. Mit welcher Berechtigung? Diese Frage muss ich mir stellen. Irgendwann ist genug, deswegen spreche ich diese Dinge an. Weil so kann es in Zukunft nicht weitergehen. Irgendwann müssen wir mal aufhören mit solchen Themen."
Denn obwohl Foda nach viereinhalb Jahren einen Schlussstrich zieht, glaubt er an die Qualität der Mannschaft und traut dieser Spielergeneration in naher Zukunft wieder viel zu. Dabei will der Wahl-Steirer weiterhin ein Fan des ÖFB-Teams bleiben - und sich anders als so mancher "Experte" zurückhalten.
"Auch in schlechten Zeiten werde ich nicht nörgeln oder alles besser wissen – ganz im Gegenteil. Ich werde sie immer unterstützen und mir das eine oder andere Spiel anschauen. Es waren tolle viereinhalb Jahre, tolle Erlebnisse. Ich freue mich auf meine Familie, Kinder, Enkelkinder, fahre jetzt mit Freunden auf Urlaub und werde mir dann Gedanken über meine Zukunft machen", gesteht Foda.
"Unterschied zu einem Trainer wie Mählich, der weniger erreicht hat"
Was der kommende österreichische Teamchef mitbringen muss, um zu bestehen, will der Ex-Sturm-Meistermacher nicht bewerten. In dieser Hinsicht lässt er auch seinem Zorn aufgrund von Aussagen von TV-Experte Roman Mählich seinen Lauf.
"Ich bin - das ist der Unterschied, von einem Trainer, der schon etwas erreicht hat, gegenüber einem Trainer wie Roman Mählich, der weniger erreicht hat - kein Ratgeber für meinen Nachfolger", poltert Foda. Das hat gesessen.
"Ich wünsche meinem Nachfolger nur das Beste. Der Nachfolger, der kommen wird, hat die Qualität, um eigene Entscheidungen treffen zu können. Da braucht er keine Berater", fügt der ÖFB-Teamchef zum Abschied an und verweist auf die überflüssige Kritik von außen.
(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
Schon bei Janko hatte Foda im Vorfeld der Partie gemeint, warum dieser nicht schon früher seinen Mund aufgemacht hat, als dieser noch selbst für den ÖFB tätig war. Oder warum dieser nicht mit Ideen und Ratschlägen an den Fußball-Bund herantritt, anstatt öffentlich für Unruhe zu sorgen.
"Nicht immer nur nörgeln, kritisieren und Besserwisser sein"
Denn diese Störfeuer würden keinem etwas helfen. Ein konstruktives Miteinander würde Vorteile für alle Seiten bringen. Schließlich geht es um die Zukunft des österreichischen Fußballs und für diesen sieht Foda alles andere als schwarz.
"Die Mannschaft hat Zukunft, es gibt viele junge Spieler. Man muss sie einfach nur in Ruhe arbeiten lassen, das ist das Wichtigste. Man muss sie unterstützen und nicht immer nur nörgeln, kritisieren und ein Besserwisser sein", verteidigt der Coach seine Spieler auch nach dem WM-Aus und prophezeit ihnen erfolgreiche Jahre.
"Es wird in Zukunft wichtig sein, dass man zu tausend Prozent hinter dieser Mannschaft steht - aber nicht nur nach Erfolgen und Siegen, sondern vielleicht auch mal, wenn ein Ziel nicht erreicht wird." Denn dann ist es bekanntlich einfach.
"Bis jetzt hat der ÖFB immer die richtigen Entscheidungen getroffen"
So war es auch bei Foda der Fall. Dies soll jedoch nicht der Grund für das aus eigenen Stücken verkündete Ende beim ÖFB sein. Es sei die Intention gewissen, Gerüchte über eine mögliche Vertragsverlängerung im Keim zu ersticken und Ruhe einkehren zu lassen.
"Damit sich der ÖFB in Ruhe einen Trainer suchen kann in den nächsten Wochen", gesteht Foda, der zuversichtlich ist, dass von den Entscheidungsträgern die richtige Wahl getroffen wird.
"Bis jetzt hat der ÖFB immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Koller hat sich das erste Mal für die EM qualifiziert. Und auch Foda war bei der EM und ein erstes Mal im Achtelfinale. Er hat auch die Nations League gewonnen. Das einzige Problem: Wir haben uns nicht für die WM qualifiziert, darum gibt es eine Neuausrichtung. Das ist der Fußball."
Bei all dem Ärger über Experten-Meinung drängt sich zum Schluss doch noch die Frage auf, ob Foda möglicherweise die nun freie Zeit nützt, um selbst wieder als TV-Experte tätig zu werden. Dabei muss der ÖFB-Teamchef grinsen: "Gute Frage! Auf jeden Fall wäre ich ein guter Experte, der nicht nur ein Spiel sieht, sondern es auch liest und keine Trainer kritisiert."
"Sag zum Abschied leise servus" - von wegen. Franco Foda geht mit einem Knall.