Es war schon überraschend, dass Teamchef Ralf Rangnick vorzeitig bekanntgab, dass Heinz Lindner in Dänemark das Tor hüten wird.
Der 31-jährige Oberösterreicher bekam nach dem 3:0 in Kroatien seine zweite Chance, musste aber beim 0:2 in Kopenhagen zwei Mal hinter sich greifen. Trotzdem bleibt die Tormann-Frage weiterhin offen.
"Wir haben es taktisch nicht so clever gemacht, wie wir es schon in Wien gemacht haben. Sie waren taktisch überlegen, kamen über die gesamte Spielzeit gefährlicher vors Tor und wir hatten in der Offensive wenige zwingende Chancen", ärgerte sich der Noch-Basel-Keeper, dass nicht zum zweiten Mal die Null stand.
"Erste Halbzeit kamen nur drei Schüsse auf's Tor, zwei davon waren drinnen", so das bittere Resümee des Linzers, der sich derzeit auf Vereinssuche befindet.
"Ich bin froh, dass ich in der zweiten Halbzeit mit den zwei, drei Paraden dann auch noch helfen konnte. Das war wichtig, weil als Torhüter ist es immer schwer, wenn du in der ersten Halbzeit nicht viel zu tun hast und trotzdem zwei Gegentore kassierst. Ein undankbares Spiel, deshalb bin ich froh, dass ich noch den Schuss von Eriksen an den Pfosten lenken konnte."
"Ich war sehr dankbar für das Spiel"
Schlussendlich hat Österreich zu viele Eigenfehler begangen, die schleunigst abgestellt werden sollten. Mit Dänemark sah man sich einem Gegner gegenüber, der diese Unachtsamkeiten dann auch noch eiskalt ausnützt.
"Man muss das aber auch nüchtern Revue passieren lassen und wir sind dann alle zum Entschluss gekommen – auch der Teamchef – dass Dänemark diesmal einfach besser war in vielen Belangen und deshalb als verdienter Sieger vom Platz gegangen ist", erklärte Lindner, worum es in Rangnicks Kabinenansprache nach dem Schlusspfiff ging.
Dass er noch einen zweiten Einsatz unter Rangnick bekommen hat, war für ihn persönlich durchaus wichtig, um im Konkurrenzkampf ähnliche Chancen wie Patrick Pentz zu haben.
"Für mich ist jedes Spiel wichtig, das ich bekomme. Ich versuche in jedem Spiel mein Bestes zu geben und bin dankbar für das Vertrauen. Es ist jedes Spiel eine absolute Ehre, für sein Land aufzulaufen. Dementsprechend war ich sehr dankbar für das Spiel."
Lindner gegen Pentz: "Haben beide unser Bestes gegeben"
An der Konstellation ändert dies vorerst noch nichts. Wähnte sich Pentz nach herausragenden Leistungen gegen Dänemark und Frankreich daheim in der Pole Position, sorgte Rangnick mit der Entscheidung pro Lindner für eine Fortsetzung des internen Konkurrenzkampfs.
"Klar ist, dass 'Pentzi' zwei Spiele sehr gut gespielt hat, ich habe gegen Kroatien die Null gehalten. Das, was heute zu halten war, speziell in der zweiten Halbzeit, habe ich auch gehalten. Wir haben beide unser Bestes gegeben", so Lindner.
Lindner ist mit seinen eigenen Leistungen zufrieden, beide Torhüter können seiner Ansicht nach stolz sein. Auf das Spielchen, wer jetzt sehr gut und wer nur gut war, lässt sich der Routinier nicht ein.
"Es waren von beiden sehr gute Leistungen, lassen wir das so stehen. Wir sind verschiedene Torhüter, letzten Endes entscheidet der Teamchef. Ob das eine sehr gute oder gute Leistung war, ist i-Tüpfelchen-Reiterei, das brauchen wir jetzt auch nicht."
Wahrnehmung in Öffentlichkeit interessiert Lindner nicht
Der Dritte im Bunde ist Martin Fraisl, der jedoch trotz Ankündigung Rangnicks, alle Torhüter ausprobieren zu wollen, schlussendlich nicht zum Einsatz kam.
Der Teamchef lobte jedoch den Einsatz und das Top-Niveau im Training. Auch Lindner hat nur positive Worte für den Schalke-Goalie über:
"Ich bin froh, das Vertrauen bekommen zu haben, aber jeder von uns drei hat sich die Spiele absolut verdient durch die Leistungen, die wir in der Saison abgerufen haben. Ich glaube auch, dass der Trainer jedem von uns vertraut. Martin hätte seine Sache auf jeden Fall auch sehr gut gemacht", war sich Lindner sicher.
Alle Highlights im VIDEO:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Dass Lindner selbst in der Wahrnehmung von außen nicht immer gut abschneidet, beschäftigt ihn nicht. "Ich bin ganz ehrlich: Mir ist es wichtig, wie das teamintern ist, wie das Vertrauen vom Trainerstab ist und das Vertrauen der Mitspieler. Ich fühle mich jedes Mal pudelwohl, wenn ich zur Nationalmannschaft komme, bin stolz und freue mich über jedes Spiel, das ich bekomme."
Konkret meint er dazu: "Wie jetzt dann die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist, sei dahingestellt. Es soll sich jeder ein Bild machen, das ist auch korrekt so. Aber ich weiß, was ich kann."
"Sion ist, Austria war ein ernsthafter Kandidat"
Diese Kenntnis wird Lindner auch auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber einsetzen. Durch die Verpflichtung von Marwin Hitz werden ihm beim FC Basel keine Einsätze mehr eingeräumt.
"Es bleibt spannend! Ich hoffe, dass sich das bei mir in den nächsten Tagen klärt, weil es für mich wichtig ist, beruhigt und mit einer gewissen Sicherheit und Gewissheit in den Urlaub zu gehen", der ihn zuerst ins heimische Oberösterreich und danach ans Meer führt.
Zuletzt war von einer Einigung mit dem FC Sion zu lesen, davor war eine Rückkehr zur Austria vorstellbar. Was Lindner zu all den Gerüchten um seine Person sagt:
"Sion ist ein ernsthafter Kandidat, genau wie Austria Wien ein ernsthafter Kandidat war. Man führt noch Gespräche, auch mit anderen Klubs, und wird dann sehen, wo die Reise hingeht. Aber ich hoffe, dass das so schnell wie möglich geklärt wird."
Von Seiten des FC Basel scheint es aber Steine im Weg zu geben. Laut dem "Blick" fordert der Noch-Klub Lindners ein Jahr vor Vertragsende eine mittlere sechsstellige Ablösesumme für den künftigen Reservisten. Geld, das die Walliser nicht in die Hand nehmen wollen. Klar, dass der ÖFB-Torhüter laut der Schweizer Zeitung über diese Situation nicht erfreut ist.
Austria? "Hat letzten Endes nicht sollen sein"
Seine Wortwahl deutet jedenfalls darauf hin, dass das Thema Wien vorerst schon wieder beendet ist. Warum es mit einer Rückkehr zur Austria nicht klappte, will er aber nicht verraten.
"Ich will da jetzt nicht zu sehr ins Detail im Vertragspoker eingehen. Das bitte ich zu respektieren. Letzten Endes hat es nicht sollen sein, aber natürlich ist Austria Wien für mich weiterhin immer ein Thema", gesteht Lindner.
Auf die Nachfrage, ob es wieder zum Thema werden würde, wenn die Austria finanziell besser dasteht, grinst Lindner nur und meint: "Ich lasse das jetzt mal so stehen."
Mit voll getankten Batterien will er dann nach dem Meeresurlaub zurückkehren. Nur die Zieladresse ist noch offen. Diese soll aber schon bald feststehen.