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"Herzrasen"! Rangnick denkt an Out-of-the-Box-Lösungen

Das ÖFB-Team plagen vor dem Showdown gegen Belgien große Personalsorgen. Vor allem zwei Positionen bereiten dem Teamchef Kopfzerbrechen.

Foto: © GEPA

"Ich habe schon überlegt, ob es etwas hilft, wenn ich nicht mehr ans Telefon gehe", übt sich Ralf Rangnick in Galgenhumor.

"Aber das ist wahrscheinlich auch keine Lösung, deswegen sind die Spieler ja trotzdem verletzt", so der ÖFB-Teamchef.

Hatte der Deutsche beim September-Lehrgang noch die Qual der Wahl, ereilten ihn zuletzt beinahe "täglich Hiobsbotschaften".

"Wenn ich sehe, dass sich unser 'Doci' in unserer Status-Verletzten-Gruppe meldet, kriege ich im Moment Herzrasen. Es war schon ein bisschen viel in den vergangenen Wochen", so Rangnick.

Nicht die allergrößte Begeisterung

Das ist keine Übertreibung, wie der 28-Mann-Kader, den der ÖFB-Coach aufgrund der vielen Fragezeichen für die EM-Quali-Spiele gegen Belgien und in Aserbaidschan nominiert hat, beweist.

Marko Arnautovic, Phillipp Mwene und Karim Onisiwo fallen fix aus. Hinter David Alaba, Stefan Posch, Marcel Sabitzer und Michael Gregoritsch stehen große Fragezeichen: "Bei diesen Spielern müssen wir davon ausgehen, dass im schlimmsten Fall alle vier nicht können."

Weitere Akteure wie Christoph Baumgartner oder Kevin Danso seien nicht bei 100 Prozent.

"Im Moment sieht es so aus, als ob von der Startelf in Stockholm sechs oder sieben Spieler nicht zur Verfügung stehen. Dass das bei mir nicht die allergrößte Begeisterung auslöst, ist klar", betont der Teamchef.

Zwei große Problemzonen

Es sind vor allem zwei große Problemzonen, die der Teamchef lösen muss - und zwar im Angriffszentrum und in der Rechtsverteidigung.

Während links hinten zwar Mwene fehlt, steht mit Maximilian Wöber eine im Nationalteam auf dieser Position erprobte Kraft zur Verfügung. Rechts droht jedoch Stefan Posch auszufallen, sein Backup Mwene fehlt fix.

"Im zentralen Angriff und auf der rechten Außenverteidiger-Position wird es Out-of-the-Box-Lösungen geben müssen. Rechts hinten wird jemand spielen müssen, der das zumindest in der Nationalmannschaft noch nicht getan hat", vermutet Rangnick nach aktuellem Stand der Dinge.

Dass Konrad Laimer die logische Alternative ist, liegt auf der Hand.

Nicht Laimers 1A-Position

Der gebürtige Salzburger bekleidet diese Position aktuell immer wieder beim FC Bayern München. Rangnick sieht ihn zwar weiter lieber im Mittelfeld, aber die Notsituation könnte ein Umdenken erfordern.

"Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es nicht Konnis 1A-Position ist. Aber bevor er womöglich gar nicht spielt, spielt er dort bei den Bayern und macht es ja auch nicht schlecht."

Ralf Rangnick

"Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es nicht seine 1A-Position ist. Aber bevor er womöglich gar nicht spielt, spielt er dort bei den Bayern und macht es ja auch nicht schlecht", so der 65-Jährige, der jedoch unterstreicht:

"Trotzdem: Ich kenne Konni, seit er 16 war. Wenn man weiß, wie er Spiele im zentralen Mittelfeld bestritten hat, wäre es besser für ihn und auch für uns in der Nationalmannschaft, wenn er im Mittelfeld spielen würde. Aber im Moment ist es auch bei uns so, dass wir ihn vielleicht rechts hinten brauchen."

Rangnick hat jedoch eine weitere potenzielle Alternative im Kopf, die er sich im Training anschauen möchte. Beim Test gegen Moldawien probierte er Dejan Ljubicic auf dieser Position.

Was macht Rangnick im Angriff?

Spannend wird auch die Nominierung im Angriff, wenn es sich bei Gregoritsch nicht ausgehen sollte. Beim Freiburg-Legionär spricht der ÖFB-Chefcoach von einem "Wettlauf gegen die Uhr".

"Wenn er ausfällt, müssen wir uns etwas einfallen lassen", so Rangnick, der unter anderem eine Nachnominierung von Junior Adamu nicht ausschließt.

Aus heutiger Sicht ist es jedenfalls unwahrscheinlich, dass der erstmals nach seiner schweren Knieverletzung nominierte Sasa Kalajdzic in die Startelf nachrückt.

"Er wird so oder so nur für einen Kurzeinsatz in Frage kommen und nicht für einen Einsatz über 60, 70 oder 90 Minuten", legt sich Rangnick fest.

Kalajdzic hat noch nicht viele Meter am Tacho

Die Nominierung des Wolverhampton-Legionärs sei zum jetzigen Zeitpunkt in erster Linie auf die Personalsorgen zurückzuführen:

"Dass er dabei ist, hat natürlich damit zu tun, dass die drei anderen etatmäßigen Mittelstürmer womöglich alle drei ausfallen. Ohne ihm zu nahe zu treten, aber wenn die anderen drei alle dabei gewesen wären, wäre er jetzt wahrscheinlich noch nicht dabei gewesen."

"Wir können nicht hergehen und sagen, ab sofort bist du Führungsspieler und du bist Führungsspieler. Das macht nicht viel Sinn."

Ralf Rangnick

In der Premier League hat der Wiener seit seinem Comeback 16 Minuten absolviert. Dazu kommen zwei einstündige Einsätze in Pokalspielen.

"Nach so einer langen Verletzungspause hat er noch nicht viele Meter auf dem Tacho", befindet Rangnick.

Belgien trotzdem einen Fight liefern

Fallen im Worst Case mit Alaba, Arnautovic und Sabitzer die Kapitäne eins bis drei aus, droht neben dem Qualitätsverlust auch einer in Sachen Leadership.

"Da sind viele Führungsspieler dabei. Wir können nicht hergehen und sagen, ab sofort bist du Führungsspieler und du bist Führungsspieler. Das macht nicht viel Sinn", urteilt Rangnick.

Der Deutsche glaubt jedoch trotz der widrigen Umstände an einen guten Auftritt im Showdown um den Gruppensieg gegen Belgien:

"Wir werden trotzdem versuchen, eine richtig gute Mannschaft ins Rennen zu schicken und den Belgiern einen Fight zu liefern. Wenn nicht weitere Ausfälle dazukommen, bin ich sicher, dass wir eine Mannschaft aufs Feld schicken, die das Spiel gewinnen kann."

Hier das rot-weiß-rote Aufgebot im Überblick:

Spieler Verein
TOR:
Niklas Hedl SK Rapid Wien
Alexander Schlager Red Bull Salzburg
Patrick Pentz Bröndby (DAN)
ABWEHR:
David Alaba Real Madrid (ESP)
Kevin Danso RC Lens (FRA)
Stefan Posch FC Bologna (ITA)
Maximilian Wöber Borussia Mönchengladbach (GER)
Philipp Lienhart SC Freiburg (GER)
Samson Baidoo Red Bull Salzburg
Gernot Trauner Feyenoord (NED)
Flavius Daniliuc Salernitana (ITA)
MITTELFELD:
Marcel Sabitzer Borussia Dortmund (GER)
Konrad Laimer FC Bayern (GER)
Xaver Schlager RB Leipzig (GER)
Nicolas Seiwald RB Leipzig (GER)
Christoph Baumgartner RB Leipzig (GER)
Patrick Wimmer VfL Wolfsburg (GER)
Dejan Ljubicic FC Köln (GER)
Florian Kainz FC Köln (GER)
Florian Grillitsch TSG Hoffenheim (GER)
Muhammed Cham Clermont (FRA)
Alexander Prass Sturm Graz
Romano Schmid Werder Bremen (GER)
Marco Grüll Rapid Wien
Matthias Seidl Rapid Wien
ANGRIFF:
Sasa Kalajdzic Wolverhampton (ENG)
Michael Gregoritsch SC Freiburg (GER)
Manprit Sarkaria Sturm Graz

Auf Abruf:

Daniel BACHMANN (Watford FC/ENG; 14), Tobias LAWAL (LASK; 0), Cican STANKOVIC (AEK Athen/DEN; 4); Jonas AUER (SK Rapid; 0), Leopold QUERFELD (SK Rapid; 0), David SCHNEGG (SK Puntigamer Sturm Graz; 1/0); Christopher TRIMMEL (1. FC Union Berlin/GER; 25/1), Andreas ULMER (FC Red Bull Salzburg; 32/0), Junior ADAMU (SC Freiburg/GER; 6/0), Mathias HONSAK (SV Darmstadt 98/GER; 0), Kevin STÖGER (VfL Bochum/GER; 0); Muharem HUSKOVIC (FK Austria Wien; 0); Ercan KARA (Samsunspor/TUR; 7/0)

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