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Dragovic: Kein Plan B für Fans von Roter Stern

Warum der ÖFB-Innenverteidiger in Belgrad plötzlich den Goalgetter in sich entdeckt.

Dragovic: Kein Plan B für Fans von Roter Stern Foto: © getty

Was sein persönlicher Torrekord in einer Saison ist, wisse er gar nicht so genau, betont Aleksandar Dragovic.

"Wenn ich überhaupt eines gemacht habe, war es schon viel", schmunzelt der Innenverteidiger.

Bezüglich seiner Statistik kann ihm natürlich geholfen werden. In der Saison 2012/13 bejubelte er drei Liga-Treffer für den FC Basel (kurioserweise allesamt gegen Servette Genf), dazu kam ein Tor in der Europa League gegen Tottenham.

Es schaut gut aus, dass Dragovic in dieser Spielzeit seine persönliche Bestmarke aufstellt. Nach 13 Liga-Spielen für Roter Stern Belgrad hält er bereits bei drei Toren.

"So viele Tore habe ich zuvor noch nicht einmal im Training gemacht, aber zurzeit läuft es ganz gut", lacht Dragovic.

Doch warum entdeckt der Routinier plötzlich den Goalgetter in sich?

Die Detailverliebtheit seins Trainers

Am Wochenende trug sich Dragovic gegen Vojvodina versehentlich sogar doppelt in die Schützenliste ein. Nachdem ihm vor der Pause ein Eigentor unterlief, gelang ihm in Minute 61 der Siegtreffer zum 2:1-Endstand.

Erstmals netzte er Ende September, das zweite Mal Mitte Oktober - dazwischen legte auch eine Corona-Erkrankung den neu entdeckten Torriecher nicht lahm.

"Dejan Stankovic hat jahrelang in Italien gespielt und achtet auf jedes Detail. Ihm ist ein 1:0 lieber als ein 3:2, deswegen weiß er auch, wie wichtig Details wie Standards sind."

Aleksandar Dragovic

Der 30-Jährige führt seine jüngste Entwicklung vor dem gegnerischen Tor auf seinen Trainer zurück:

"Dejan Stankovic hat jahrelang in Italien gespielt und achtet auf jedes Detail. Ihm ist ein 1:0 lieber als ein 3:2, deswegen weiß er auch, wie wichtig Details wie Standards sind. Ich glaube, letzte Saison haben sie 44 Tore aus Standards gemacht. Dieses Jahr waren es noch nicht so viele, aber wir trainieren sie intensiv. Vielleicht passiert es auch dadurch, dass ich auf einmal schon drei Tore habe."

Stankovic würde diesbezüglich sehr konkret mit ihm arbeiten: "Er gibt mir immer Tipps, wie ich mich bewegen soll, und ich versuche es dann umzusetzen. Zum Glück ist mir der Ball jetzt schon zwei Mal auf meinen Fuß und ein Mal auf meinen Kopf gefallen."

Im Titelkampf zählt wirklich jeder Sieg

Der Sieg nach Rückstand am vergangenen Wochenende war umso wichtiger, weil Roter Stern ansonsten im Titelkampf schon früh mit dem Rücken zur Wand gestanden wäre.

Dies klingt bei zwölf Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage in 15 Spielen übertrieben, ist aber angesichts des Erfolgslaufs von Erzrivale Partizan so. Bei einem Spiel weniger beträgt der Rückstand auf den Tabellenführer sechs Punkte.

"Da sieht man, wie wichtig jedes Spiel ist", streicht Dragovic hervor, dass jeder Punkteverlust aus tabellarischer Sicht ziemlich problematisch ist.

"Wir haben Ende Oktober ein Auswärtsspiel verloren, das hat uns sehr geschadet. Aber zum Glück hat Partizan an diesem Wochenende gepatzt", verweist der ÖFB-Teamspieler auf das 0:0 des Leaders gegen Proleter Novi Sad.

Für die Fans gibt es keinen Plan B

"Wir müssen daher wirklich von Spiel zu Spiel schauen. Für unsere Fans ist das wie eine Religion. Wir müssen einfach versuchen, irgendwie den Meistertitel zu holen. Es stehen noch zwei Derbys an. Die müssen wir gewinnen, wenn wir Meister werden wollen", betont Dragovic.

"Für unsere Fans gibt es keinen Plan B, keinen zweiten Platz. Für sie ist das Wichtigste, gegen Partizan zu gewinnen und Erster zu sein."

Aleksandar Dragovic

Die Fans nehmen ihre Religion durchaus ernst. Vor drei Jahren habe Roter Stern gegen Liverpool gewonnen, aber später in der Saison gegen Partizan verloren, weshalb die Fans sauer auf die Spieler waren.

"Für unsere Fans gibt es keinen Plan B, keinen zweiten Platz. Für sie ist das Wichtigste, gegen Partizan zu gewinnen und Erster zu sein", weiß Dragovic.

Erstmals seit einem Jahrzehnt nicht beim ÖFB-Team

Während es in Belgrad für Dragovic bislang kaum Rückschläge gegeben hat, setzte es für das Nationalteam in diesem Herbst bekanntlich zahlreiche.

Den letzten bei der Niederlage in Dänemark versäumte Dragovic wegen seiner Corona-Erkrankung.

"Es hat mir weh getan, dass ich nach zehn Jahren das erste Mal nicht beim Nationalteam sein konnte. Ich bin geimpft, daher hat es mich nicht schwer erwischt. Ich habe nur meinen Geruchs- und meinen Geschmackssinn verloren, ich hatte keine weiteren Symptome. Ich bin wieder topfit und habe zuletzt bei Roter Stern alle Spiele im Drei-Tages-Rhythmus absolviert", berichtet Dragovic.

Davor konnte er letztmals im September 2011 nicht zu einem ÖFB-Lehrgang anreisen. Ganz umsonst sammelt man auch keine 96 Länderspiele.

Foda? "Wir haben es vergeigt"

"Wir kriegen zu viele leichte Gegentore und brauchen zu viele Chancen, um ein Tor zu machen. Da fehlt uns die Leichtigkeit. Wir müssen wieder frei von der Leber weg spielen und Spiele gewinnen."

Aleksandar Dragovic

Zuletzt ist dem ÖFB-Team laut Ansicht des Abwehrspielers besonders das Selbstvertrauen verloren gegangen: "Wir brauchen ein Erfolgserlebnis. Die hatten wir auch zwischendurch, aber wir brauchen Erfolgserlebnisse über zwei, drei Spiele, um da wieder rauszukommen."

Dann würde vieles wieder leichter fallen, bei dem man sich derzeit schwer tun würde: "Wir kriegen zu viele leichte Gegentore und brauchen zu viele Chancen, um ein Tor zu machen. Da fehlt uns die Leichtigkeit. Wir müssen wieder frei von der Leber weg spielen und Spiele gewinnen. Dann fällt alles andere auch wieder leichter."

Gelingt dies in Klagenfurt gegen Israel und Moldawien, könnte dies den Job von Teamchef Franco Foda retten. Dragovic sucht die Schuld weniger beim Chefcoach als bei den Spielern am Platz:

"Wir im inneren Kreis wissen, dass der Teamchef immer 100 Prozent gegeben hat. Wir sind die Hauptdarsteller am Platz. Leider haben wir in den letzten Spielen nicht immer 100 Prozent Leistung auf den Platz gebracht. Aber wir wissen, wie er für uns arbeitet und versucht, uns zu verbessern. Leider Gottes weiß ich auch, dass am Ende des Tages immer der Trainer den Kopf hinhalten muss, weil Fußball ein Ergebnissport ist, aber wir sind die Hauptdarsteller und wir haben es in den letzten Spielen vergeigt."


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