Endstand
1:1
0:1, 1:0
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Schlager stellt klar: "So denke ich nicht"

Die aktuelle Nummer eins Alexander Schlager: Keine Ansprüche im Camp, größere Anspannung als sonst und Rückenwind für das Engagement in Salzburg?

Schlager stellt klar: Foto: © GEPA

Wer anstelle von Heinz Lindner, den die ÖFB-Fans mit einer Botschaft bedachten, im Tor stehen würde, war eine der spannendsten Fragen dieses Lehrgangs.

Alexander Schlager bekam den Zuschlag und zeigte sich nach dem 1:1 in Belgien entsprechend dankbar.

"Ich bin happy, dass ich die Minuten bekommen habe und weiß dieses Vertrauen sehr zu schätzen", erklärt der 27-Jährige nach seinem achten Länderspiel.

Es war sein erstes Pflichtspiel seit 7. Mai. In den finalen Runden der Saison wurde der gebürtige Salzburger beim LASK angesichts seines anstehenden Wechsels in die Heimat zum FC Red Bull Salzburg nicht mehr eingesetzt.

Anspannung größer als normal

"Es war seit dem letzten Pflichtspiel keine Zeitspanne, die allzu groß war", fühlt sich Schlager nicht vollends aus dem Rhythmus, aber natürlich sei auch dies ein Mitgrund gewesen, warum "die Anspannung vielleicht ein bisschen größer als normal" gewesen sei.

Dazu kommt natürlich die Bedeutung des Matches und die Qualität des Kontrahenten: "Gegen solch einen Gegner bist du von Haus aus voll online, weil du weißt, dass in jeder Minute jeder Spieler offensiv die Qualität hat, irgendetwas zu machen."

Beim Ausgleich durch Superstar Romelu Lukaku war der ÖFB-Keeper chancenlos. Ansonsten musste er trotz einer Vielzahl belgischer Chancen nur ein Mal entscheidend mit einer Parade eingreifen. Souveränität strahlte Schlager mit dem Ball am Fuß aus.

"Letztlich war es positive Anspannung. Ich hatte große Vorfreude. Ich wollte versuchen, das Vertrauen bestmöglich zurückzuzahlen", so der Schlussmann.

Was "völlig wurscht" ist

"Wenn sich dann so wie heute jeder in die Schüsse reinhaut und alles opfert, dass wir keinen Schuss aufs Tor zulassen, ist es super, weil man merkt, dass jeder alles dafür tut, dass wir kein Gegentor kriegen."

Alexander Schlager

Den Wunsch, am Dienstag gegen Schweden mehr zu tun zu bekommen, um sich selbst öfter auszeichnen zu können, hegt Schlager allerdings "überhaupt nicht":

"Wichtig ist, dass wir mit der Mannschaft erfolgreich sind. Ob ich etwas zu tun habe oder nicht, ist doch völlig wurscht! In Wahrheit geht es darum, Spiele zu gewinnen. Wenn sich dann so wie heute jeder in die Schüsse reinhaut und alles opfert, dass wir keinen Schuss aufs Tor zulassen, ist es super, weil man merkt, dass jeder alles dafür tut, dass wir kein Gegentor kriegen."

Schlager setzte sich beim Camp in Windischgarsten in einer Art "Goalie-Casting" gegen Daniel Bachmann und Niklas Hedl, die in Brüssel beide auf der Ersatzbank Platz genommen haben, sowie gegen Patrick Pentz, der auf die Tribüne musste, durch.

Schlager kennt auch die andere Seite der Entscheidung

Ob er schon im Laufe der Woche ein Gefühl entwickelt habe, dass es nicht so schlecht für ihn läuft?

"Natürlich habe ich gewusst, dass die Tormann-Situation nicht so leicht ist, das kriegt man vor dem Lehrgang mit. Aber ich bin bewusst hergefahren und wollte mir selbst nicht zu viele Ansprüche machen, sondern es genießen. Ich habe einfach versucht, jeden Tag das Beste zu geben. Genau so haben es die anderen Jungs auch gemacht."

Der Trainerstab habe dann eine Entscheidung getroffen: "Und in dem Fall war ich der Glücklichere und sie ist auf mich gefallen, aber ich kenne das auch von der anderen Seite. Daher weiß ich genau, wie das sein kann. Man muss weiter dran bleiben, weiter arbeiten und darf sich auf nichts ausruhen."

Schlager weiß tatsächlich, wie es sich auf der anderen Seite der Entscheidung anfühlt. Zur Erinnerung: Beim letzten Lehrgang vor der 2021 ausgetragenen EURO war er die Nummer eins. Nach einer wackligen Leistung gegen Dänemark bekam beim Turnier aber Bachmann den Vorzug. Schlager hat es in den über zwei Jahren seither bis zum Gastspiel in Brüssel nur auf 45 Länderspiel-Minuten gegen Andorra gebracht.

Schlager: "Muss nicht großartig etwas beweisen"

Insofern sind auch die nun folgenden Gedankengänge des Schlussmanns nachvollziehbar. Denn die Entscheidung für ihn bringt auch den viel diskutierten Aspekt seiner Zukunft in Salzburg mit sich, wo ihn eine Rolle auf der Bank erwarten könnte.

Da er ausreichend Spielpraxis hat und beim Mitspielen die Ansprüche von Teamchef Ralf Rangnick erfüllt, konnte man erraten, dass er für diesen Lehrgang der Favorit ist. Aber darüberhinaus?

"Ich möchte einfach so bleiben, wie ich bin, und versuchen das zu machen, was ich gut kann und das so oft wie möglich fehlerfrei. Alles andere wird die Zeit zeigen, wohin es geht."

Alexander Schlager

Oder sieht er als Nationalteam-Torhüter Rückenwind für den Amtsantritt bei den "Bullen", sodass nach all der Kritik am Ende er derjenige sein könnte, der zuletzt lacht?

"So denke ich nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich irgendwie großartig etwas beweisen muss. Ich möchte einfach so bleiben, wie ich bin, und versuchen das zu machen, was ich gut kann und das so oft wie möglich fehlerfrei. Alles andere wird die Zeit zeigen, wohin es geht. Ich bin einfach dankbar dafür, was ich erleben kann und werde weiterarbeiten. Um alles drumherum mache ich mir keine Gedanken."

Das Tagesgeschäft

Das heißt natürlich nicht, dass er nicht auch bleiben will, was er ist - nämlich die aktuelle Nummer eins im ÖFB-Team. Natürlich wolle er, dass es auch in Zukunft so weitergeht.

"Aber ich weiß natürlich, dass die anderen Jungs auch arbeiten und es schnell gehen kann. Es ist ein Tagesgeschäft, das habe ich genauso schon mitgekriegt und so erlebt", bekräftigt Schlager und meint:

"Daher heißt es am Boden zu bleiben und einfach weiter zu machen. Ich habe das Spiel in Belgien bekommen, trotzdem gibt es überall noch viel Luft nach oben. So bodenständig, wie ich bin, wenn es mal nicht so rennt, bleibe ich jetzt auch und versuche einfach, meinen Weg weiterzugehen."

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