"Im Moment spiele ich um einiges", meint Andreas Weimann.
Das kann man so stehen lassen, denn ein Aufstieg in die Premier League und eine - möglicherweise zwischendurch bereits unverhoffte - EURO-Teilnahme sind definitiv Ziele, um die es sich als Profi-Fußballer gerne spielen lässt.
Wenn man dann auch noch ein Ausrufezeichen setzt wie der Wiener mit seinem Tor beim 2:0-Sieg Österreichs im Testspiel in der Slowakei, kann man umso zufriedener Bilanz ziehen.
"Besser hätte ich mir das Comeback im Nationalteam nicht erwarten können", strahlt Weimann, "ich habe unter der Woche schon gut trainiert. Ich bin glücklich, dass ich meine Chance bekommen habe und reingekommen bin. Dann ein super Ball von Romano und Tor."
Rangnick: "Einfach ein Knipser"
Vorlagengeber Romano Schmid und Torschütze Weimann holten sich nach der Partie nicht nur wegen dieser Szene in Minute 82 Extralob von Ralf Rangnick ab, sondern auch wegen ihrer guten Trainingsleistungen.
"Das zweite Tor war traumhaft rausgespielt. Den muss man am langen Pfosten erstmal so machen. Er hat gezeigt, dass er einfach ein Knipser ist. Solche Bälle macht er auch im Training", schwärmt der Teamchef, der ergänzt:
"Es hat mich sehr gefreut für Andi, er hat seine Einwechslung gerechtfertigt - nicht nur mit seinem Tor, er hatte auch sonst gute Szenen."
Es gab fraglos einen Zeitpunkt in seiner Karriere, da durfte man mit großer Berechtigung spekulieren, dass dieser "Knipser" sein zweites Länderspiel-Tor nicht erst im Alter von 32 Jahren schießen würde.
Zwischendurch sieben Jahre ÖFB-Pause
Aus dem Stürmer, der einst in der Premier League bei Aston Villa seine ersten Sporen verdiente, ist über die Jahre ein im Offensivbereich sehr vielseitig einsetzbarer Akteur geworden.
Als absoluter Goalgetter fiel er jedoch auf, bis er 2021/22 eine wahre Traumsaison für Bristol City mit 22 Treffern und zehn Assists in der Championship hingelegt hat - eine Ausbeute, die ihm 2022 nach sieben Jahren Pause zum Comeback im Nationalteam verholfen hat.
In seiner ersten ÖFB-Karriere unter Marcel Koller lief er einem Tor 14 Matches lang vergeblich hinterher. Seinen Premieren-Jubel in Rot-Weiß-Rot holte er im Juni 2022 beim 1:1 gegen den damals noch amtierenden Weltmeister Frankreich nach.
Nachholen scheint auch aktuell wieder die Devise zu sein. Denn nachdem es 2023 zu keinem Länderspiel-Einsatz gereicht hat, scheinen die ÖFB-Sterne 2024 wieder deutlich besser zu stehen.
Der große Traum
"Ich habe mir vielleicht nicht mehr erwartet, dass ich wieder dabei sein kann, weil ich jetzt ein Jahr nicht da war", gibt Weimann zu und betont, dass er im Camp in Marbella umso mehr gegeben habe, um bleiben zu können:
"Das Tor hat hoffentlich auch ein bisschen geholfen. Schauen wir, was passiert, aber ich war noch nie bei einem Großereignis dabei. Das wäre natürlich ein Traum."
"Ich weiß, ich bin inzwischen 32, aber ich fühle mich nicht so. Ich fühle mich immer noch spritzig und voll dabei."
Der Wiener debütierte im August 2010 kurz nach seinem 19. Geburtstag in der Premier League. Knapp 14 Jahre später ist dieser Traum immer noch unerfüllt, obwohl Österreich seither an zwei Europameisterschaften teilgenommen hat.
Aber noch ist es ja nicht zu spät. "Ich weiß, ich bin inzwischen 32, aber ich fühle mich nicht so. Ich fühle mich immer noch spritzig und voll dabei", stellt Weimann klar.
Die Klausel als unverhoffter Glücksfall
Die ÖFB-Renaissance ist eigentlich erst Schritt Nummer zwei im Jahr 2024. Der erste Schritt, nämlich jener im Jänner nach fünfeinhalb Jahren bei Bristol zu West Bromwich Albion zu wechseln, war so gar nicht unbedingt geplant, könnte sich jedoch als Glücksfall erweisen.
"In Bristol ist es mir eigentlich gut gegangen, aber ich bin schon lange genug im Fußball und weiß, wie das ist. Da gab es halt diese Klausel", erläutert der Stürmer.
Diese Klausel besagte, dass sich sein im Sommer 2024 auslaufender Vertrag bei 25 Einsätzen automatisch verlängern würde. 20 davon waren bereits absolviert. Einsätze von Beginn an hätte es erst wieder gegeben, wenn Weimann die Klausel gestrichen hätte.
Der bevorzugte den Schritt zu West Brom - und findet sich mit dem Tabellenfünften im Aufstiegskampf wieder, anstatt mit Bristol (aktuell Rang 14) im Niemandsland mitzuspielen.
"...dann kann dort alles passieren"
"Für mich war es wichtig, dass ich wechsle und hoffentlich mehr Minuten bekomme", sagt Weimann nach je zwei Toren und Assists in neun Spielen für den neuen Arbeitgeber, "bei West Bromwich haben wir die Chance, dass wir aufsteigen. Hoffentlich kommen wir in die Playoffs."
113 Mal hat der Österreicher bereits in der Premier League gespielt, dazu starke 335 Mal in der Championship - nur drei nicht von den britischen Inseln stammende Kicker sind öfter in der zweithöchsten englischen Spielklasse aufgelaufen.
Noch besser wäre aber natürlich eine Rückkehr ins Oberhaus: "Durch den Wechsel bin ich der Premier League wieder näher gekommen, aber es wird noch sehr schwer werden, dass wir aufsteigen. Aber wenn wir es in die Playoffs schaffen, kann dort alles passieren."
Gut möglich, dass mit einem Aufstieg eine EURO-Teilnahme Hand in Hand gehen würde. Im Fußball ist es nie zu spät, "um einiges zu spielen" und sich Träume zu erfüllen.