Turbulente Monate haben wir derzeit aufgrund der Coronavirus-Pandemie wohl alle hinter uns.
Ausnahme-Kicker Marko Arnautovic sticht aber auch in diesem Punkt aus der Masse heraus. Der ÖFB-Teamstürmer und China-Legionär hat eine ziemliche Odyssee hinter sich, wie er am Samstagabend im „JM*pions TALK“ im Interview mit Tennis-Ass Jürgen Melzer verrät.
Mittlerweile weilt Arnautovic zwar endlich in Deutschland bei seiner Familie, davor hatte er aber einige Hürden zu überwinden.
Bereits Anfang Dezember sei der bei Shanghai SIPG unter Vertrag stehende 31-Jährige erstmals mit der Corona-Thematik in Berührung gekommen.
Viele Flüge, zwei Mal Quarantäne
„Damals begannen gerade die Qualifikationsspiele in der Asian Champions League. Die Thailänder sind nach langen Diskussionen dann doch zu uns gekommen und wir haben ohne Zuschauer gespielt. Danach wussten wir aber nicht mehr, wie es weitergeht“, erzählte Arnautovic.
„Präsident und Klub haben dann entscheiden, in Dubai weiter zu trainieren. Dort waren wir dann zwei Wochen. Dann bin ich nach Hause nach Deutschland geflogen und dann wieder für zehn Tage nach Dubai. Eigentlich hätten wir dann in Australien weiter machen sollen, aber da die Australier auch die Grenzen zugemacht haben, konnten wir das nicht machen. Deshalb bin ich wieder nach Deutschland, dann haben sie mir gesagt, dass ich besser nach Dubai kommen soll, weil es dort weniger Fälle geben soll. Dann war das Virus aber auch in Dubai und ich musste dort zwei Wochen in Quarantäne verbringen.“
Erst dann konnte Arnautovic wieder nach Deutschland zurückkehren, wo erneut zwei Wochen Heim-Quarantäne folgten. „Jetzt warte ich auf die Anweisungen, wann ich wieder nach China zurück soll.“
China startet am 20. Juni mit vollen Rängen
Denn die Zeit drängt. Im Gegensatz zu den europäischen Ligen gibt es in China bereits einen festen Plan: Am 20. Juni soll es in der Liga wieder losgehen. Geisterspiele werde es laut Arnautovic keine geben.
„Bei uns sind die Vereine schon seit drei, vier Wochen voll im Mannschaftstraining. So unwahrscheinlich es gerade klingt, in China ist komplett normales Leben. Alles hat offen, jeder geht arbeiten.“
Fit halten im „Home-Office”
Dementsprechend versucht sich Arnautovic so gut wie möglich fit zu halten. Richtig hart waren vor allem die zwei Wochen in der Heim-Quarantäne. „Die ganzen Kraft und Ausdauer-Übungen werden auch irgendwann langweilig. Nach 5, 6 Tagen siehst du nur mehr die Wände. Derzeit geh ich im Wald oder im Park laufen, um mich fit zu halten. Das ist eh derzeit das Einzige, was ich tun kann.“
Fast alle Spieler seien mittlerweile schon wieder in China. „15, 16 ausländische Spieler sind noch draußen“, so Arnautovic, der den Absprung nach Asien aufgrund der Quarantäne in Dubai verpasste, „Da durfte ich nicht aus meinem Zimmer raus.“
Ernsthaft Sorgen mache sich Arnautovic aber noch nicht. Sobald er wieder in China sei, wäre er in drei Wochen matchfit und bereit für 90 Minuten.
Arnautovic will fit für ÖFB-Team bleiben
Für den ÖFB-Teamkicker sei es besonders wichtig, dass er körperlich voll auf der Höhe bleibt. „Ich glaube, ich bin der einzige in der ganzen Liga, der noch in einem Nationalteam spielt. Deshalb muss ich schauen, dass ich mit fit halte und weiter meine Leistungen bringen kann“, verspricht er Teamchef Franco Foda.
Dass die EURO auf das kommende Jahr verschoben wurde, sei für Arnautovic „natürlich schmerzhaft. Nach den zwei Auftakt-Niederlagen in der Qualifikation haben wir toll gespielt und uns verdient qualifiziert. Aber was soll man machen. Gerade eben sind die EURO und auch kein Fußball wichtig. Die Leute müssen gesund bleiben“, haben sich auch bei Arnautovic die Prioritäten verschoben.
Kampfansage an Andreas Herzog
Nichtsdestotrotz ist die Vorfreude auf das zweite Fußball-Großereignis seiner Karriere nach der verpatzten EURO 2016 natürlich groß. Arnautovic hofft, aus der Premiere vor vier Jahren die richtigen Lehren gezogen zu haben.
„Wir waren damals höchst motiviert, aber wir waren sicherlich extrem nervös. Bei der Gruppen-Auslosung hatten wir auch nicht so viel Glück und es ist schließlich alles gegen uns gelaufen. Wenn der Stangenschuss von David (Alaba) im Auftaktspiel gegen Ungarn reingeht, schaut alles ganz anders aus.“
„Wir müssen 2021 einfach anders auftreten als in Frankreich und wir müssen mit der Nervosität besser umgehen. Dann schaut es bei der nächsten EURO nicht schlecht aus“, ist Arnautovic überzeugt.
An ein Ende seiner Team-Karriere denkt er übrigens noch lange nicht. Mit mittlerweile 85 Länderspielen fehlen „Arnie“ nur mehr 18 Partien auf Rekordspieler Andreas Herzog.
„Den Herzog schaff ich. Andi hofft wahrscheinlich, dass ich es nicht schaffe, ich schaffe es aber 100-prozentig“, stellt er eine klare Kampfansage, die wohl auch Teamchef Foda gerne hören wird.