Der seit Tagen andauernde Disput mit Everton-Coach Ronald Koeman wegen der verletzungsbedingten Absage von Mittelfeldspieler James McCarthy beschäftigt Irland 24 Stunden vor dem Spiel gegen Östereich immer noch.
Teamchef Martin O'Neill versucht die Situation zumindest mit Humor zu lösen. Gefragt, ob er Koeman anrufen würde, um den Streit zu beenden, erklärt er:
"Das würde ich, aber erst nachdem ich Donald Trump angerufen habe, um zu gratulieren, und Hillary, um mein Bedauern auszudrücken."
Man darf also getrost davon ausgehen, dass O'Neills Nummer nicht sobald auf Koemans Handy erscheint.
"Niederlage in Serbien ist nicht das Ende der Welt"
Bei seiner Abschluss-Pressekonferenz bringt der 64-Jährige jedoch auch ernst gemeinte Botschaften unters Volk, so bekundet er etwa trotz der zuletzt wenig zufriedenstellenden Ergebnisse seinen Respekt vor dem ÖFB-Team:
"Das ist immer noch eine sehr gute Mannschaft, auch wenn sie enttäuscht von der EURO heimgekommen sind, weil sie mehr erwartet haben. Aber man darf nicht vergessen, dass sie gegen den späteren Europameister Portugal ausgeschieden sind."
Auch bei einer Niederlage gegen Irland dürfe man Österreich nicht abschreiben, da danach noch einige Spiele zu absolvieren seien. Zum bisherigen WM-Qualifikations-Verlauf für Österreich meint O'Neill:
"Sie haben bereits den Sieg in Georgien, der wird sich noch als sehr wichtig herausstellen. Wales befindet sich gerade auf einem Höhenflug - ich denke, niemand von uns war überrascht, dass diese Partie Unentschieden ausgegangen ist. Nach der Niederlage in Serbien waren sie natürlich enttäuscht, aber dort zu verlieren ist nicht das Ende der Welt."
"Unser Schicksal entscheidet sich in Dublin"
Besonderen Respekt zeigt man in Irland vor Österreichs Heimstärke in Pflichtspielen. Ob daher bereits ein Remis ein hervorragendes Ergebnis sei?
"Ich wüsste nicht, wie man auf ein Unentschieden spielen soll. Weiß das irgendein Trainer? Das kann man nicht planen. Aber es würde bedeuten, dass wir über Weihnachten ungeschlagen bleiben würden. Im internationalen Fußball ist jeder Punkt, den man auswärts einfährt, enorm wichtig."
Nach dem 2:2 in Serbien, dem 1:0-Heimsieg gegen Georgien und dem 3:1 in Moldawien hält Irland derzeit bei sieben Punkten - drei mehr als die ÖFB-Elf. Nun wartet bereits das dritte Auswärtsspiel für die Insel-Kicker in dieser Qualifikations-Kampagne.
Entscheidend werden für O'Neill jedoch erst die Heimspiele im komenden Jahr: "Versteht mich nicht falsch, das Spiel in Österreich ist sehr wichtig. Aber unser Schicksal entscheidet sich erst 2017 mit den Heimspielen in Dublin."
"Am besten kenne ich Arnautovic"
Keine guten Erinnerungen an Österreich hat Seamus Coleman. Der irische Kapitän musste 2013 miterleben, wie das ÖFB-Team in beiden Duellen mit späten Toren zuschlug und so in Dublin ein 2:2 rettete und in Wien als 1:0-Sieger vom Platz ging:
"Österreich hat ein starkes Team, gegen das wir uns in der Vergangenheit schwer getan haben. Diese späten Gegentore waren damals schwer zu verdauen, aber wir haben uns erfangen und für die EM qualifiziert, was unsere Mannschaft noch mehr zusammengeschweißt hat."
Angesprochen auf rot-weiß-rote Kicker nennt der 28-Jährige jenes Duo, das man von Kontrahenten meist zu hören bekommt: "Marko Arnautovic ist logischerweise der Spieler, den ich am besten kenne, weil ich schon einige Male gegen ihn gespielt habe. Er ist ein starker Spieler. Außerdem haben sie mit David Alaba einen Weltklasse-Spieler. Es wird ein schweres Spiel für uns."
Als Everton-Profi sitzt Coleman übrigens zwischen den Stühlen im Disput zwischen seinem Teamchef und seinem Vereins-Coach. Seine diplomatische Reaktion: "Da mische ich mich nicht ein und konzentriere mich lieber auf Österreich."
Peter Altmann