Alessandro Schöpf war einer der wenigen EURO-Gewinner im ÖFB-Team, wartet jedoch nach wie vor auf einen ersten Pflichtspiel-Einsatz von Beginn an für Österreich.
"Ich warte auf meine Chance. Ich bin immer geduldig. Irgendwann wird sie auch kommen", ist sich der Schalke-Legionär sicher.
Die nächsten beiden Gelegenheiten bieten sich beim WM-Quali-Doppel gegen Wales und in Serbien: "Natürlich würde es mich freuen, wenn ich spielen darf. Der Trainer wird sicher die richtige Entscheidung treffen."
"Wir haben viele Spieler im Team, die den Anspruch haben, von Beginn an zu spielen. Das ist auch wichtig so. Deswegen gebe ich natürlich im Training Gas, um mich zu zeigen", erklärt der Tiroler weiter.
"Man kann auch von der Bank einiges bewirken"
Mit seinen 22 Jahren beherrscht Schöpf die Kunst der Sportler-Diplomatie längst wie ein alter Hase. Er weiß all die richtigen Dinge zu sagen.
Seine Geduld begründet er etwa wie folgt: "Wichtig ist, dass wir eine funktionierende Mannschaft haben und dass jeder seinen Teil dazu beitragen kann. Es können nur elf Spieler von Beginn an auflaufen. Man kann auch von der Bank aus noch einiges bewirken. Deswegen liegt die Entscheidung natürlich beim Trainer."
Teamchef Marcel Koller entschied sich zuletzt stets dafür, den Mittelfeldspieler als Joker ins Spiel zu bringen. Bei der EM schoss er als solcher gegen Island das einzige rot-weiß-rote Turnier-Tor. Den Ankick erlebte er nur bei einem Länderspiel auf dem Feld - beim 2:1 im Test gegen Malta, bei dem er auch einen Treffer beisteuerte. Bei allen sieben weiteren ÖFB-Matches, für die er nominiert war, kam er zwar zum Einsatz, aber jeweils erst im Laufe der Partie.
Schöpfs großes Problem
Schöpfs großes Problem bezüglich seiner Startelf-Ambitionen ist der harte Konkurrenzkampf auf jenem Gebiet, für das er eingeplant ist.
Gegen Wales gilt es nach der Absage von Martin Harnik den Job am rechten Flügel nachzubesetzen - genau jene Position, auf der er sich zuletzt auf Schalke einen Platz in der Stammelf erkämpft hat.
Im Nationalteam gilt er jedoch als Spieler fürs Zentrum, sowohl offensiv wie defensiv - und hat somit mit Zlatko Junuzovic, David Alaba und Kapitän Julian Baumgartlinger drei hochkarätige Platzhirsche vor sich.
"Der Teamchef sieht mich zentral"
"Der Teamchef spricht natürlich sehr viel mit mir. Er sieht mich eher zentral. Wer jetzt dann spielt, wird man eh sehen. Ich bin natürlich flexibel einsetzbar, von dem her macht es mir nichts aus, wo ich spielen würde", betont Schöpf.
Seine Lieblings-Position sei auch jene im Zentrum, gibt der Tiroler zu. Favorit als Harnik-Ersatz ist Marcel Sabitzer. Aber wer weiß, vielleicht weiß Koller mit einem Abrücken von seiner üblichen Linie zu überraschen.
Sabitzer und Schöpf vereint, dass sie zuletzt in der deutschen Bundesliga positive Schlagzeilen geschrieben haben. Letzterer war Teil jener königsblauen Elf, die am Sonntag mit einem klaren 4:0 endlich den ersehnten ersten Saison-Sieg für Schalke eingefahren hat. Am Donnerstag feierte man in der Europa League den souveränen 3:1-Heimsieg gegen Red Bull Salzburg.
"Fußball ist oft eine Momentaufnahme"
Man kann von gutem Timing sprechen, genau jetzt, wo der Turnaround geglückt scheint, in die Startelf gerückt zu sein. Zumindest würde es sich gut anfühlen: "Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass wir erfolgreich sind. Wichtig ist, dass die Mannschaft funktioniert. Nur so kann jeder einzelne Spieler funktionieren - und in den letzten zwei Spielen habe ich auch ganz ordentlich funktioniert."
Dass er zuvor nicht funktionieren "durfte", überraschte nach der guten Darbietung bei der EURO. Schalkes neuer Coach Markus Weinzierl verzichtete jedoch in den ersten Wochen dieser Spielzeit weitestgehend auf seine Dienste ("Wir haben einen großen Kader. Es ist nicht immer einfach für den Trainer"). Wie er mit einem solchen Wechselbad der Gefühle umgeht?
"Fußball ist oft eine Momentaufnahme. Man muss immer wieder seine Leistungen abrufen. Am Anfang der Saison ist es nicht optimal für mich gelaufen, genausowenig für die Mannschaft auf Schalke. Wir haben die ersten fünf Spiele in der Liga verloren. Aber jetzt haben wir mit dem 4:0 gegen Gladbach ein Ausrufezeichen gesetzt."
Mediale Abschottung
Eine lehrreiche Erfahrung war der Fehlstart aber allemal. Gerade in einem Umfeld wie in Gelsenkirchen kann die mediale Kritik recht heftig werden, wenn es nicht läuft.
Schöpf setzt diesbezüglich auf die Strategie, sich abzuschotten: "Ich bin der Typ, der wenig Zeitung liest und sich wenig vom Medialen beeinflussen lässt. Oft ist es wichtig, dass man das ausblendet und nicht immer alles mitbekommt."
Positive Schlagzeilen liest man natürlich viel lieber. Vielleicht schreibt Schöpf selbige bald auch wieder für Österreich.
Peter Altmann