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Baumgartner: "Nicht alles, wie ich es mir vorgestellt habe"

Für Österreichs Fußballer des Jahres lief es in diesem Jahr nicht immer nach Wunsch, die Auszeichnung sieht er als Belohnung für seine "harte Arbeit".

Baumgartner: Foto: © GEPA

Nach Jahren der Dominanz von David Alaba hat Christoph Baumgartner das Zepter übernommen. Der 25-Jährige wurde von den Bundesliga-Trainern erstmals zu Österreichs "Fußballer des Jahres" gewählt.

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Im Interview mit der APA sprach er unter anderem über die Bedeutung dieser Auszeichnung, seine Bilanz dieses Jahres, die ÖFB-Turbulenzen und seine nicht immer leichte Zeit in Leipzig.

Frage: Was bedeutet Ihnen die Ehrung als "Fußballer des Jahres"?

Baumgartner: Das freut mich sehr und erfüllt mich mit Stolz. Es ist eine Auszeichnung für meine harte Arbeit und meine Leistungen. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Wir haben viele sehr gute Spieler in Österreich und in der Liga, deshalb freue ich mich besonders, dass ich ausgewählt wurde.

Frage: Ist Ihre Wahl auch ein Zeichen für einen sich anbahnenden Generationswechsel im Nationalteam? Langjährige Schlüsselspieler wie David Alaba, Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer haben ihren 30. Geburtstag schon hinter sich.

Baumgartner: Diese Jungs sind nach wie vor unfassbar wichtig für uns. David hat uns in diesem Jahr wegen seiner Verletzung leider nicht helfen können, sonst hätte er mit Sicherheit auch gute Chancen auf den Preis gehabt. So ehrlich muss man sein, David ist über Jahre hinweg der beste Spieler in Österreich. Ich hoffe, dass er so schnell wie möglich zurück ist. Marcel hatte ein super Jahr, war im Champions-League-Finale und hat im Team starke Leistungen gebracht, genauso wie Marko, der uns sehr hilft und wichtige Tore schießt. Doch natürlich freut es mich auch, dass es ein Jüngerer geschafft hat, den Titel zu holen. Auf jeden Fall ist es eine Auszeichnung, die man nicht alleine gewinnt, sie kommt nur durch die Unterstützung von den anderen Jungs auf dem Platz zustande.

"Wir haben in Österreich schon die Mentalität, dass viele auch schnell mal das Negative suchen, doch das war meiner Meinung nach in diesem Jahr anders."

Christoph Baumgartner über die Fußball-Euphorie in Österreich

Frage: Wie lautet Ihr persönliches Resümee des Jahres 2024?

Baumgartner: Man würde es vielleicht nicht denken, wenn man so eine Auszeichnung gewinnt: Doch es war ein Jahr mit Höhen, aber auch Tiefen. Es war sicher noch nicht alles so, wie ich es mir vorgestellt habe. Speziell im Team waren meine Leistungen ziemlich gut, doch es hat auch negative Momente gegeben wie das Türkei-Spiel bei der EM mit meiner vergebenen Chance. Bei Leipzig war es speziell zu Beginn schwieriger, als ich weniger gespielt habe. Jetzt spiele ich mehr und versuche, im Verein an die Leistungen im Nationalteam anzuknüpfen, dann werde ich hoffentlich 2025 noch mehr Höhen erleben als 2024.

Frage: Überwiegt in puncto Nationalteam die Freude über das Erreichte oder die Wehmut darüber, dass man noch erfolgreicher hätte sein können?

Baumgartner: Es überwiegt das Positive. Wir haben ein Mindset entwickelt, dass wir nicht schnell zufrieden sind, deshalb wissen wir, dass noch mehr möglich gewesen wäre. Das Ausscheiden gegen die Türkei tut nach wie vor weh und wird immer wehtun. Aber wir haben es geschafft, das ganze Land hinter uns zu bringen. Wir haben in Österreich schon die Mentalität, dass viele auch schnell mal das Negative suchen, doch das war meiner Meinung nach in diesem Jahr anders.

"Jetzt geht es darum, das Bestmögliche für den österreichischen Fußball herauszuholen. Jeder muss sein Ego hinten anstellen, es geht nur um den Erfolg, das muss jeder in seinem Kopf haben."

Christoph Baumgartner über die Streitigkeiten beim ÖFB

Frage: 2024 ist auch ÖFB-intern viel passiert. Wie beurteilen Sie die Vorgänge der vergangenen Wochen und Monate?

Baumgartner: Natürlich ist das, was passiert ist, nicht gut für den österreichischen Fußball. Solche Schlagzeilen oder Machtkämpfe tun nie gut. Jetzt geht es darum, das Bestmögliche für den österreichischen Fußball herauszuholen. Jeder muss sein Ego hinten anstellen, es geht nur um den Erfolg, das muss jeder in seinem Kopf haben. Wenn wir das hinkriegen, wird es eine positive Entwicklung geben. Das steht über allem. Es geht um Leistung und darum, dass wir bestmögliche Voraussetzungen dafür haben, Spiele zu gewinnen.

Frage: Der neue ÖFB-Präsident Wolfgang Bartosch hat sich zuletzt auch mit Blick auf Wortmeldungen von Spielern öffentliche Zurückhaltung gewünscht. Haben Sie dafür Verständnis?

Baumgartner: Jeder darf seine Meinung haben. Für uns Spieler geht es vor allem um den sportlichen Erfolg. Wir haben ganz offen und ehrlich Sachen angesprochen, so wie wir sie wahrgenommen haben. Es ist uns nur um die Personalie Bernhard Neuhold gegangen, die für uns sehr wichtig ist. Wir haben nie jemanden persönlich angegriffen, es war aus meiner Sicht immer sachlich und respektvoll.

Frage: Die Querelen im ÖFB werden sich möglicherweise noch monatelang hinziehen. Besteht die Gefahr, dass sich dieser Zustand auf die Leistung des Teams auswirken könnte?

Baumgartner: Das glaube ich nicht. Am Ende liegt es an uns, unsere Leistung auf den Platz zu bringen. Irgendwann ist es auch nicht mehr unser Thema als Spieler. Wir haben unsere Meinung geäußert, weil wir glauben, dass das unser Recht und unsere Pflicht ist. Wir spielen teilweise in den besten Clubs der Welt, wir sehen tagtäglich Strukturen auf absolutem Topniveau. Der ÖFB ist in vielen Bereichen wie zum Beispiel beim Trainerstab auf einem guten Weg, aber es gibt definitiv Punkte, wo Potenzial besteht. Es gilt, bestmögliche Strukturen zu schaffen, auch damit der Nachwuchs und die Frauen erfolgreich performen können. Für den ÖFB ist es natürlich wichtig, dass wir als A-Team erfolgreich sind. Das ist wichtig für die Reputation unseres Landes und unseres Verbandes. Wir wollen das Beste für den ÖFB.

"Ich merke, dass ich in Leipzig noch nicht immer so an meine Nationalteam-Leistungen anknüpfen konnte. Aktuell komme ich über sehr viel Arbeit und Energie und möchte es nun dazu auch über den Spielwitz machen, wie man es aus dem Team kennt."

Christoph Baumgartner über seine Rolle bei RB Leipzig

Frage: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation bei Ihrem Klub RB Leipzig?

Baumgartner: Wir sind sehr ordentlich in die Saison gestartet, waren in den ersten acht, neun Spielen an den Bayern dran. Derzeit haben wir viele Verletzte. Es fällt jeder Mannschaft schwer, das aufzufangen, auch wenn wir einen guten Kader haben.

Frage: Vor dieser Saison wollten Sie Ihre Position bei Leipzig festigen und verbessern. Ist Ihnen das bisher gelungen?

Baumgartner: Das kann man noch besser im neuen Jahr bewerten. Aktuell ist es so, dass wir auf meiner Position dünn besiedelt sind, so ehrlich muss ich sein. Ich merke, dass ich in Leipzig noch nicht immer so an meine Nationalteam-Leistungen anknüpfen konnte. Aktuell komme ich über sehr viel Arbeit und Energie und möchte es nun dazu auch über den Spielwitz machen, wie man es aus dem Team kennt.

Frage: Hat das auch mit Ihrer im Vergleich zum ÖFB-Team anderen Position zu tun?

Baumgartner: Die Position soll und darf keine Ausrede sein. Natürlich bin ich im Team oftmals in einer noch offensiveren Position im Umschaltspiel, aber ich spiele auch bei Leipzig eine coole offensive Rolle. Am Ende liegt es an mir. Ich bekomme viel Vertrauen vom Trainer und möchte es zurückzahlen.

Frage: Verfolgen Sie einen konkreten Karriereplan?

Baumgartner: Ich bin sehr glücklich in Leipzig. Der Klub ist seit Jahren Stammgast in der Champions League und spielt um Titel.


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