Das neue Jahr wird im ÖFB wohl so beginnen, wie das alte geendet hat - mit einer turbulenten Präsidiumssitzung.
Bei dem Treffen am Freitagnachmittag in einem Wiener Hotel sind heiße Diskussionen garantiert, immerhin geht es unter anderem um eine mögliche Rücknahme der Kündigungen von Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold. Der aktuelle Verbandsboss Wolfgang Bartosch bestätigte dieses Ansinnen gegenüber der APA. Ob es dafür eine Mehrheit geben wird, ist allerdings offen.
Das Verhältnis zwischen Geschäftsführer Neuhold und Generalsekretär Hollerer, den operativen Chefs des größten Sport-Fachverbandes Österreichs, ist seit Jahren zerrüttet, eine gewisse Lähmung des Verbands ist die Folge.
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Bartoschs Vorgänger Klaus Mitterdorfer entschloss sich nach langem Zaudern und unter lautem Getöse im vergangenen Oktober, beide zu kündigen. Wirksam wird die Kündigung mit 31. Mai. 13 Tage zuvor steigt aber in Bregenz die ÖFB-Hauptversammlung, in deren Rahmen die Strukturreform beschlossen werden soll.
Für Bartosch ist dieses zeitliche Korsett zu eng, er will sich Luft verschaffen, indem er Hollerer und Neuhold zumindest vorerst in ihren Funktionen belässt. Dies sorgt wiederum für Unmut innerhalb des Präsidiums, schließlich hatte man sich erst vor gut drei Monaten zu einer salomonischen Lösung des Problems, das den Verband entzweit, durchgerungen.
Bartosch: "Geht um Handlungsfähigkeit des ÖFB"
Die Rücknahme der Kündigungen steht nicht auf der Tagesordnung der Präsidiumssitzung. Gut möglich, dass es gar nicht zur Abstimmung darüber kommt, sollte sich herausstellen, dass sich dafür keine Mehrheit findet. Dann wäre der Status quo wohl zumindest bis März einzementiert.
"Aber wenn ich eine Mehrheit orte, ziehe ich es durch. Es geht um die Handlungsfähigkeit des ÖFB", sagte Bartosch, wohlwissend, dass diese Vorgehensweise mancherorts für Kopfschütteln sorgen könnte. "Dann nehme ich den Shitstorm auf mich. Ich weiß, dass die Rücknahme der Kündigungen wieder ein Schritt zurück ist, aber den mache ich gerne, wenn ich danach drei nach vorne machen kann."
Definitiv auf der Tagesordnung steht die Einsetzung eines Wahlausschusses, der voraussichtlich bis März einen neuen Präsidenten (beziehungsweise Aufsichtsratsvorsitzenden, wie die korrekte Amtsbezeichnung nach der Reform lauten dürfte) finden soll. Bartosch fungierte bei den vergangenen ÖFB-Präsidentenwahlen als Wahlausschuss-Vorsitzender, wird dieses Amt diesmal jedoch nicht bekleiden.
Er selbst bezeichnete einen Verbleib in seiner aktuellen ÖFB-Cheffunktion über den 18. Mai hinaus als unrealistisch. "Ich sehe mich nur als Joker im Hintergrund", erklärte Bartosch. Sein Job solle "voraussichtlich von einer externen Person" übernommen werden, "die von einer breiten Basis getragen wird".
CEO und Stellvertreter werden ÖFB künftig führen
Wer auch immer diese Person sein wird - sie oder er wird maßgeblich in die Suche nach dem neuen CEO eingebunden sein. Offiziell inthronisiert werden beide dann am 18. Mai, so Bartoschs Plan. Die von Mitterdorfer initiierte Variante eines Dreiervorstands mit einem CEO und zwei darunter angesiedelten Geschäftsführern dürfte nicht kommen.
"Das war nicht ganz ausgegoren und zu voreilig", meinte Bartosch. Wahrscheinlich wird die operative Führung des Verbands künftig in den Händen des CEO und eines Stellvertreters liegen.
Abseits aller Personalspekulationen geht es am Freitag auch um das Budget für 2025. Zudem werden sich Sebastian Prödl (Sportlicher Leiter Nachwuchs), Peter Perchtold (U21-Teamchef) und Alexander Schriebl (Frauen-Teamchef) dem höchsten ÖFB-Gremium präsentieren. Ein Erscheinen von A-Teamchef Ralf Rangnick war ein Thema, der Deutsche sagte jedoch ab.