Es war das erste Ausrufezeichen, das Christoph Baumgartner in der Teamchef-Ära von Ralf Rangnick setzen konnte.
Der Hoffenheim-Legionär bejubelte beim 1:3 gegen Kroatien in der 9. Minute per Kopf den zwischenzeitlichen Ausgleich.
"Ich habe schon ein paar Tore mit dem Kopf gemacht, auch in der Liga. Also ganz blind bin ich nicht mit dem Kopf", kontert der Niederösterreicher den Hinweis, dass dies normal nicht seine ganz große Stärke sei.
"In dieser Situation war ohnehin nicht viel anderes möglich. Ich muss versuchen, ihn aufs lange Eck zu verlängern. Das ist mir sehr gut gelungen. Es war eine super Flanke von 'Sabi', wo ich wirklich nur mehr den Kopf hinhalten und ihn setzen muss", schildert Baumgartner sein Tor.
Leider konnte der 23-Jährige dennoch nicht zufrieden sein - und das nicht nur wegen der Niederlage.
Eine falsche Entscheidung
Denn noch im Laufe der ersten Halbzeit hätte er sich zum Doppelpackschützen krönen müssen, vergab jedoch seine Top-Chance.
"Ich müsste einfach nur mehr oder weniger ins kurze Eck reinpassen, der Torhüter bietet mir das kurze Eck an. Ich treffe eine falsche Entscheidung und schieße ins lange", ärgert sich Baumgartner.
Sein persönliches Fazit fällt daher bescheiden aus: "Es freut mich natürlich, dass ich das Tor gemacht habe, aber im Endeffekt kann ich mir nicht viel davon kaufen. Wenn ich den zweiten reingehaut hätte, könnten wir wahrscheinlich alle jubeln. Das ist mir leider nicht gelungen. Deswegen bin ich trotz allem nicht so glücklich."
Unglücklicher Juni-Lehrgang
Generell präsentierte sich Baumgartner in Spiellaune und zeigte, wie wertvoll er für das Nationalteam sein kann.
Nach seinem A-Team-Debüt im Herbst 2020 etablierte er sich rasch als Stammspieler. Ein Nimbus, den er unter Rangnick vorerst verloren hat.
"Wenn er seine technischen Voraussetzungen mit einer gewissen Grundaggressivität paart und auch mit einem aggressiven Spiel gegen den Ball, ist er sicherlich ein Spieler, der bei uns in der Startelf stehen kann."
"Der erste Lehrgang war sehr unglücklich für mich", erinnert sich Baumgartner an den Juni zurück, "ich bin krank hingekommen und dann im Lehrgang noch mal erkältet gewesen. Ich war einfach körperlich nicht auf der Höhe. Deswegen war es absolut verständlich, dass ich sehr wenig gespielt habe."
Konkret kam er zu einer Einwechslung und einem Startelf-Einsatz, der jedoch nach 45 Minuten bereits wieder beendet war.
Rangnick: "Richtigen Fingerabdruck hinterlassen"
"Ich glaube, heute habe ich schon gezeigt, dass ich der Mannschaft helfen kann", unterstreicht Baumgartner, "ich bin sehr, sehr gut drauf und hatte auch in der Bundesliga einen sehr starken Saison-Start."
Zwei Tore und ein Assist stehen in Hoffenheim nach sieben Bundesliga-Matches für ihn zu Buche.
"'Baumi' ist absoluter Stammspieler in Hoffenheim, hat dort schon einige gute Spiele gemacht, einige Tore geschossen und auch Assists zu Toren gegeben", meint Rangnick, dem gefiel, was er gegen Kroatien von Baumgartner sah:
"Er hat mir über 60 Minuten richtig gut gefallen. Er kann und muss vielleicht sogar auch noch das zweite Tor machen, normalerweise verwertet er diese Bälle. Aber er hat insgesamt einen richtigen Fingerabdruck auf dem Spiel hinterlassen, war an vielen guten Situationen beteiligt."
Teamchef fordert mehr Aggressivität
Gleichzeitig weiß der Teamchef auch, woran sein Schützling noch arbeiten muss: "Wenn er seine technischen Voraussetzungen mit einer gewissen Grundaggressivität paart und auch mit einem aggressiven Spiel gegen den Ball, ist er sicherlich ein Spieler, der bei uns in der Startelf stehen kann."
Man kann dies durchaus als Indiz dafür deuten, warum sich der Niederösterreicher derzeit nicht in der Riege der unumstrittenen Stammkräfte befindet.
Sich dort wieder zu etablieren, ist das logische Ziel des inzwischen einzigen Hoffenheim-Profis im A-Team. Stefan Posch ist zu Bologna abgewandert, der nicht nominierte Florian Grillitsch ist nach langer Vereins-Suche bei Ajax Amsterdam untergekommen.
Baumgartner vermisst seine Landsleute durchaus: "Ich freue mich für die Jungs, wenn sie Transfers machen, die ihnen gut tun. Für mich ist ein kleiner Wermutstropfen dabei, weil es immer lustig war, tagtäglich mit ihnen zusammen zu sein. Aber ich gönne ihnen alles und hoffe, dass sie fleißig zum Spielen kommen und sich gut weiterentwickeln. Dann sehen wir uns eh immer wieder beim Team und das Wiedersehen wird umso herzlicher."