Er sei einfach zwei Mal richtig gestanden.
Über den Helden des Abends bei Österreichs so wichtigem 2:0-Sieg gegen Schweden (Spielbericht>>>) muss man nicht lange debattieren. Matchwinner Christoph Baumgartner staubte zwei Mal gekonnt ab, ehe er sich zum Torjubel über die Bande verabschiedete.
"Beim ersten reagiere ich richtig gut und schnell. Es war ein super Abschluss von Flo Grillitsch, der Tormann hält gut, aber beim Abpraller bin ich da", schildert der 23-Jährige das erlösende 1:0 in Minute 81 und meint zur Entscheidung in Minute 89:
"Es war eine Drei-gegen-Zwei-Situation, nicht gut ausgespielt von mir, kein guter Ball auf 'Gregerl', der jedoch trotzdem ordentlich abschließt - und dann springt er mir halt auf den Kopf. Der Ball ist relativ schnell gekommen, ich hatte nicht mehr so viel Zeit."
Rangnicks Vertrauen zurückgezahlt
In der internen ÖFB-Schützenliste dieser EM-Qualifikation hat Baumgartner mit seinen Treffern zwei und drei somit mit Michael Gregoritsch gleichgezogen.
Insgesamt war es im 29. Länderspiel bereits sein zehnters Tor. Gerade aus der zweiten Reihe ist Österreich nicht mit einem Überangebot an torgefährlichen Akteuren gesegnet. Dieser Torriecher hebt den Niederösterreicher sicherlich hervor und war womöglich auch ein Mitgrund, weshalb er so spät im Spiel noch am Platz stand.
Denn allzu happy mit seiner Leistung abseits der Treffer war der Noch-Hoffenheim-Legionär nicht: "Ich kann definitiv besser spielen. Aber ich habe alles reingehaut und am Ende des Tages wird man dafür belohnt. Manchmal geht es schneller, manchmal dauert es länger, aber diese zwei Tore machen mich extrem glücklich und stolz."
Denn: "Länderspiel-Tore sind immer etwas Besonderes. Ein Doppelpack in einem Quali-Spiel spricht für sich, das ist ein Riesen-Gefühl. Ich habe nicht mein bestes Spiel gemacht, habe aber trotzdem viel Vertrauen vom Trainer gekriegt. Er hat mich drauf gelassen und das habe ich glaube ich zurückgezahlt."
Rangnick: "Auf der letzten Rille"
Teamchef Ralf Rangnick freute sich sehr mit Baumgartner, auch ob des späten Zeitpunkts der Siegtreffer: "Ich glaube, dass er heute auf der letzten Rille gelaufen ist, aber es ist eine große Stärke von ihm, dass er trotzdem bis zum Schluss durchhält."
Eine weitere große Stärke des zweifachen Torschützen ortet der 64-Jährige "zwischen den seitlichen Sechzehnern. Er hat sehr viele Situationen genau in diesem Bereich, in den Halbräumen, weil er die unglaublich gut lesen kann".
"Auch wenn er vielleicht in der Endgeschwindigkeit kein Kylian Mbappe ist, macht er es trotzdem mit einer enormen Zielstrebigkeit, er wird mit dem Ball nicht langsamer."
Baumgartner brauchte nach dessen Amtsantritt ein wenig, bis er sich das Vertrauen des Deutschen erarbeitet hat, aber inzwischen versäumt er kaum eine Minute.
"Auch wenn er vielleicht in der Endgeschwindigkeit kein Kylian Mbappe ist, macht er es trotzdem mit einer enormen Zielstrebigkeit, er wird mit dem Ball nicht langsamer. Deshalb ist er für uns genau in der Position, in der er gerade spielt, in dieser Halbspur auf der Zehn, so wertvoll", erläutert Rangnick.
Warum es ein Geduldsspiel wurde
Auch von Kapitän David Alaba gibt es Lob: "'Baumi' ist ein sehr ehrgeiziger Spieler, der wirklich bis zur letzten Minute alles reinhaut. Heute hat er sich selbst und uns alle für die harte Arbeit belohnt. Dafür sind wir sehr dankbar."
Warum man den Lohn für die harte Arbeit eher spät eingefahren habe? Baumgartner: "Gerade im letzten Drittel waren wir nicht sauber genug. Es wäre vor allem in der zweiten Hälfte öfter möglich gewesen, relativ einfach über außen durchzukommen. Aber da haben wir die letzte Präzision vermissen lassen."
Gleichzeitig habe man trotzdem konsequent Druck aufgebaut: "Die Schweden haben auch gemerkt, dass es schwer wird, die Null über die Bühne zu bringen. Am Ende des Tages brauchst du vielleicht auch einen Ticken Glück in Form eines Abprallers."
Die Basis sei jedoch gewesen, dass man selbst kompakt gestanden sei und lange die Null gehalten habe: "Das gibt einer Offensive Sicherheit. Auch wenn wir nicht unser Top-Top-Top-Spiel gemacht haben, wissen wir einfach, dass wir offensiv sehr viel Qualität haben und immer noch etwas kreieren können."
"...dann werden wir dabei sein"
Kreiert wurde spät, aber doch gegen den schwedischen Torhüter Robin Olson, der einen ausgezeichneten Arbeitstag erwischt hat. "Er hat eine überragende Partie gemacht", gratuliert auch Baumgartner, "er hält auch vor den beiden Toren jeweils ganz gut, aber wenn einer richtig steht, hast du halt auch als Tormann mal Pech."
Baumgartner zieht jedenfalls den Hut vor der kompletten ÖFB-Mannschaft für die Willensleistung: "Diese Moral, diese Energie, und das am Ende seiner so langen Saison bei diesen Temperaturen... Das war ein sehr guter und wichtiger Schritt."
Damit ist logischerweise die EURO 2024 in Deutschland gemeint. Natürlich habe das ÖFB-Team noch einige schwere Spiele vor sich:
"Die müssen wir ordentlich bestreiten, dann werden wir dabei sein. Davon gehe ich auch aus, weil wir einfach die Qualität haben und eine gute Truppe sind. Wie man heute gesehen hat, können wir auch enge Spiele auf unsere Seite ziehen."
Erst mal abschalten
Die EM würde Baumgartner im Falle einer Qualifikation dann schon als Spieler von RB Leipzig bestreiten, der rot-weiß-rote Rekord-Transfer steht unmittelbar bevor, ist allerdings noch nicht offiziell.
Jetzt steht erst einmal der Urlaub an: "Ich freue mich, jetzt einmal ein bisschen abschalten zu können. Mit so einem Spiel kann man natürlich in die Pause gehen."
@laola1 Auch Doppeltorschütze Baumgartner, Alaba und Seiwald gefällt die neue Torhymne. 😎🙌 Für Marko Arnautovic zählt nur das Tor, welche Musik danach läuft ist dem Goalgetter relativ egal 🤩⚽️ Wie seht ihr das? 👀 #laola1 #l1 #wirlebensport #torhymne #seiwald #baumgartner #alaba #arnautovic ♬ original sound - Laola1.at das Sportportal
