Ein mögliches ÖFB-Debüt wäre so oder so emotional. Sollte es in Schottland über die Bühne gehen, wäre es für Daniel Bachmann möglicherweise sogar noch eine Spur spezieller.
Schließlich geht es in die alte Heimat.
"Ich freue mich, wieder einmal in Glasgow zu sein. Ich habe ja in Glasgow gewohnt, als ich bei Kilmarnock gespielt habe. Es ist eine sehr coole Stadt, an die ich sehr gute Erinnerungen habe - und den Trainer kenne ich ja auch ganz gut", erklärt der Watford-Legionär im Gespräch mit LAOLA1.
Ganz gut kennen kann man so stehen lassen. Es war mit Steve Clarke der heutige Teamchef Schottlands, der den Wiener in der Saison 2018/19 leihweise von Watford zu Kilmarnock gelotst hat.
"Wir hatten eine erfolgreiche Zeit zusammen", erinnert Bachmann an den doch überraschenden dritten Platz am Saisonende, den Clarke im Mai 2019 zu einem Vertrag als ranghöchster Coach seiner Heimat umgemünzt hat.
Wenn Clarke in den Raum kommt
Man sieht sich immer zwei Mal im Leben.
In 28 Pflichtspielen schenkte Clarke dem österreichischen Keeper in der damaligen Spielzeit das Vertrauen, in beeindruckenden 14 davon spielte Kilmarnock zu Null.
"Er ist sehr introvertiert, aber wenn er in den Raum kommt, weißt du, dass er da ist, auch wenn er sehr ruhig ist", beschreibt Bachmann seinen früheren Förderer, "er hat den Respekt von jedem Spieler und Funktionär genossen. Er hatte natürlich auch eine sehr erfolgreiche Karriere als Spieler, vor allem bei Chelsea, und war auch als Trainer sehr erfolgreich."
Als Aktiver war der heute 57-Jährige von 1987 bis 1998 genau 300 Mal für Chelsea im Einsatz. Sein letztes Karrierespiel war der 1:0-Sieg im Finale des Pokals der Pokalsieger gegen den VfB Stuttgart - damals mit ÖFB-Legionär Franz Wohlfahrt im Tor und einem gewissen Joachim Löw auf der Betreuerbank.
An der Seite von Mourinho, Benitez und Co.
Noch im Sommer 1998 startete Clarke seine Karriere als Co-Trainer - und diese Bezeichnung kann man durchaus gelten lassen, schließlich arbeitete er in den folgenden eineinhalb Jahrzehnten hauptsächlich in der zweiten Reihe. Erst bei Newcastle, dann bei Chelsea, West Ham und Liverpool, und stets an der Seite von klingenden Namen.
"Über Mourinho haben wir, ehrlich gesagt, nicht gesprochen, dafür über Petr Cech. Der war damals bei Chelsea einer der besten Tormänner der letzten 20 Jahre, natürlich haben wir uns also über ihn unterhalten."
Die Liste seiner Bosse in chronologischer Reihenfolge: Ruud Gullit, Bobby Robson, Jose Mourinho, Avram Grant, Luiz Felipe Scolari, Kenny Dalglish, Roy Hodgson, Rafa Benitez und ein wenig später bei Aston Villa Roberto Di Matteo.
Besonders stechen die 184 Spiele als Assistent von Mourinho bei Chelsea ins Auge.
"Er hat unter den besten Trainern der Welt gearbeitet", honoriert Bachmann, "aber über Mourinho haben wir, ehrlich gesagt, nicht gesprochen, dafür über Petr Cech. Der war damals bei Chelsea einer der besten Tormänner der letzten 20 Jahre, natürlich haben wir uns also über ihn unterhalten."
EUROphorie in Schottland
Dass Clarke nun auch als Teamchef reüssiert, kommt für Bachmann nicht überraschend: "Mit Schottland das erste Mal seit knapp 25 Jahren ein Turnier zu erreichen, ist eine starke Leistung."
Vor der Teilnahme an der EURO in diesem Jahr war Schottland bei der WM 1998 in Frankreich letztmals für ein Großereignis qualifiziert.
"In Schottland herrscht auf jeden Fall Euphorie. Die Qualifikation für die EM ist eine Riesen-Sache für ein begeistertes Fußball-Land wie Schottland. Entsprechend gehen sie natürlich auch mit großer Euphorie in die WM-Qualifikation."
Wiedersehen mit vertrauten Gesichtern
Als Vertreter von Auftakt-Gegner Österreich trifft Bachmann am Donnerstag auch spielerseitig auf einige ihm sehr vertraute Gesichter.
"Ich kenne einige Spieler aus der schottischen Mannschaft. Mit Greg Taylor, der jetzt bei Celtic spielt, habe ich damals bei Kilmarnock zusammengespielt, genauso mit Stephen O'Donnell von Motherwell", erinnert sich der Goalie, der zudem schon gegen zahlreiche Kadermitglieder gespielt hat:
"Ich kenne einige ihrer Spieler aus der Championship, zum Beispiel Stürmer Lyndon Dykes. Die großen Spieler aus der Premier League wie Andrew Robertson, Scott McTominay oder Che Adams kennt man sowieso."
Trotz einiger bekannter Akteure sieht Bachmann Österreich qualitativ im Vorteil: "Mit der vollen Truppe haben wir den besseren Kader. Dennoch: Sie haben Weltklasse-Spieler in der Mannschaft, agieren sehr physisch, sind in der Luft sehr zweikampfstark. Das wird sicher kein leichtes Spiel!"
Alles dafür tun, um Foda zu überzeugen
Vor der Rückkehr nach Glasgow ist der 26-Jährige am Sonntag von London nach Bratislava geflogen und von dort nach Wien weitergereist. Die erstmalige A-Team-Nominierung unter Teamchef Franco Foda ist für Bachmann selbstredend eine Chance, die er nützen möchte.
"Ich will natürlich spielen, so wie jeder andere Spieler auch. Sonst wäre ich im falschen Job. Beim Verein habe ich meine Leistungen gebracht. Im Endeffekt wird der Trainer entscheiden, wer spielt, aber ich gebe Gas und werde alles dafür tun, dass er sich für mich entscheidet", verspricht der Watford-Legionär.
Seit er im Jänner nach langer Wartezeit zur Nummer eins beim Championship-Verein avanciert ist, läuft es bestens. Zwölf von 16 Liga-Spielen mit ihm als Rückhalt wurden gewonnen, neun Mal spielte der Tabellen-Zweite dabei zu Null. Der Wiederaufstieg in die Premier League ist realistisch.
Kein Kommentar zu den Stankovic-Diskussionen
Während Bachmann erstmals seit 2017 im ÖFB-Aufgebot steht, findet sich Salzburg-Torhüter Cican Stankovic nur mehr auf Abruf wieder, was einige Diskussionen ausgelöst hat.
"Ich habe mitgekriegt, dass Cican Stankovic sich geäußert hat. Jeder kann entscheiden, wie er mit Entscheidungen umgeht, aber ich habe die Debatte nicht wirklich verfolgt", erklärt der Schlussmann, der betont:
"Ich schaue auch eher auf mich, alles andere kann ich sowieso nicht beeinflussen. Im Endeffekt ist es eine Trainerentscheidung, die man akzeptieren muss."