Highlight-Spiele mit dem FC Red Bull Salzburg, Anfeindungen der Fans seines ehemaligen Arbeitgebers SK Rapid Wien, Nachnominierung ins ÖFB-Nationalteam - langweilig wird Maximilian Wöber zurzeit kaum.
Vor allem die Transparente für und gegen seine Person in Hütteldorf sorgten in den vergangenen Wochen für jede Menge Aufregung.
"Ich habe es natürlich erwartet und für mich war klar, dass es kommt. Was ich nicht erwartet habe, ist, dass meine Familie so beschimpft wird, sondern dass alles auf mich geht, so wie es auch sein soll", erklärt Wöber dazu bei seinem ÖFB-Medientermin am Montag.
Am Rande des Cup-Schlagers gegen Salzburg protestierte der harte Kern der Rapid-Fans mit untergriffigen Plakaten gegen Wöber. Als dieser gegen Hartberg in einer VIP-Loge mit einem "So-ist-Rapid-nicht"-Transparent in Schutz genommen wurde, ist dieses von Mitgliedern der Fankurve abmontiert worden.
Anrufe von Sportchef Barisic und Präsident Krammer
Dies war nicht der einzige Zuspruch von grün-weißer Seite, den der Innenverteidiger in dieser Causa erhielt.
"Zoki Barisic hat mich angerufen, der Präsident hat sich bei meinen Eltern gemeldet. Das war sehr okay vom Verein."
"Zoki Barisic hat mich angerufen, der Präsident hat sich bei meinen Eltern gemeldet. Das war sehr okay vom Verein. Aber ich möchte nicht in der Vergangenheit hängen bleiben, irgendetwas nachweinen oder mich gekränkt fühlen. Es ist passiert und fertig."
Für ihn selbst sei die Angelegenheit mit Schlusspfiff erledigt gewesen: "Ich habe noch einmal mit meiner Familie darüber geredet und das war's. Für uns ist die Sache erledigt."
Chance auf Normalität mit Rapid-Fans?
Ob seine Familie schockiert gewesen sei, dass auch sie verbal attackiert wurde? "Ich glaube, das ist für niemanden schön, so etwas möchte keine Familie erleben. Aber es ist passiert und wir sind damit gut umgegangen."
Dass Wöber diese Causa abhaken möchte, liegt auf der Hand. Man darf jedoch davon ausgehen, dass er irgendwann mit Salzburg im Allianz Stadion auflaufen wird - im Cup wurde er ja von Salzburg-Coach Jesse Marsch aus der Startelf rotiert. Ob er hofft, dass irgendwann Normalität in der Beziehung zu den vom Wechsel zu den "Bullen" enttäuschten Rapid-Fans einkehrt?
Wie er in Zukunft empfangen wird, könne er nicht sagen: "Also ich glaube nicht, dass ich in Hütteldorf mit offenen Armen empfangen werde. Aber man weiß nie, was passiert. Eigentlich möchte ich mich damit gar nicht befassen, denn wenn ich jetzt nur noch über solche Sachen nachdenke und mir bei jeder Auswärtspartie - egal wo - Gedanken mache, ob sie mich schimpfen oder auspfeifen, dann brauche ich nicht mehr außer Haus gehen. Wenn es so weit ist, wir wieder gegen Rapid spielen und ich in der Startformation stehe, wird man eh sehen, was passiert."
Zurück in eine schwächere Liga
Aktuell gelten Wöbers Gedanken ohnehin mehr Salzburg und dem Nationalteam. Ob es wirklich der richtige Schritt sei, in Salzburg wieder die Bundesliga in Kauf zu nehmen, spielte auch in den Überlegungen des 21-Jährigen nach seinen Stationen bei Ajax Amsterdam und dem FC Sevilla eine Rolle.
"Es waren zwei super Jahre im Ausland, in denen ich sehr viel dazugelernt habe. Aber wenn man als junger, noch nicht so ganz gefestigter Bursche ins Ausland geht, ist nicht alles so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt."
"Es ist auf alle Fälle zurück in eine schwächere Liga, in der man dominiert und viele Partien hoch gewinnt. Aber ich habe diesen Schritt bewusst gemacht, weil es wichtig war, dass ich wieder Spielpraxis bekomme und mein Selbstbewusstsein zurückbekomme, das ich einfach hatte, als ich nach Amsterdam gegangen bin."
Außerdem sei das soziale Leben ein wichtiges Argument gewesen: "Es waren zwei super Jahre im Ausland, in denen ich sehr viel dazugelernt habe. Aber wenn man als junger, noch nicht so ganz gefestigter Bursche ins Ausland geht, ist nicht alles so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt. Daher war es mir wichtig, dass ich wo hinkomme, wo ich weiß, dass ich mich wohl fühle und mein Umfeld um mich habe. In diesen zwei Jahren ist mir einfach klar geworden: Wenn ich mein Umfeld um mich habe und mich wohl fühle, dann kann ich meine besten Leistungen abrufen."
Training auf Niveau der deutschen Bundesliga
Nicht außer Acht lassen dürfe man, wenn man von schwächerer Liga spricht, die Trainingsqualität beim österreichischen Serienmeister.
"Man spielt ja nur ein Mal in der Woche und trainiert zehn Mal. Das Trainingsniveau ist auf jeden Fall nicht schlechter, als es bei Ajax oder Sevilla war. Wenn man nicht Gas gibt, laufen sie einem um die Ohren", verdeutlicht Wöber und meint weiter:
"Da ist nichts mit drei Mal in der Woche ein bisschen lockerer trainieren, sonst wird man am Wochenende nicht auflaufen. Das Spiel ist dann eher das Zuckerl, wo man bestätigen kann, was man im Training geleistet hat. Wichtig ist, dass die Trainingsqualität stimmt und sie ist auf alle Fälle auf deutschem Bundesliga-Niveau. Da bin ich mir zu 100 Prozent sicher."
Erneuter Sprung ins Ausland ein Thema
Nach eineinhalb Jahren bei Ajax Amsterdam und dem vergangenen Frühjahr beim FC Sevilla soll die Legionärs-Karriere noch nicht abgeschlossen sein. Wöber denkt durchaus daran, irgendwann wieder den Sprung über die Landesgrenzen hinaus zu schaffen:
"Ich bin jetzt 21 und war schon zwei Jahre im Ausland, also denke ich, dass ich mir mit dem Schritt jetzt nichts verbaue - im Gegenteil: Jetzt gilt es, mich zu festigen, stärker zu werden und ja, wenn sich die Möglichkeit ergibt, bin ich natürlich nicht abgeneigt, noch einmal den Schritt zu machen."
"Ich bin jetzt 21 und war schon zwei Jahre im Ausland, also denke ich, dass ich mir mit dem Schritt jetzt nichts verbaue - im Gegenteil: Jetzt gilt es, mich zu festigen, stärker zu werden und ja, wenn sich die Möglichkeit ergibt, bin ich natürlich nicht abgeneigt, noch einmal den Schritt zu machen."
Vom Umfeld her sei die Betreuung für die Spieler in Salzburg "sehr ähnlich wie bei Ajax, vielleicht sogar noch eine Spur professioneller. Der einzige Unterschied ist die Spielphilosophie, denn Ajax steckt noch ein bisschen in diesem Johan-Cruyff-System, Ballbesitz-Fußball zu spielen. Wir wollen eher Power-Fußball spielen."
So wie Wöber über die menschliche Komponente bei RBS schwärmt, dürfte er diesbezüglich ohnehin den Jackpot geknackt haben: "Der Trainer betont fast jeden Tag, dass es das Wichtigste ist, dass wir Spaß beim Training haben und so ist es auch für jeden: Fast jeder Spieler spricht ein bisschen Deutsch, das ganze Training wird auf Deutsch geleitet. Es ist einfach irrsinnig lustig, der Schmäh rennt die ganze Zeit - auch neben dem Fußball wird mit den Familien sehr viel unternommen. Es ist wirklich ein sehr familiärer Klub, bei dem sehr darauf geschaut wird, dass es allen Jungs, vor allem jenen aus dem Ausland, an nichts fehlt und sie sich einfach wohl fühlen."
ÖFB-Stammplatz als Anspruch
In Salzburg hat sich Wöber schnell als Stammkraft etabliert und dies ist auch sein klares Ziel im Nationalteam: "Es muss mein Anspruch sein, dass ich beim A-Team Stammspieler werde oder zumindest jedes Mal dabei bin. Dafür muss ich dementsprechende Leistungen abrufen. Ich denke, das habe ich in den letzten Wochen auch gemacht."
Der Wiener bestritt die beiden Auftakt-Spiele in die EM-Qualifikation gegen Polen und in Israel von Anfang an, fiel für den Juni-Lehrgang jedoch verletzt aus. Ob er enttäuscht gewesen sei, dass er im Herbst nicht wieder direkt in den Kader nominiert wurde? Wöbei rutschte diesmal erst nach dem Ausfall von Philipp Lienhart nach.
"In der Vorbereitung mit Sevilla war es nach der langen Verletzung eher ein Herantasten. Vor der Kaderbekanntgabe für den September hatte ich dann nur ein Pflichtspiel. Daher habe ich beim letzten Mal nicht erwartet, dass ich fix dabei bin. Der Teamchef hat mich auch angerufen, was ich sehr nett von ihm gefunden habe, und mir gesagt, dass ich diesmal nur auf Abruf dabei bin, aber immer noch fester Bestandteil des Kaders bin und ein wichtiger Spieler bleibe."
Dieser Lehrgang wird nun eine weitere Gelegenheit, sich zumindest einen fixen Kaderplatz zu sichern. Angesichts der hohen Dichte in der Abwehr wird dies nicht einfacher werden:
"Natürlich, die Konkurrenz ist riesig. Gerade auf der Innenverteidiger-Position haben wir irrsinnig viel Qualität - vor allem viele junge Spieler so wie ich, die Woche für Woche spielen. Es ist ein harter Konkurrenzkampf, in dem man sich nur mit Leistung empfehlen kann."