Marko Arnautovic feiert bei diesem Lehrgang gleich zwei Jubiläen.
Gegen Nordirland bestreitet der West-Ham-Legionär am Freitag sein 75. Länderspiel. Sein ÖFB-Debüt am 11. Oktober 2008 auf den Färöer jährt sich bereits einen Tag davor zum zehnten Mal.
Im Mittelpunkt steht vorerst jedoch die Bewältigung der jüngeren Vergangenheit. Konkret geht es um die Aufregung rund um das von Edin Dzeko nach dem Nations-League-Duell in Bosnien-Herzegowina um 3 Uhr in der Früh gepostete Foto der beiden in einem Lokal, das in der Folge hohe Wellen schlug.
"Von euch wurde das natürlich zelebriert, als hätte ich um 3 Uhr in der Nacht 'bummzua' irgendwo mit Dzeko ein Foto gemacht", ärgert sich Arnatovic und holt zu einer intensiven Medienschelte aus.
Arnautovic: "Ich rede auch nicht über dein Leben"
"Das Foto wurde nicht um 3 Uhr in der Nacht gemacht. Das ist mal Nummer eins. Nummer zwei ist: Niemand hat das Recht, über mein Privatleben zu reden. Niemand! Das ist mein Leben. Ich rede auch nicht über deines, nicht über deines und nicht über deines", geht der 29-Jährige die anwesenden Journalisten der Reihe nach durch.
"Es war alles ausgemacht. Edin Dzeko hätte sich auch mit mir getroffen, wenn wir gewonnen hätten. Wir haben uns lange nicht gesehen."
Es folgt seine Erklärung des Bilds: "Ich wurde vom Teamchef freigestellt. Es war alles ausgemacht. Edin Dzeko hätte sich auch mit mir getroffen, wenn wir gewonnen hätten. Wir haben uns lange nicht gesehen. Ich muss ehrlich sagen, großes Lob an Dzeko: Als ich damals nach Manchester übersiedelt bin, hat er mir sehr geholfen. Wir haben uns lange nicht gesehen. Die einzige Chance war, sich nach dem Spiel zu sehen."
Die Reaktionen auf das Foto habe er nicht gelesen, er hätte jedoch von ein paar Kommentaren gehört: "Ich brauche jetzt keine Namen zu nennen - ihr wisst genau, wer die waren. Die sollen einfach auf sich schauen. Denn ich habe noch nie irgendeinen Namen in den Mund genommen oder irgendjemanden in den Medien kritisiert. Dann sollte es von anderer Seite auch nicht kommen. Habt ihr es schon einmal, seit ich im Nationalteam bin, erlebt, dass ich hier am Tisch gesessen bin und einen Menschen kritisiert habe? War das ein Mal der Fall? Nein! Das hat mit Respekt zu tun. Man sollte sich respektieren, dann respektiere ich auch zurück. Ich denke, ich habe schon viel fürs Nationalteam gemacht. Ich gebe immer alles für dieses Land. Man muss schon ein bisschen Respekt zeigen."
"Ich gebe seit zehn Jahren alles für das Land"
"Wenn ihr über Fußball schreibt oder fußballerisch etwas über mich sagt - überhaupt kein Problem! Das ist euer Job. Aber über mein Privatleben? Ich will Respekt von jedem einzelnen, der über mein Privatleben redet", fordert Arnautovic und klopft dabei mehrmals auf den Tisch, "denn ich rede ja auch nicht über ein anderes Privatleben."
Über die Frage, wie privat ein Posting auf einem offiziellen Account eines Star-Kickers in einem sozialen Netzwerk wie Instagram ist, kann man geteilter Meinung sein. Fest steht jedoch: Der Fluch eines derartigen Postings ist, dass nur das Bild zu sehen ist, das aus dem Kontext gerissen werden kann.
"Genau das ist es", bestätigt Arnautovic, "aber es wurde geschrieben, dass ich bis 3 Uhr fort war, oder nicht? Aber ich gehe auch nicht zur Zeitung und sage: 'Du warst bummzua auf der Straße.' Ich rede auch nicht über euer Leben. Das ist mein Privatleben. Natürlich schreibt ihr, damit die Leute und die ganzen Experten wieder irgendetwas über mich zu reden haben."
Nach dieser Klarstellung erklärt der 74-fache Internationale das Thema für beendet und betont: "Ich weiß, dass ich in jedem Spiel alles für das Land gebe und das schon seit zehn Jahren. Ich habe nie nachgelassen und werde auch nicht nachlassen. Aber das wollte ich mal gesagt haben, damit die Leute wissen, wie sie einen respektieren sollen."
Arnautovic tut es für Herzog Leid
Nostalgische Gefühle überkommen Arnautovic angesichts seines Jubiläums eher weniger. Mehr als seine vergangenen zehn ÖFB-Jahre oder sein "75er" interessiert ihn, was noch vor ihm liegt:
"Morgen vor zehn Jahren war mein erstes Spiel, am Freitag ist es das 75. Ich bin mir hundertprozentig sicher, wenn ich gesund bleibe, schaffe ich die 100. Tut mir Leid für Andreas Herzog!"
"Ich fühle mich wie 20. Bei mir spielt es keine Rolle, wie alt ich bin. Ich spüre es nicht in meinem Körper, ich spüre es nicht in meinen Knochen. Ich bin immer noch so fit, wie ich es vor fünf, sechs, sieben Jahren war und kann immer noch einige Länderspiele machen."
Sein Ziel ist und bleibt, den Rekord von Andreas Herzog (103 Länderspiele) zu knacken: "Morgen vor zehn Jahren war mein erstes Spiel, am Freitag ist es das 75. Ich bin mir hundertprozentig sicher, wenn ich gesund bleibe, schaffe ich die 100. Tut mir Leid für Andreas Herzog! Aber es gibt auch noch ein paar andere Spieler, die es schaffen können, momentan aber noch hinter mir sind, wie David Alaba oder Aleksandar Dragovic. Es gibt einige Spieler, die die 100 schaffen können."
Als Kapitän übermotiviert? Arnautovic kontert
In Bosnien führte Arnautovic das Nationalteam erstmals als Kapitän aufs Feld. Ob ihm diese Ehre auch gegen Nordirland zuteil wird, weiß er noch nicht. Die Kritik, dass ihn dieses Amt gehemmt hätte, kann er überhaupt nicht nachvollziehen:
"Die Schleife war nie und wird nie zu groß für mich sein!"
"Da haben die Leute ja auch geredet, dass die Schleife wahrscheinlich ein bisschen zu groß für mich ist. Auch das hat mit Respekt zu tun. Die Schleife war nie und wird nie zu groß für mich sein!", stellt Arnautovic energisch klar und betont:
"Ich bin für alles bereit. Ich habe auch ohne Schleife ein Standing in der Mannschaft gehabt und probiert, die Mannschaft anzutreiben, meine Meinung gesagt und das wird immer so bleiben. Nicht falsch verstehen: Es ist natürlich eine sehr große Ehre, Österreich auf den Platz zu führen. Das erste Mal war ein sehr schönes Gefühl für mich und wird es auch weiter sein, sollte ich weiter Kapitän bleiben, bis Julian Baumgartlinger zurückkommt. Keine Ahnung, für wen sich der Trainer entscheidet, aber es wäre eine Ehre und ich würde weiter mit Stolz diese Schleife tragen."
An der Rolle als Spielführer sei es jedenfalls nicht gelegen, dass ihm in Bosnien nicht so viel wie gewohnt gelungen ist. Dem Eindruck, dass er als Kapitän noch mehr leisten wollte und daher übermotiviert war, widerspricht er:
"Ich will in jedem Spiel alles geben, ich will jedes Spiel ein Tor machen! Natürlich war es ein Ansporn für mich, das Spiel zu entscheiden. Dafür bin ich im Spiel. Dafür stehe ich da vorne, damit ich Spiele entscheide. Es wollte einfach nicht sein, auch wenn wir sehr gute Aktionen hatten. Natürlich hätten wir vor dem Tor konsequenter sein müssen, aber wenn man schaut, hat Bosnien eigentlich keine Chancen gehabt. Sie haben ja nur auf unsere Fehler gewartet und dann probiert zu kontern. Auch das ist wieder ein Zeichen von Respekt, dass man gegen uns tief steht, probiert Bälle abzufangen und dann auf Konter zu gehen. Früher war das nicht der Fall. Früher waren wir in der Defensive und die anderen haben angegriffen."