Der Debüt-Treffer im Nationalteam fällt für gewöhnlich unter die Kategorie jener Tore, die man sein restliches Leben lang nicht mehr vergisst.
So wird es wohl auch Xaver Schlager gehen, der beim 2:1-Erfolg in Nordirland in Minute 49 das 1:0 erzielte und somit erstmals im ÖFB-Dress jubeln durfte.
"Ganz komisch eigentlich. Ich war voll ruhig", wird sich der 21-Jährige jedoch nicht an überbordende Glücksgefühle erinnern, "es war jetzt nicht so, dass ich irgendwo hingestürmt und komplett ausgezuckt bin. Es war einfach noch viel Zeit auf der Uhr. Es war gerade einmal der Beginn der zweiten Halbzeit, also habe ich gewusst, dass es nicht das entscheidende Tor war. Darum war ich eigentlich ganz ruhig. Ich denke, es war einfach eine innere Freude."
VIDEO von Schlagers erstem Länderspiel-Tor:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Schlager/Lazaro hätte gute Quote ergeben
Ob der Premieren-Treffer im ÖFB-Dress ein Meilenstein seiner noch jungen Karriere sei? "Jedes Tor tut gut. Sicherlich wird das wahrscheinlich in Erinnerung bleiben, weil es das erste beim Nationalteam ist. Ich bin einfach froh, dass ich getroffen und der Mannschaft geholfen habe. Das ist das Wichtigste. Durch den Sieg ist es halt noch cooler."
Zum Siegtorschützen avancierte letztlich Valentino Lazaro, womit die beiden jüngsten Mitglieder der Startelf jeweils ihr erstes Länderspiel-Tor bejubeln durften. "Vor dem Spiel hätte wohl keiner gedacht, dass Xaver Schlager und Valentino Lazaro die Torschützen sein werden", schmunzelte Lazaro nach dem Spiel.
Eine Einschätzung, die Schlager teilt: "Ich glaube, da hätten wir eine gute Quote zusammengebracht, wenn wir darauf getippt hätten. Aber das passiert einfach, zum Glück kann man das nicht vorhersagen. Es ist immer lustig, welche Geschichten rauskommen. Dass wir beide treffen, hätte sich keiner gedacht."
Schlager will nicht Gesprächsthema sein
Geschichten über den Salzburg-Kicker gab es schon vor seinem Tor einige zu lesen, schließlich zählte er nach seiner Einwechslung zu den positivsten Erscheinungen der Nullnummer gegen Bosnien.
"Da kann ich ja nicht so viel dafür. Ich will mich ja nicht zum Gesprächsthema machen. Ich schaue einfach, dass ich meine Leistung am Platz abrufe."
"Wenn man so gelobt wird und man reagiert mit einem Tor, ist das schon sehr stark", zieht Kapitän Julian Baumgartlinger den Hut. Auch David Alaba zeigt sich beeindruckt: "Der Junge hat das sehr gut gemacht. Er haut sich voll rein, hält sehr gut dagegen, ist spielerisch sehr stark, im Zweikampf sehr gut, erobert auch immer wieder Bälle. Ein sehr, sehr guter Junge."
Schlager versucht alleine schon von seinem Naturell her die Schlagzeilen und den Rummel nicht zu nah an sich heranzulassen: "Da kann ich ja nicht so viel dafür. Ich will mich ja nicht zum Gesprächsthema machen. Ich schaue einfach, dass ich meine Leistung am Platz abrufe. Wenn die gut ist und wenn der Trainer zufrieden ist, habe ich ein Ziel erreicht. Wenn ich der Mannschaft durch ein Tor oder anderen Aktionen weiterhelfe, ist das für mich eigentlich das Beste. Das ist mein Ziel."
Keine so große Pfeif-mir-nix-Mentalität
In dem Punkt, dass er nichts dafür kann, irrt der 21-Jährige logischerweise. Es sind natürlich vordergründig seine guten Leistungen, die ihn zum Gesprächsthema machen. Dabei ist auch immer wieder von seiner Pfeif-mir-nix-Mentalität die Rede, die zuletzt auch Teamchef Franco Foda lobte.
"Ich glaube gar nicht, dass ich eine so große Pfeif-mir-nix-Mentalität habe", findet Schlager selbst, "also ich mache mir schon Gedanken darüber, wie das Spiel so läuft. Aber ich denke einfach, ich habe genug Selbstvertrauen vom Verein, bin gut drauf und denke nicht zu viel nach. Ich habe eben auch nicht solche Probleme wie andere Spieler, die vielleicht gerade im Abstiegskampf verwickelt sind. Das ist für mich eine einfachere Situation, weil ich befreit aufspielen kann. Ich habe noch keinen so großen Druck, darum läuft es ganz gut."
Seine Druckresistenz scheint derzeit definitiv einer der größten Vorzüge zu sein. "Ich sage es immer wieder: Ich versuche einfach, dass ich am Platz ruhig bleibe", meint Schlager, "wenn ich mich nervös machen lasse, wird das nix. Wenn ich ruhig bleibe, kann ich die gute und richtige Entscheidung treffen. Also in meinen Augen geht es da nicht so um die Mentalität, sondern dass es meinem Spiel hilft, wenn ich ruhig bleibe."
Ein verlorenes Training und der Tag war vorbei
Ob es denn gar nichts gibt, was ihn nervös macht? Diesbezüglich fällt dem Shootingstar dann doch etwas ein:
"Früher hat es mich immer aufgeregt, wenn ich verloren habe. Dann war der Tag vorbei. Selbst wenn ich im Training verloren habe, war immer der ganze Tag vorbei. Mittlerweile geht es weiter im Leben."
"Manchmal, wenn der Schiedsrichter eine Fehlentscheidung trifft und ich sehe, es ist unfair. Das macht mir weniger Spaß, weil es für mich immer das Wichtigste ist, dass es fair ist. Aber mit der Zeit lernt man, dass das einfach passiert, dass man dann einfach weiterspielen und versuchen muss, ruhig zu bleiben."
Und auch in seinem Alter kann man bereits gereifter sein: "Früher hat es mich immer aufgeregt, wenn ich verloren habe. Dann war der Tag vorbei. Selbst wenn ich im Training verloren habe, war immer der ganze Tag vorbei. Mittlerweile geht es weiter im Leben. Es ist nicht das Wichtigste, ob man heute im Training gewinnt oder nicht. Ich habe mich sicher weiterentwickelt."
Bald Stammspieler?
Die Überraschung, wenn sich Schlager 2019 endgültig zur Nationalteam-Stammkraft weiterentwickeln würde, wäre nach derzeitigem Wissensstand keine allzu große. Ein Gewinner des letzten ÖFB-Lehrgangs 2018 ist er definitiv.
"Sicherlich waren das jetzt zwei gute Spiele für mich. Hoffentlich folgen noch mehr und auch noch bessere", hat der Blondschopf noch viel vor, "aber wichtig war jetzt vor allem einmal der Sieg in Nordirland. Gott sei Dank haben wir den geschafft."