Standesgemäß mit "I am from Austria" startete noch in der ÖFB-Kabine eine Party-Nacht, die alle Chancen hat, eine besonders gelungene zu werden.
Noch im Tofiq Bahramov Stadion häuften sich die emotionalen Szenen.
So wurde etwa die Pressekonferenz von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick vorzeitig beendet, weil ihm einige seiner Schützlinge eine Bierdusche verpasst haben.
"Herr Rangnick hatte Durst, also haben wir ihm etwas zum Trinken gebracht", streicht Maximilian Wöber eher den Service-Gedanken dieser Aktion hervor.
Dass man den Mund des Chefs leider knapp verfehlt hat, sei nur am Rande erwähnt.
Ein Freifahrtschein des Teamchefs
Wöber gehörte mit Christoph Baumgartner zu den frühen Zeremonienmeistern eines Abends, welcher durch den 1:0-Sieg in Aserbaidschan ermöglicht wurde.
— christoph geiler (@ChristophGeiler) October 16, 2023
Dass dieser mitunter holprig zustande gekommen ist, interessierte nach Schlusspfiff nachvollziehbarerweise keinen mehr. "Deutschland wir kommen", hieß das Motto - oder auch "Alles machbar beim Nachbar", wie es auf den T-Shirts der ÖFB-Delegation geschrieben stand.
"Der Teamchef hat uns einen absoluten Freifahrtschein gegeben. Er hat gemeint, ihm ist wurscht, was wir heute machen, und wir werden ihm mal zeigen, wie Österreicher richtig feiern", verkündet Wöber.
Eine Ansage, die Rangnick auf Nachfrage grinsen lässt.
Rangnick: "Ich weiß von nix!"
Eigentlich habe er nämlich folgendes gesagt: "Ich war viel zu viele Jahre Vereinstrainer und weiß daher, dass die Vereinstrainer alle hoffen, dass die Jungs heute früh schlafen gehen und ausgeruht zurückkommen. Also habe ich gesagt: Ich weiß von nix! Ihr seid alt genug, macht was ihr wollt!"
Dass man dieses Kommando eventuell als Freifahrtschein interpretieren könnte, ist wohl auch dem 65-Jährigen bewusst.
Es soll ja auch schlechtere Party-Städte als Baku geben.
Zumindest wenn man es in Aserbaidschans Hauptstadt schafft und nicht an der Grenze abgewiesen wird.
Baumgartner: Der Teammanager hat alles versucht, damit Rangnick nicht mitkommt
"Es ist auch für den Teamchef ein besonderer Tag. Auf ihn hat doch viel Druck gelastet, aber er hat die Einreise doch noch geschafft. Gestern beim Abendessen wussten wir noch nicht, ob das funktioniert. Der Teammanager hat wirklich alles versucht, dass er nicht mitkommt", lacht Baumgartner.
Hintergrund: Die Visum-Probleme von Rangnick und Co-Trainer Peter Perchtold entstanden dadurch, dass auf ihren Anträgen die falsche Staatsangehörigkeit vermerkt war. Österreich statt Deutschland. Auch eine Art "I am from Austria".
"Der Umgang der Jungs untereinander ist einfach großartig. Sie sind wirklich außergewöhnlich in diesem Bereich. Das ist auch eine große Stärke dieser Mannschaft."
Was Baumgartner damit wohl eigentlich sagen will - Feste muss man feiern, wie sie fallen: "Er genießt es wahrscheinlich gerade genauso wie wir."
Logisch, dass in den Katakomben des Stadions der Schmäh lief, und das genoss Rangnick nach der Bierdusche im Trainingsanzug gekleidet - in der Tat.
Rangnick: "Der Umgang der Jungs ist großartig"
Es steht nämlich neben der sportlichen Komponente ebenfalls dafür, was diese Mannschaft in den Augen des Cheftrainers so speziell macht.
"Die Jungs sind ein richtig verschworenes Team. Egal wer da ist oder nicht da ist, sie freuen sich aufeinander. Der Umgang der Jungs untereinander ist einfach großartig. Sie sind wirklich außergewöhnlich in diesem Bereich. Das ist auch eine große Stärke dieser Mannschaft", so Rangnick.
"Ich habe mal gehört, man singt laut, falsch und mit Begeisterung. Das trifft auf uns beide perfekt zu."
Dazu komme die Qualität im Kader: "Wenn uns dann wie heute neun potenzielle Startelf-Spieler ausfallen, merkt man ab und zu ein bisschen, dass es dann spielerisch ein bisschen rumpelt. Aber das ist auch normal."
Denn: "Die Belgier haben sich hier auch schwer getan und nur mit Mühe 1:0 gewonnen. Heute ging es nur um den Sieg und um nichts anderes. Wir sind froh, dass wir es selbst aus eigener Kraft klar gemacht haben."
"Leadsänger" Baumgartner
Und diesen Umstand kann man schon mal feiern. Schon in der Kabine wurde zu diversen Klassikern mitgegrölt. Als Leadsänger wurde von den Kollegen Baumgartner ausgemacht.
"Der 'Baumerl' ist immer und überall dabei", berichtet Alexander Schlager. Konrad Laimer bestätigt: "Singen kann er net, aber er macht es mit so viel Leidenschaft und Herz, dass es sehr gut klingt."
Auch Wöber findet, dass der Leipzig-Legionär diesbezüglich viel gelernt habe "von den erfahrenen Hasen".
"Man singt laut, falsch und mit Begeisterung"
"Der Wöber ist ein Jahr älter als ich und redet, als ob er sieben Jahre älter wäre", grinst Baumgartner und meint:
"Der Maxl und ich genießen das schon. Ich habe mal gehört, man singt laut, falsch und mit Begeisterung. Das trifft auf uns beide perfekt zu."
"Da samma beide Weltklasse", nickt Wöber.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Feiern und falsch singen!