Mit 84 Länderspielen und 26 Toren ist Marko Arnautovic in den jeweiligen ÖFB-Ranglisten im Spitzenfeld anzufinden.
Mehr als die persönlichen Statistiken interessiert den 30-Jährigen jedoch, dass auch Turnier-Teilnahmen mit dem Nationalteam in seinem Lebenslauf stehen.
Am Samstag gegen Nordmazedonien könnte nach der EURO 2016 die zweite Qualifikation für ein Großereignis in der Karriere des China-Legionärs fixiert werden.
"Ich will natürlich bei Turnieren dabei sein", sagt Arnautovic, "ich weiß, dass unsere Mannschaft diese Qualität hat, und ich weiß natürlich auch, dass wir bei der letzten EURO verkackt haben. Das wollen wir wieder gut machen. Wenn wir es zur EURO schaffen, wollen wir es natürlich besser machen. Das ist mein Ziel."
Bock auf ein Turnier
Im Oktober 2008 startete die ÖFB-Laufbahn von Arnautovic mit einem WM-Qualifikations-Spiel auf den Färöer. Seither folgten viele, viele weitere Quali-Duelle.
Turnier-Matches stehen erst deren drei zu Buche, und die verliefen 2016 in Frankreich bekanntlich nicht zufriedenstellend. Lust auf mehr haben sie dennoch gemacht.
"Ich will mit der Mannschaft bei Wettbewerben dabei sein und nicht immer auf Qualifikations-Reisen gehen, dann bei euch Journalisten stehen und sagen: 'Uns fehlt noch ein Punkt, uns fehlen noch zwei Punkte, uns fehlen noch drei Punkte, da ein Sieg, vielleicht dort ein Sieg.' Ich habe keinen Bock über das zu reden! Ich habe einfach Bock, zu einem Turnier zu fahren, damit du dort diesen Druck spürst, diese Emotionen spürst - dafür lebe ich! Ich bin kein Spieler, der ohne Emotionen kann", stellt Arnautovic klar und gerät bezüglich Turnier-Emotionen so richtig ins Schwärmen:
"Das brauchst du einfach! Es gibt nichts Schöneres als bei einer EURO zu sein. Das beginnt ja schon vorher beim Trainingslager, all die Sachen, die organisiert werden. Dann fliegst du zum Turnier, überall EURO, überall Fans - das ist das beste Gefühl, das es gibt!"
Ganz viel Bock auf eine Weltmeisterschaft
Sollte bei diesem Lehrgang nichts gravierend schief gehen, hat der Wiener ausgezeichnete Chancen, seine zweite Europameisterschaft zu erleben. Die EM ist jedoch bekanntlich nicht das einzige Großereignis, für das sich Österreich qualifizieren kann.
"Nach einer Weltmeisterschaft habe ich, glaube ich, keinen Bock mehr, nach Kasachstan, Aserbaidschan oder auf die Färöer zu fliegen. Dann muss ich den Stab an meinen kleinen Bruder Marcel Sabitzer weitergeben, die anderen können es dann weiterführen."
"Natürlich will ich bei dieser EURO dabei sein", betont Arnautovic, "aber ich hoffe natürlich, wenn wir bei der EURO dabei sind, dass wir auch einmal bei einer Weltmeisterschaft dabei sein können."
Der Stürmer deutet auf humorvolle Art und Weise an, dass eine etwaige Teilnahme an der WM 2022 in Katar der krönende Abschluss seiner Nationalteam-Karriere sein könnte.
"Nach einer Weltmeisterschaft habe ich, glaube ich, keinen Bock mehr, nach Kasachstan, Aserbaidschan oder auf die Färöer zu fliegen. Dann muss ich den Stab an meinen kleinen Bruder Marcel Sabitzer weitergeben, die anderen können es dann weiterführen", schmunzelt Arnautovic und deutet auf den neben ihm stehenden Leipzig-Legionär.
Ob es Arnautovic hier eher um einen guten Spruch ging oder ob er tatsächlich mit dann 33 Jahren seine ÖFB-Laufbahn beenden würde, wird sich weisen. Sollte er fit genug sein, wäre ihm auch nach 2022 noch das eine oder andere Jahr im ÖFB-Trikot zuzutrauen.
Rekorde sind eher für die Freunde geil
Egal wann er sich aus dem Nationalteam verabschiedet, es könnte gut sein, dass er es als Rekordnationalspieler macht. Mit seinen 84 Länderspielen rangiert er in der ewigen Rangliste auf dem fünften Platz. Kommt er gegen Nordmazedonien und Lettland zum Einsatz, zieht er mit dem viertplatzierten Karl Koller (86) gleich.
Mit seinen 26 Treffen befindet sich Arnautovic in der ÖFB-Schützenliste auf dem siebenten Platz. Während es zu den 44 Toren von Toni Polster noch ein recht weiter Weg ist, fehlen zum Sprung aufs Stockerl nur zwei Treffer.
"Es waren nur schwarze Wolken über Österreich. Österreich ist dies, Österreich ist das, das Nationalteam ist nicht reif, zu junge Spieler, sie sind nicht alle motiviert. Aber das ist nicht so!"
"Ich kriege ein paar Sachen mit, weil meine Freunde von den Medien begeistert sind und es für sie extrem geil ist, das zu lesen", lacht Arnautovic, für den diese Statistiken keine allzu große Rolle spielen würden:
"Das ist wahrscheinlich für die Außenstehenden mehr wert, da wird die ganze Zeit darüber gesprochen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich will nur, dass meine Mannschaft alles gewinnt, und dafür werde ich alles tun. Ihr kennt mich jetzt schon seit elf Jahren - ich war nie der Typ, der sich herstellt und sagt: Ich will die Tore machen, ich will das Spiel entscheiden. Wenn ich das Spiel entscheiden kann, wenn ich die Tore mache - perfekt! Wenn ich sie nicht mache, aber dafür auflege, bin ich auch glücklich. Aber ich bin immer dann am glücklichsten, wenn wir mit der Mannschaft gewinnen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß nicht einmal, was aktuell der Rekord ist. Ich bin keiner, der sich dafür so sehr interessiert."
Um Rekordnationalspieler zu werden, müsste Arnautovic die 103 Länderspiele von Andreas Herzog knacken. Aktuell ist dies noch Zukunftsmusik. Im Vordergrund steht, sich am Samstag die EURO-Party zu sichern. Nach dem kapitalen Fehlstart in die laufenden EM-Qualifikation wäre dies viel wert.
Die schwarzen Wolken über Österreich
"Danach war wieder alles schwarz", erinnert sich Arnautovic an den Beginn des Länderspiel-Jahres, "es waren nur schwarze Wolken über Österreich. 'Österreich ist dies, Österreich ist das, das Nationalteam ist nicht reif, zu junge Spieler, sie sind nicht alle motiviert.' Aber das ist nicht so! Jeder Spieler, der hierherkommt, ist höchst motiviert. Ich kann nur für mich persönlich sprechen: Wenn ich nicht motiviert wäre, würde ich den ganzen Trip nicht machen. Ich will zur EURO!"
Ab dem Juni-Lehrgang habe man bewiesen, dass diverse Vorurteile nicht stimmen: Das Unentschieden in Polen war nicht gerecht, wenn wir die Chancen machen, gewinnen wir dort. Ansonsten haben wir alles gewonnen. Jetzt stehen wir vor der Tür, die Tür ist schon zur Hälfte offen. Wir müssen sie jetzt noch ganz aufschieben."
Dieser Schritt fehlt jedoch noch, weshalb Arnautovic Fußball-Österreich beschwört, diesen Schritt nicht als Pflichtübung anzusehen:
"Wir müssen aufhören zu sagen: 'Es ist nur Nordmazedonien! Es ist nur ein Punkt!' So ist es nicht! Man hat gesehen, dass Nordmazedonien in Skopje gegen uns 1:0 geführt hat, auch wenn wir dann noch souverän gewonnen haben. Wir müssen höchst, höchst, höchst motiviert und konzentriert sein. Wir müssen alles dafür tun. Wir müssen mit dem Gedanken reingehen, dass wir drei Punkte wollen - wir wollen nicht einen Punkt, wir wollen drei Punkte. Dann wird passieren, was passieren wird, aber ich gehe vom Positiven aus. Es wird jedoch kein Spaziergang."